Einsatz für sicheren Schulweg: Schulen im Altkreis Melsungen wollen Problem mit Elterntaxis angehen

Elterntaxis sind im Altkreis Melsungen ein Problem. Schulen wie die Wolfgang-Fleischert Schule in Röhrenfurth und die Schule am Kirschberg in Neuenbrunslar handeln jetzt.
Insbesondere zum Unterrichtsanfang und -ende verstopfen Elterntaxis, also Väter und Mütter, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, die Straßen und sorgen für Verkehrschaos. Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen – wie beispielsweise an der Kirschberg Schule in Neuenbrunslar. Das bestätigt die Schulleitung gegenüber der HNA.
Die Grundschüler dort haben einen Brandbrief an Felsbergs Bürgermeister Volker Steinmetz geschickt. In dem Brief schildern die Grundschüler die gefährliche Situation und fordern die Verantwortlichen dazu auf, schnellstmöglich für Abhilfe zu sorgen. Sie fordern unter anderem ein absolutes Halteverbot sowie eine Einbahnstraßenregelung an der Schule.
Stadt Melsungen will Möglichkeiten mit Ordnungsamt, Polizei und Landkreis prüfen
Er habe die Situation im Blick, sagt Steinmetz: „Wir müssen es hinbekommen, dass die Kinder sicher zur Schule kommen“, sagt er. Er befürworte das Schreiben der Kinder und die darin enthaltenen Forderungen. „Ich bin dafür, dass wir aus Emissionsgründen, wegen der Lärmbelästigung und der Verkehrsgefährdung den Gebrauch von privaten Autos so gut wie möglich reduzieren“, sagt er. Die Stadt werde mit dem Ordnungsamt, der Polizei und dem Landkreis die Möglichkeiten prüfen und umgehend umsetzen.
Auch an der Christian-Bitter-Schule in Melsungen sind Elterntaxis ein Problem, heißt es vom Elternbeirat. Die Bushaltestelle sei zuletzt von Elterntaxis so blockiert worden, dass die Busfahrer nicht mehr halten konnten. Die Schule habe viele Gespräche mit Eltern geführt – vergebens. „Sie tun ihren Kindern keinen Gefallen“, heißt es weiter. Jetzt gibt es den Versuch, eine Elternhaltestelle zu etablieren. Das sei eine Option. Die Schule sei dabei im Gespräch mit der Stadt.
Die Wolfgang-Fleischert-Schule in Röhrenfurth hatte auch mit Elterntaxis zu kämpfen. Dort hat sich nun ein „Laufender Schulbus“ etabliert, um dem Problem entgegenzuwirken.
Brandbrief an Bürgermeister Steinmetz
Die Grundschüler der Schule am Kirschberg in Neuenbrunslar haben in ihrem Brief an den Bürgermeister auch Forderungen formuliert, um die Situation zu entschärfen. Sie lauten wie folgt: Absolutes Halteverbot auf der Straßenseite der Schule, eine Einbahnstraße von der Schule bis zur Hauptstraße, ein Elternparkplatz auf dem Parkplatz der Sporthalle, aufgemalte Fußabdrücke von der Elternhaltestelle bis zu Schule und Kindergarten.

Den Grundschulen in Melsungen, Neuenbrunslar und Röhrenfurth machen Elterntaxis zu schaffen. Die Schulleitungen sowie der Elternbeirat sahen sich jetzt zum Handeln gezwungen und auch die Kinder wollen das Verkehrschaos vor ihrer Schule nicht einfach so weiter hinnehmen. Den Kindern der Grundschule am Kirschberg in Neuenbrunslar hat es jetzt gereicht: Statt Schulunterricht organisierten die knapp 100 Schüler gemeinsam mit den Lehrern eine Demonstration gegen Elterntaxis. Gemeint sind Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto direkt vor der Schule absetzen oder abholen.
Schüler protestieren mit Plakaten vor der Schule
Auf Gehwegen neben der Hauptstraße und vor der Schule versammelten sich die Schüler mit Plakaten und gaben ihre Meinung lautstark kund: „Ein Elternparkplatz, der macht Sinn und ist für uns alle ein Gewinn.“
„Manche der Eltern warten mit ihren Autos direkt vor der Schule, lassen den Motor laufen, unterhalten sich und blockieren die Straße“, sagt Lehrerin Doreen Ziolkowski, 36 aus Gensungen. Das schafft Probleme: Der Schulbus wird blockiert, Kinder können leicht übersehen werden und Anwohner des umliegenden Wohngebiets beschweren sich.
Der Aktion vorausgegangen war ein Brandbrief der Grundschüler an Bürgermeister Volker Steinmetz und die Ortsvorsteher aus Neuenbrunslar, Altenbrunslar, Böddiger und Wolfershausen.
Ziel: Forderung nach Elterntaxiparkplatz in die Öffentlichkeit tragen
Das Ziel der Demonstration sei es, die Forderung der Kinder nach einem Elternparkplatz in die Öffentlichkeit zu tragen. Auch im Sinne des Klimaschutzes. Die Zahl der Autos soll reduziert werden „Die Kinder wissen, dass jeder etwas tun kann“, sagt Doreen Ziolkowski.
Für die Lehrerin ist klar: Der Schulweg für Kinder ist wichtig. Ansonsten würden sie nicht lernen die Gefahren im Straßenverkehr einzuschätzen. „Der Schulweg ist auch ein Weg in die Selbstständigkeit.“
Die Abhol- und Bringsituation vor der Schule habe sich in den vergangenen Jahren verschärft. Die Eltern hätten Angst, dass ihren Kindern auf dem Weg zur Schule etwas passieren könnte. Oft sei es aber auch Bequemlichkeit, wenn ein Elternteil mit dem Auto direkt vor der Schultür hält, sagt Ziolkowski. Zwar würden viele Eltern positiv auf den Vorschlag eines Elternparkplatzes reagieren, jedoch meist diejenigen, die nicht für die verschärfte Autosituation verantwortlich seien.
Elterntaxis: Schulleiterin aus Neuenbrunslar gibt sich optimistisch
Die Kinder finden laut Ziolkowski die Aktion super und sind stolz, dass sie den Erwachsenen Fehler aufzeigen. Erst kürzlich sagte eine Schülerin im Unterricht: „Ich habe Mama gesagt, dass ich den Schulweg alleine gehen kann und sie mich an der Turnhalle abholen kann.“
Schulleiterin Birgit Gerber, 59, aus Neuenbrunslar, gibt sich optimistisch: „Ich hoffe, dass die Eltern sich besinnen und ihr Verhalten ändern.“ Die Demonstration verlief laut Gert Kümmel von der Polizei Melsungen diszipliniert: „Die Kinder haben gute Vorschläge ausgearbeitet. Jetzt liegt es an der Schule, dem Ordnungsamt Felsberg und der Polizei eine Lösung zu finden.“
In Röhrenfurth gibt es seit Herbstferien die Haltestelle "Laufender Schulbus"
Ein positives Beispiel ist die Wolfgang-Fleischert-Schule in Röhrenfurth. An der Vierbuchenhalle in Röhrenfurth gibt es seit den Herbstferien die Haltestelle „Laufender Schulbus“. Dort treffen sich um 7.40 Uhr Kinder, die außerhalb Röhrenfurths wohnen und gehen die verbleibenden 500 Meter zur Schule zu Fuß.
Die Kinder würden aufeinander warten, sagt Schulleiterin Doris Ilgen. Bei nur 47 Schülern wüssten die Kinder sofort, wer fehle. Mittags könnten die Grundschüler dort wieder von den Eltern abgeholt werden. „Beim gemeinsamen Schulweg geht es nicht nur um die Umwelt, sondern auch um soziale Aspekte“, sagt Ilgen. Die Kinder seien an der frischen Luft und könnten sich mit ihren Freunden austauschen.
Auch an einer Schule im Kasseler Stadtteil Waldau gibt es Probleme mit Elterntaxis. Die Stadt Kassel hat erstmals Elternhaltestellen eingerichtet.