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Azubis von Sartorius in Guxhagen berichten von ihrer Ausbildung

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Von: Fabian Becker

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Für die Kunden: Cedric Dehnert prüft unter anderem das Gerät Backholder Biostat STR, das unter anderem zur Produktion von Corona-Impfstoffen verwendet wird.
Für die Kunden: Cedric Dehnert prüft unter anderem das Gerät Backholder Biostat STR, das unter anderem zur Produktion von Corona-Impfstoffen verwendet wird. © Fabian Becker

Die Firma Sartorius ist mehrfach für ihre Ausbildung ausgezeichnet worden. Zwei Auszubildende, die am Standort Guxhagen tätig sind, berichten.

Guxhagen – Cedric Dehnert weiß heute schon, wo er später arbeiten wird, denn Sartorius bildet nach Bedarf aus. Der 20-Jährige aus Edertal-Mehlen hat vergangenen August seine Ausbildung zum Mechatroniker bei dem Pharma- und Laborzulieferer am Standort Guxhagen begonnen. Sie dauert 3,5 Jahre, kann aber auf 3 Jahre verkürzt werden.

„Wir haben eine Zielabteilung, in die wir nach der Ausbildung übernommen werden, auch wenn wir in der Ausbildung mehrere Abteilungen durchlaufen, die mit dem Beruf zu tun haben“, sagt Dehnert. Bei ihm ist das die Testing-Abteilung, in der Anlagen auf ihre Funktion geprüft werden, bevor sie an Kunden geliefert werden.

Die Übernahmequote sei daher bei fast 100 Prozent. Der Chef der Zielabteilung sei schon im Assessment-Center, einem Tag bei dem sich Bewerber Vertretern von Sartorius vorstellen, dabei gewesen. „Wenn in anderen Abteilung jemand gesucht wird, gibt es aber auch Möglichkeiten, dorthin zu kommen.“

Nach dem Abitur wusste Dehnert erst mal nicht, was er machen will. „Ich fing ein Duales Studium bei der Finanzverwaltung an, aber da habe ich schnell gemerkt, dass das nicht das richtige für mich ist“, sagt er. Ein halbes Jahr später sah er sich nach Alternativen um. „Weil ich gern an Autos rum schraube, ging mein Interesse in Richtung Mechanik, aber auch für Informatik habe ich mich interessiert.“ Er bewarb sich deshalb bei Sartorius zunächst als Fachinformatiker.

Schon nach dem Assessment-Center sei ihm klar gewesen, „wenn ich genommen werde, werde ich mich für Sartorius entscheiden“. Der Umgang und die Organisation seien unvergleichlich gewesen mit anderen Betrieben, in denen Dehnert Bewerbungsgespräche hatte. „Es wurde ein größerer Wert auf die Persönlichkeit und die Person an sich gelegt.“

Nach dem Assessment-Center sei dem 20-Jährigen gesagt worden, dass er sich wegen seiner Stärken besser auf eine Ausbildung zum Mechatroniker bewerben soll. Das hat funktioniert. „Jetzt habe ich die Ausbildung und könnte nicht glücklicher sein – es ist genau das Richtige.“

Dazu erklärt Sartorius-Sprecher Eckart Gutschmidt: „Wir schauen darauf, wo ein Bewerber mit seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten passt.“ Beim Assessment-Center werde auch darauf geachtet, ob jemand besser für eine andere Ausbildung geeignet ist, als die, auf die er sich beworben hat.

Für den Einstieg hat es am Hauptsitz in Göttingen eine Orientierungswoche gegeben. „Da waren alle Auszubildenden von Sartorius“, sagt Dehnert. Sie konnten sich gegenseitig und den Standort kennenlernen. „Das war besonders wichtig für uns aus Guxhagen, weil wir erst mal in Guxhagen bleiben.“

Schon in der Ausbildung könnten Azubis mitbestimmen, wohin sie sich entwickelten. „Dabei wird viel Wert auf unsere persönliche Entwicklung gelegt“, sagt Dehnert. Auch als Auszubildender gebe es Möglichkeiten, selbst Verantwortung zu übernehmen.

„Trotzdem hat jeder Nachsicht, wenn ich als Auszubildender auch mal Fehler mache“, sagt der 20-Jährige. Er findet es gut, dass Auszubildende es ansprechen können, wenn sie in der Berufsschule Probleme haben. „Dann können wir mit anderen Auszubildenden eine Nachhilferunde machen – während der Arbeitszeit.

Sartorius ist in vielen Ländern tätig. „Wir können uns später auch auf Stellen im Ausland bewerben“, sagt Dehnert. Das sei ein Grund für seine Entscheidung gewesen. „In der Schule habe ich ein Auslandshalbjahr gemacht“, sagt er. „Da habe ich gemerkt, dass ich andere Kulturen sehr interessant finde.“ Die Konzernsprache sei Englisch, dafür würden Mitarbeiterkurse angeboten.

Kommt aus Göttingen: Louis Kästner (19) ist für die Ausbildung zum Fachinformatiker bei Sartorius nach Guxhagen gezogen.
Kommt aus Göttingen: Louis Kästner (19) ist für die Ausbildung zum Fachinformatiker bei Sartorius nach Guxhagen gezogen. © Becker, Fabian

Mitarbeiter sollen Spaß am Lernen nicht verlieren

Louis Kästner kommt aus Göttingen, ist aber für die Ausbildung zum Fachinformatiker nach Guxhagen gezogen. Auch der 19-Jährige hat im vorigen August angefangen. Seine Ausbildung dauert drei Jahre, kann aber auf 2,5 Jahre verkürzt werden. Er arbeitet an der Neu- und Weiterentwicklung von Software, mit der Prozesse im Unternehmen vereinfacht werden sollen, ist aber auch dazu da, um Probleme mit Programmen zu beheben.

In der Abteilung, in der Kästner derzeit ist und wohl auch künftig arbeiten wird, entwickelt er Software, um die Arbeit der Mitarbeiter zu erleichtern. Seine Ausbildung sei oft Thema im Gespräch mit Freunden und Bekannten. „Dabei habe ich festgestellt, dass vieles von dem, was mir andere erzählen, auf meine Ausbildung nicht zutrifft“, sagt er. „Ich werde nicht zum Kaffeekochen abgestellt, sondern kann selbst mitentscheiden.“

Sartorius lege viel Wert darauf, dass Mitarbeiter den Spaß am Lernen nicht verlieren. „Das ist anders, als in der Schule zu lernen und dabei werden wir unterstützt“, sagt Kästner. Für vieles gebe es schon Lehrvideos. „Bei Anliegen, die für alle Auszubildenden interessant sein könnten, richtet unserer Ausbilder einen gemeinsamen Termin ein, damit alle profitieren können.“

Bei solchen Terminen lernten die Auszubildenden auch manchmal, etwas, das sie aktuell nicht brauchen, aber in künftigen Abteilungen. „Dann stehen wir nicht wie vor einer Wand, wenn wir in die Abteilungen kommen.“ Außerdem sei es möglich, mit den Ausbildungsbeauftragen in den Abteilungen zu sprechen, welche Aufgaben aufgeschoben werden könnten, um Zeit zum Lernen zu haben.

Bei Fragen könnten sich Auszubildende auch über ein Chatprogramm zum Lernen verabreden. „Das ist in der Arbeitszeit inbegriffen“, sagt der 19-Jährige. Auch Workshops würden angeboten. „Wir sollen aber nichts für die Ausbildung außerhalb der Arbeitszeit machen.“ Sie beträgt 37,5 Stunden. Es gibt Gleitzeit, die Auszubildenden können also in einem bestimmten Zeitraum anfangen und aufhören.

Bei Fragen werde immer geschaut, dass Auszubildende die richtige Unterstützung bekommen, zum Beispiel in den Abteilungen: „Es gibt immer jemanden, der für Fragen offen ist“, sagt er. „Ich hatte schon Gespräche über drei Stunden, in denen mir Sachen gezeigt wurden, die ich dann auch selbst machen durfte, und dann gucken wir gemeinsam drüber.“

Dazu, wie so ein Zeitaufwand für die Betreuung wirtschaftlich machbar sei, erklärt Sartorius-Sprecher Eckart Gutschmidt. „Das ist in die Arbeitszeit der Mitarbeiter eingepreist.“ Das Unternehmen wolle seinen eigenen Nachwuchs haben, da gehöre das dazu.

Kästner kannte das Unternehmen von klein auf. „Es ist in Göttingen sehr präsent“, sagt er. Auch sein Berufswunsch stand früh fest. „Für mich war klar, dass es sich um Informatik drehen sollte“, sagt er. „Ich war schon gut darin in der Schule und hatte viel Spaß daran.“ Also bewarb er sich bei verschiedenen Firmen. Sartorius sei besonders schnell gewesen.

„Sie sagten mir, die Plätze in Göttingen seien belegt, und fragten, ob ich mich in Guxhagen bewerben möchte.“ Er habe sich mit dem Standort beschäftigt und sei zum Assessment-Center gekommen. „Das fand ich so toll, dass ich gesagt habe: Ich wage den Schritt und ziehe hier her.“

Der 19-Jährige hat das Gymnasium mit der Fachhochschulreife abgeschlossen. „Mir hat das ständige Lernen und Pauken nicht so gelegen, aber Informatik war das Fach, da hatte ich immer nur Einsen und Zweien“, sagt er. „Deshalb wollte ich lieber gleich praktisch einsteigen.“

Die Firmengröße sei für Kästner verlockend gewesen. „Aber auch der Umgang in den Gesprächen vorher, es wurde immer darauf geachtet, dass es professionell ist und auf einer Ebene“, erklärt er. „Ich hatte nie das Gefühl, dass sich jemand über mich stellen wollte“, sagt er. „Hier duzen sich zum Beispiel alle.“ Vor den Gesprächen vor der Ausbildung sei er noch sehr nervös gewesen, „aber sobald ich in Empfang genommen wurde, war alles weg.“ (Fabian Becker)

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