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Geflüchteter Ukrainer findet Arbeit bei Landwirt in Altmorschen

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Von: Fabian Becker

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Hat als Geflüchteter einen Job gefunden: Alexandr Kalinin (von links) aus der Ukraine wohnt bei Karin Böhm in Altmorschen. Seine Schwiegermutter Tanya Varava war Lehrerin in der Ukraine und konzentriert sich derzeit aufs Deutschlernen.
Hat als Geflüchteter einen Job gefunden: Alexandr Kalinin (von links) aus der Ukraine wohnt bei Karin Böhm in Altmorschen. Seine Schwiegermutter Tanya Varava war Lehrerin in der Ukraine und konzentriert sich derzeit aufs Deutschlernen. © Fabian Becker

Alexandr Kalinin ist Anfang März mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen. Nun hat der 37-Jährige in Altmorschen einen Arbeitsplatz bekommen.

Altmorschen – Da sein Sohn eine künstliche Herzklappe hat und Blutverdünner nehmen muss und seine Frau als Fahrdienstleiterin eine wichtige Position bei der ukrainischen Bahn innehat, durfte er als Mann unter 60 Jahren ausnahmsweise mit seiner Familie ausreisen. Seine Arbeit in Altmorschen ist jedoch ganz anders als sein Beruf in der Ukraine.

Dort hat Kalinin bei der Bahn als Ingenieur gearbeitet. Nun kümmert er sich um die Weihnachtsbaumplantage des Altmörscher Landwirts Wolfgang Stahl. „Ich habe von Bekannten gehört, dass er jemanden braucht, und bin mit Alexandr hingegangen“, sagt Karin Böhm (70), bei der Kalinin mit Schwiegermutter Tanya Varava (55), seinem Sohn Dima (7) und ihrem Sohn David (16) lebt. „Wir haben über die Tätigkeiten gesprochen und dann durfte Alexandr anfangen.“

Das war im November. „Vor Weihnachten habe ich erst einmal Bäume geerntet, nachher haben wir die Felder sauber gemacht“, sagt Kalinin. Sobald das Wetter besser ist, würden dann die neuen Bäume gepflanzt. „Die Arbeit hilft mir, weil sie mich etwas ablenkt von dem, was in der Ukraine passiert.“

Die Arbeit hilft beim Deutschlernen

Zudem helfe es dem 37-Jährigen beim Deutschlernen. „Es ist gut, die Sprache im Alltag zu hören“, sagt er. „Wir verständigen uns dann mit mehreren Sprachen“, sagt er. „Ich habe einen Kollegen, der auch russisch spricht und übersetzen kann, wenn mir für etwas die deutschen Worte fehlen.“ Das sei aber meist nur in den Pausen möglich, da bei der Arbeit oft Kettensägen zum Einsatz kämen.

Um Deutsch besser zu sprechen, lernen Kalinin und Varava zwei Mal die Woche mit einer Nachbarin. „Bis Mitte Oktober hatten wir den Deutschkurs an der Georg-August-Zinn-Schule in Altmorschen besucht“, sagt Kalinin. „Es ist schade, dass der Kurs eingestellt wurde.“

Das bedauert auch Varava. In der Ukraine hat sie als Lehrerin gearbeitet und noch nach Kriegsbeginn von Deutschland aus per Videoanrufe über das Internet unterrichtet. Vor gut einem halben Jahr war damit aber Schluss. „Seit dem konzentriere ich mich darauf, Deutsch zu lernen“, sagt sie.

Seit Kriegsbeginn plant er nichts mehr

Über die Zukunft der Familie möchte der 37-Jährige nicht nachdenken. „Ich plane seit Beginn des Kriegs nicht mehr“, sagt er. Fest steht für ihn nur: „Sobald es die Situation in der Ukraine wieder zulässt, möchten wir zurück.“ Seine Frau lebt bis heute in Kirowohrad, der Heimatstadt der Familie in der Mitte des Landes. Im September war sie drei Wochen lang in Altmorschen zu Besuch.
(Fabian Becker)

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