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„Erdbebenhilfe Kassel“: Vereine aus Nordhessen bilden großes Netzwerk

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Von: William-Samir Abu El-Qumssan

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Sie sind ein Teil der großen Hilfsaktion: Vordere Reihe (von links) Kübra Kizilaslan, Büsra Kesgin, Nurcan Inan, Nil Yaman, Özlem Ilten, Ferdi Keskin. Auf dem Gabelstapler: Cuma Cigerli. Hintere Reihe von links: Murat Çetinkaya, Seyfettin Eryörük, Gökhan Mete und Adil Ilten.
Sie sind ein Teil der großen Hilfsaktion: Vordere Reihe (von links) Kübra Kizilaslan, Büsra Kesgin, Nurcan Inan, Nil Yaman, Özlem Ilten, Ferdi Keskin. Auf dem Gabelstapler: Cuma Cigerli. Hintere Reihe von links: Murat Çetinkaya, Seyfettin Eryörük, Gökhan Mete und Adil Ilten. © William Abu El-Qumssan

Hilfsgüter für die Erdbebenopfer in der Türkei werden bei einer nordhessenweiten Aktion gesammelt. Mehr als 20 Vereine und andere Freiwillige haben die erste Lieferung auf den Weg gebracht.

Felsberg/Kassel – Mehr als 20 nordhessische Vereine und Gemeinschaften haben sich zusammengetan, um den Erdbebenopfer in der Türkei zu helfen. „Wir sind in der Sache vereint“, sagt Murat Çetinkaya, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs in Felsberg. Er berichtet im Namen der „Erdbebenhilfe Kassel“ von der beispielhaften Aktion. Am Dienstagabend (14.02.) gingen die ersten vier Lkw in Richtung Frankfurter Flughafen – mit rund 50 Tonnen an Hilfsgütern.

„Erdbebenhilfe Kassel“ heißt das Projekt, weil in Kassel – auf dem Gelände der Truck Inn GmbH – alle Sachspenden gesammelt werden. „Es ist ein Zusammenschluss verschiedener Vereine, Glaubensgemeinschaften aus Kassel, dem Landkreis, Melsungen, Hessisch Lichtenau und weiteren Orten“, sagt Çetinkaya.

„Erdbebenhilfe Kassel“: Verein aus Felsberg hilft

Doch auch Nordhessen ohne Vereinsangehörigkeit beteiligen sich an der Aktion. „Wir sind dankbar für jeden, der hilft“, sagt der Felsberger, der in Kassel ein Architekturbüro hat. Religions- und herkunftsübergreifend ist der Zusammenschluss, denn „es geht um Hilfe für Menschen“. Das vereine die Helfer.

Das sind die beteiligten Vereine an der Aktion „Erdbebenhilfe Kassel“

An der Hilfsaktion „Erdbebenhilfe Kassel“ sind laut dem Mitwirkenden Murat Çetinkaya aus Felsberg folgende Vereine und Gemeinschaften aus Nordhessen beteiligt:

Kassel: Islamische Gemeinschaft Milli Görüs – Ortsverein Kassel; Türkisch Islamische Gemeinde Kassel; Atib Türkisches Kulturzentrum Kassel; Türkisch Islamisches Kulturzentrum Kassel; Türkisch-Islamische Gemeinde Mattenberg; Türk Islam Küllür Kassel; Ditib Türkisch Islamischer Kultur Verein Kassel; Alevitische Gemeinde Kassel und Umgebung; UETD-Kassel; FIAV Kassel; SV Türkgücü Kassel 1972; FC Bosporus Kassel; Ausländerbeirat der Stadt Kassel.

Landkreis Kassel: Ditib Türkisch Islamische Gemeinde zu Baunatal; AnadoluSpor Baunatal; Ditib Türkisch Islamische Kultur Verein Hofgeismar; Ausländerbeirat der Stadt Baunatal.

Felsberg: Islamische Gemeinschaft Milli Görüs – Ortsverein Felsberg.

Werra-Meißner-Kreis: Ditib Türkisch Islamische Kultur Verein Witzenhausen; Eyüp-Sultan-Kulturzentrum Hessisch Lichtenau.

Weitere Vereine: Merhaba & Mahlzeit; Zeit für Kinder, Rize in Europe – Avrupa Rizeliler Dernegi.

Bereits kurze Zeit nach dem Erdbeben seien rund 50 Vorstandsmitglieder zusammengekommen. „Keiner von uns wollte untätig vor dem Fernseher sitzen.“ Ganz wichtig sei von Anfang an gewesen, „koordinierte und organisierte“ Hilfe leisten zu wollen. Die „Erdbebenhilfe Kassel“ arbeitet daher eng mit dem türkischen Katastrophenschutz Afad, der Hilfsorganisation Roter Halbmond und dem türkischen Generalkonsulat in Frankfurt zusammen.

Die Helfer vor Ort von der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad. Mit dieser arbeitet die „Erdbebenhilfe Kassel“ bei ihrer Hilfsaktion eng zusammen.
Die Helfer vor Ort von der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad. Mit dieser arbeitet die „Erdbebenhilfe Kassel“ bei ihrer Hilfsaktion eng zusammen. © AFP/Zein Al RIFAI

„Wir bekommen regelmäßig neue Bedarfslisten, die wir dann in unseren Vereinen vor Ort teilen“, erklärt Çetinkaya. Auch den betroffenen Menschen in Syrien würde die Helfer gerne Güter zukommen lassen. „Doch wir haben leider keine Kontakte in das Land“, sagt Çetinkaya. „Wir würden gerne auch dort helfen.“

Anfangs waren Pullover, Winterjacken sowie Babynahrung und Windeln gefragt. Das habe sich in den vergangenen Tag geändert. Aktuell stehen laut der „Erdbebenhilfe Kassel“ folgende Sachen ganz oben auf der Bedarfsliste:

Die Gegenstände sollten in neuem Zustand sein. Ideal ist es laut Çetinkaya, wenn die Spenden bei den Ortsvereinen und nicht an der Sammelstelle in Kassel abgegeben werden. Dort werden auch alle gesammelten Güter mit Gewicht in Excel-Tabellen festgehalten. Die Infrastruktur auf der Sammelstelle wurde laut Çetinkaya schnell geschaffen. Zwei Lagerhallen auf dem Truck-Inn-Firmengelände am Niestetalweg in Kassel wurden dafür leer geräumt: eine zum Verpacken und eine zum Palettieren der Spenden.

„Erdbebenhilfe Kassel“: Freiwillige helfen Tag und Nacht

Vor den Lagerhallen stehen mehrere Pavillons, um die Paletten gegen Regen zu schützen. „Die Pavillons hatten viele Vereine zur Verfügung gestellt, die diese von ihren Festen hatten“, sagt Çetinkaya. Die Helfer in den Lagern seien bunt gemischt – unter ihnen auch welche, deren Familien und Freunde von der Naturkatastrophe betroffen sind.

Tag und Nacht werde dort von den Freiwilligen alles erfasst und transportfähig gemacht. Die gute Vernetzung und Kontakte machen sich die Vereine bei der Hilfsaktion zunutze. „Es hat mich überrascht, wie viel wir dadurch erreichen können“, sagt Çetinkaya. Das sei ihm erst durch diese Katastrophe so richtig bewusst geworden. Ein Beispiel: Zum Verpacken der Transport-Paletten wird Stretchfolie benötigt. „Die nötige Maschine dafür hat einer der Helfer einfach mitgebracht.“ Und so sei es auch mit anderen nützlichen Dingen gewesen.

Ein Teil der ersten großen Lieferung aus Kassel in die Krisengebiete: Im Bild sind mehrere Paletten mit Generatoren.
Ein Teil der ersten großen Lieferung aus Kassel in die Krisengebiete: Im Bild sind mehrere Paletten mit Generatoren. © Murat Çetinkaya

Die Helfer suchen trotz der bislang erfolgreichen Spendensammlung weiter Unterstützer. „Wir suchen Institutionen, Privatleute, Gewerbetreibende und Firmen“, sagt Çetinkaya. Generell könne jeder, der unterstützen will, Kontakt zu den Vereinen in seinem Ort aufnehmen. Dort würden sie dann Auskunft bekommen, wie und womit sie helfen können.

„Wir haben in kurzer Zeit schon viel bewegt“, sagt der Felsberger. Doch die vier Lkw sollen erst der Anfang sein. Mit einem Flugzeug werden die Güter in die Türkei gebracht und dort von Afad in die Krisengebiete verteilt. „In den nächsten Monaten werden weiter Millionen Menschen dort obdachlos sein“, sagt Çetinkaya. Deshalb sollen viele weitere Lieferung aus Nordhessen die Betroffenen in der Türkei erreichen. (William Abu El-Qumssan)

Kontakt für generelle Fragen zur „Erdbebenhilfe Kassel“: Semiha Kasapoglu unter Tel. 01 76/84 69 93 70 oder per E-Mail an semiha.kasapoglu@gmx.de.

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