Das nächste Bürgerhaus wackelt: Stadt Vellmar will Grundstück in Vellmar-West an Investor verkaufen

Die Stadt Vellmar will das Bürgerhaus Vellmar-West loswerden. So steht es in einer Beschlussvorlage, über die das Stadtparlament heute entscheidet.
Vellmar – Laut Kämmerer Karsten Milzarek-Staub hat ein Investor Interesse angemeldet, das Grundstück zu kaufen, um dort „generationsübergreifenden Wohn- und Lebensraum“ zu schaffen. Das Bürgerhaus würde dann abgerissen werden.
„Wir sind der felsenfesten Überzeugung, dass wenn das Projekt realisiert wird, wir dort bessere Bedingungen haben werden als jetzt“, sagte der Stadtkämmerer in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung. Diese Gremien, die dem Parlament Empfehlungen aussprechen, sind so etwas wie ein Stimmungsbarometer. Und das zeigte am Donnerstagabend mit Stimmen von SPD und CDU klar in Richtung Verkauf. Lediglich die Grünen stimmten teils dagegen, teils enthielten sie sich.
Das Bürgerhaus im jüngsten Stadtteil (3000 Einwohner) ist nicht das einzige, das wackelt. Im Februar hatte das Parlament beschlossen, die Kosten für den Abriss des brachliegenden Bürgerhauses Obervellmar zu ermitteln. Das Ergebnis steht noch aus.
Abgeordnete entscheiden über Zukunft des Bürgerhauses in Vellmars-West
Sollten die Abgeordneten heute Abend den Plänen für Vellmar-West grundsätzlich zustimmen, wäre das allerdings nur der Startschuss für ein Interessenbekundungsverfahren. Ziel dieses fünf bis sechs Monate dauernden Konzeptwettbewerbs ist es, einen Bauvorhabenträger zu finden. „Die Stadt legt die Anforderungen fest. Bewerber haben die Möglichkeit, Konzepte vorzulegen“, erklärte Karsten Milzarek-Staub das Prozedere. Die Entscheidung, ob einer dieser Pläne verwirklicht wird, liege dann wieder bei der Stadtverordnetenversammlung. „Wir können das Verfahren jederzeit stoppen“, so der Kämmerer.
Trotzdem „sehr erschrocken“ von der Tragweite der Entscheidung zeigte sich die Grünen-Abgeordnete Annette Blumöhr: „Ich hätte mir im Vorfeld eine Bürgerversammlung gewünscht.“ Bürgermeister Manfred Ludewig (SPD) wies darauf hin, dass es lediglich darum gehe, den Markt zu sondieren. „Wir wollen ja erst einmal nur wissen, ob uns Investoren Angebote machen. Dann können wir natürlich die Bürger beteiligen.“ Christoph Schneehain (CDU) begrüßte die Pläne und erinnerte an die Haushaltslage. „Es war doch unser aller Ansinnen, Kosten zu sparen. Das ist jetzt eine Chance.“
Quadratmeterpreis der Fläche: 120 Euro
Der Restbuchwert des Bürgerhauses liegt nach Angaben des Kämmerers bei 421 000 Euro. Als Quadratmeterpreis der Fläche stehen 120 Euro in der Bilanz der Stadt. Für das 7000 Quadratmeter große Grundstück wären das 840 000 Euro.
Der Investor, der bereits sein Interesse hinterlegt hat, habe allerdings deutlich gemacht, dass sein bislang nicht näher erläutertes Konzept nur mit den angrenzenden Flächen der Kirche wirtschaftlich umsetzbar wäre. Insgesamt geht es also um ein 10 500 Quadratmeter großes Grundstück. Die Evangelische Kirchengemeinde Vellmar stehe einem Verkauf offen gegenüber, sagte Karsten Milzarek-Staub. Deshalb soll der Konzeptwettbewerb in Kooperation mit der Kirche erfolgen. (Sebastian Schaffner)