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Felsberger hat Räume für Not-Kita angeboten, wartete Monate auf Antworten

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Von: William-Samir Abu El-Qumssan

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Peter Pfaff hat seine Wohnung der Stadt Felsberg als Übergangskita angeboten und erhielt nach langem Warten eine Absage.
Peter Pfaff hat seine Wohnung der Stadt Felsberg als Übergangskita angeboten und erhielt nach langem Warten eine Absage. © William Abu El-Qumssan

Die Stadt Felsberg brauchte dringend Hilfe bei der Kinderbetreuung, Peter Pfaff wollte helfen – wurde dann aber im Regen stehen gelassen.

Felsberg – Der Felsberger Peter Pfaff hat in seinem Haus eine 72 Quadratmeter große Wohnung. Diese hat er vergangenes Jahr der Stadt Felsberg für die Nutzung als Not-Kita angeboten. Was er nicht ahnte, war, dass er neun Monate auf eine Entscheidung warten muss. Die Stadt entschied sich letztlich wie berichtet für eine andere Lösung. Pfaff hat seine Wohnung mittlerweile dem Tageselternverein angeboten.

Im Juli vergangenen Jahres hat die Stadt Felsberg auf ihrer Homepage nach „Wohnung oder Haus für den Betrieb einer Kinderkrippengruppe“ gesucht. Darauf hatte sich Pfaff gleich gemeldet. „Ich konnte mir das sehr gut vorstellen“, sagt der 68-Jährige.

Schon früher habe es bei ihm in Haus und Garten viel Trubel durch das Spielen von Kindern gegeben. Die zurzeit leer stehende Erdgeschosswohnung würde sich dafür anbieten, dachte er.

Zusage durch Stadt Felsberg im August 2022

Mitte August gab es dann eine Begehung, Ende August war die Genehmigung erteilt: Die Wohnung hatte alle wichtigen Kriterien erfüllt. Mit genug Platz in den Räumen, einem umzäunten Garten und Parkplätzen vorm Haus sei alles dabei gewesen, was benötigt wurde.

Für Pfaff ist es eine Herzensangelegenheit, der Stadt in der Kita-Not zu helfen. Er ist zweifacher Großvater, seine Enkel sind auch im Kindergartenalter.

Doch bei der Genehmigung im August blieb es auch. Das Brandschutzamt müsse sich das noch anschauen. Immer wieder war von „zeitnahen Besichtigungsterminen“ die Rede. Dazu kam es aber nie. Absagen wurden mit Krankheit der Mitarbeiter begründet. Es folgten nur eine zähe Kommunikation mit der Stadt und Vertröstungen.

Felsberg: Wohnungssuche nur als Ausrede benutzt?

„Mir geht es gar nicht darum, dass jetzt eine andere Entscheidung getroffen wurde“, sagt Pfaff. „Die gebündelte Lösung ist eindeutig besser.“ Schwer verständlich für ihn sei aber, dass er über neun Monate hingehalten wurde. „Es wirkt so, als hätte man meine Wohnung quasi als Feigenblatt für die Kritik der Eltern an der schlechten Betreuungssituation benutzt“, sagt Pfaff. Noch im Februar hatte Bürgermeister Volker Steinmetz gegenüber unserer Zeitung geäußert, dass die Stadt „eine Privatwohnung für die Kinderbetreuung ins Auge gefasst hat“.

Der 68-Jährige hakte immer wieder bei der Stadt nach, ob es etwas Neues gibt, und musste dann mehrere Wochen auf Antworten warten. In der Zeit hatte Pfaff andere Mietanfragen abgelehnt und damit auf eventuelle Einnahmen verzichtet – „auch wenn es mir nicht um Geld geht“, sagt Pfaff. Auch mit der Stadt habe er nicht über einen Mietpreis gesprochen. Es gehe ihm aber ums Prinzip, das so nicht mit hilfsbereiten Menschen umgegangen werden sollte.

Felsberger erfährt von Container-Lösung über Zeitung

Von der Container-Lösung für die künftige Übergangsbetreuung der Kinder erfuhr Pfaff durch unsere Zeitung. Erst kurz darauf bekam er Ende April dann eine offizielle Absage, in Form eines Zweizeilers per E-Mail.

Zu den Vorwürfen von Pfaff, dass er nur hingehalten wurde, äußerte sich Bürgermeister Steinmetz nicht. Er sagte auf Anfrage, dass es keine angemessene Art der Kommunikation sei, wie mit Pfaff umgegangen wurde.

Trotz allem würde der 68-Jährige seine Wohnung der Stadt jederzeit wieder zur Verfügung stellen.

Eine Möglichkeit sei die Nutzung für die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter. Steinmetz hatte diese Idee angeregt, als er sich telefonisch bei Pfaff für den Ablauf und die Kommunikation entschuldigt hatte.

Nutzung für Kindertagespflege denkbar

Die Wohnung könnte auch für die Kindertagespflege genutzt werden, sagt Christine Ullmann vom Tageselternverein Felsberg und Schwalm-Eder. Steinmetz hatte den Kontakt zwischen dem Verein und Peter Pfaff hergestellt. „Für den Tageselternverein ist die Stadt Felsberg der größte Kooperationspartner“, sagt Ullmann. Der Verein, der seinen Sitz in Böddiger hat, unterstützt Tageseltern bei der Vermittlung.

Hauptsächlich sei es zwar so, dass Tageseltern familiennah in ihren eigenen Räumen die Kinder betreuen. Im Landkreis gebe es auch einige Ausnahmen, die das Betreuungsangebot extern geben.

Ein Beispiel dafür gibt es in Körle: Dort haben sich vergangenen Herbst zwei Tagesmütter zusammengetan und ihre Betreuungsräume in einer externen Erdgeschosswohnung. Das war der erste Zusammenschluss von Tagesmüttern im Schwalm-Eder-Kreis. „Jede Tagesmutter bringt ihr eigenes Konzept mit“, sagt Ullmann. Zurzeit gibt es keinen Tagesvater im Schwalm-Eder-Kreis.

Peter Pfaff hat das Exposé zu seiner Wohnung vergangene Woche bei dem Tageselternverein vorgelegt. Ullmann wird das Angebot nun an die Tageseltern im Landkreis herumschicken und eventuell auch gezielt Tagesmütter ansprechen. (William Abu El-Qumssan)

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