Vereinsmitglieder zeigen Verständnis für Corona-Regeln

Braucht es einen Test vor dem Fußballspiel oder reicht die Impfung, und wenn ja, die wievielte? Muss die Maske am Tisch im Vereinsheim getragen werden? Und was passiert, wenn ein Mitglied den Impfnachweis zuhause vergessen hat? Wer Mitglied in einem Verein ist, kennt diese Fragen. Und mit steigenden Inzidenzen scheint auch die Pandemie das Vereinsleben wieder zu bremsen. Aber nicht überall.
Kreis Kassel – Aber bremst das auch die Bereitschaft der Mitglieder, mit immer höheren Hürden am Vereinsleben teilzunehmen? Mit wie vielen Austritten haben Vereine zu kämpfen? Und bekommen Vorstände Gegenwind von Impfgegnern zu spüren? Fragt man das bei Vereinen im Landkreis nach, ist die Antwort überall ähnlich: Vereinzelt gibt es Austritte, aber die meisten Mitglieder sind oft dankbar für streng eingehaltene Regeln. Denn nur so können auch sie sich als Teilnehmer sicher fühlen und ihrem Hobby in Gesellschaft weiter nachgehen.
So in etwa beschreibt es auch Maren von der Ehe. Die 42-Jährige ist Vorsitzende im Landfrauenortsverein Rothwesten, der aktuell 80 Mitglieder hat, die zwischen 30 und über 80 Jahre alt sind. Austritte hat sie kaum zu beklagen. Während Weihnachtsfeiern und Neujahrsempfänge bei vielen abgesagt wurden, hat der Landfrauenverein Rothwesten für diese Treffen sogar eine Warteliste geführt – so hoch war die Nachfrage.
Seit Sommer treffen sich die Landfrauen in Rothwesten wieder monatlich, es gibt ein Hygienekonzept, das überall ausliegt. Negatives Feedback gebe es seitdem nicht. Die Teilnehmerzahl war zuletzt auf 25 begrenzt, 2G galt auch schon vor der offiziellen Verordnung, erklärt von der Ehe.
„Für viele sind die Treffen wichtig“, sagt die Vorsitzende – für manche die einzige Gelegenheit, überhaupt in Gesellschaft zu sein. „Einige sind allein oder haben sowieso schon wenig Kontakte.“ Deshalb tut der Verein viel, um im Pandemiegeschehen das maximal Machbare aus dem Vereinsleben zu holen: Anmeldungen zu Treffen können bis zum Tag vorher abgesagt werden, erklärt Maren von der Ehe. „Es soll keiner Angst haben oder sich unwohl fühlen.“ Wenn dann doch mal nur zwei Teilnehmerinnen da sind, „sind wir es auch für sie“.
Was die Kontrolle der geltenden Corona-Regeln anbelangt, sind sich die Mitglieder einig: Es gibt keine Ausnahmen. Das Verständnis sei da. Wenn jemand den Impfnachweis nicht dabei habe, müsse er ihn eben holen, um dabei sein zu können.
Dass die Regeln eingehalten und kontrolliert werden, fordern auch viele Vereinsmitglieder im KSV Baunatal ein, erzählt Vorstandsmitglied Katrin Eschstruth. Manche machen ihr Kommen zu einem Sportangebot sogar von einer bestimmten Gruppengröße abhängig, sagt sie. Darauf und auch auf Abstand achte der KSV. Natürlich gebe es auch die „Hardliner, die total gegen die Regeln sind“, und sinnlose Diskussionen führten. Mittlerweile seien die aber ausgetreten. Seit der Pandemie habe der KSV über 1000 Mitglieder verloren.
„Je länger es dauert, desto eher stellen die Leute ihre Mitgliedschaft ein“, berichtet Roland Tölle vom Sportkreis Region Kassel. Dass es zu einem Hotspot in einem Verein gekommen ist, sei ihm bisher nicht bekannt. Aber auch Tölle beobachtet hauptsächlich verständnisvolle Reaktionen, nur vereinzelt das Gegenteil. „Vereine bilden die Gesellschaft ab“, sagt Tölle, der auch Vorsitzender des OSC Vellmar ist. Und die sei zum Teil gespalten.
Auch in kleineren Vereinen abseits vom Sport gibt es vereinzelt Austritte, wenn auch bei Weitem nicht so viele. So berichtet der Geschichtsverein Helsa, dass zwei Mitglieder aus Protest ausgetreten sind, nachdem der Verein „in Unkenntnis der Wahrheit“ in einem Brief an die Mitglieder schrieb: Zum Glück gebe es in den eigenen Reihen keine Impfgegner und Coronaleugner. (Valerie Schaub)