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Hof Sonnenwiese bekommt neues Gelände bei Guxhagen mit Platz für 100 Pferde

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Von: Fabian Becker

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Swenja Hedjal und ihre Familie ziehen mit dem Hof Sonnenwiese in Guxhagen um. Mit dabei ist Islandpferd Frami von Kukukshayn.
Swenja Hedjal und ihre Familie ziehen mit dem Hof Sonnenwiese in Guxhagen um. Mit dabei ist Islandpferd Frami von Kukukshayn. © Fabian Becker

Der Reiterhof Sonnenwiese in Guxhagen bekommt einen neuen Standort. Dort gibt es mehr Platz für die Pferde des Hofs und weitere Angebote.

Guxhagen – Frami von Kukukshayn und seinen tierischen Mitbewohnern wird es langsam zu eng auf dem aktuellen Gelände des Reiterhofs Sonnenwiese an der Schönen Aussicht 29 in Guxhagen. Dass das Islandpferd und die anderen 54 Pferde des Hofs bald umziehen dürfen, haben die Guxhagener Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich (vier Enthaltungen) beschlossen.

„Auf der neuen Fläche haben die Tiere mehr als doppelt so viel Platz wie jetzt“, sagt Swenja Hedjal (46). Dort könne sie mit ihrer Familie die Tiere noch artgerechter halten.

Samir Hedjal zeigt die Fläche, auf die der Hof Sonnenwiese in Guxhagen umzieht. Auf der Fläche vor ihm entsteht eine Haltebucht wegen des angrenzenden Radwegs R1 (rechts im Bild).
Samir Hedjal zeigt die Fläche, auf die der Hof Sonnenwiese in Guxhagen umzieht. Auf der Fläche vor ihm entsteht eine Haltebucht wegen des angrenzenden Radwegs R1 (rechts im Bild). © Fabian Becker

So kam es zu Pferden

Swenja Hedjal betreibt den Hof mit ihrem Mann Samir Hedjal (50) im Nebenerwerb. Hilfe bekommen die beiden von ihren Söhnen Noah (19) und Ben (11) sowie Swenja Hedjals Eltern Inge und Bernhard Werner (beide 71), die den Hof vor den Hedjals führten. Lange hielten sie Milchkühe und Rinder. „Das war zeitaufwendiger und daher schwieriger im Nebenerwerb zu stemmen“, sagt Swenja Hedjal. „Und wir hätten eine teure neue Melkanlage gebraucht.“ Ab 2010 begann die Familie daher, Stück für Stück auf Pferde umzusteigen.

Die Islandpferde

Am meisten mögen die Hedjals Islandpferde. Über diese Rasse gerät die Familie ins Schwärmen: „Die Pferde sind sehr robust“, erklärt Samir Hedjal. „Die stehen auch noch bei -30 Grad draußen und das macht ihnen gar nichts.“ Er kennt zudem die Arbeit mit Pferden aus seiner Kindheit, denn sein Großvater hielt welche auf seinem Bauernhof.

Zeigt, wo eine Haltebucht entstehen soll: Noah Hedjal, der eines Tages den Hof seiner Eltern übernehmen will.
Zeigt, wo eine Haltebucht entstehen soll: Noah Hedjal, der eines Tages den Hof seiner Eltern übernehmen will. © Fabian Becker

Swenja Hedjal begeistert es, dass die Tiere außer den bei den meisten Pferdearten üblichen drei Gängen – Schritt, Trab und Galopp – noch zwei weitere – Tölt und Pass – beherrschen. „Das ist genetisch“, sagt sie. „Besonders beliebt ist der Tölt, weil er für die Reiter sehr angenehm ist. Sie sitzen fast erschütterungslos auf dem Pferderücken.“

Die Familie

Sohn Noah Hedjal will den Hof weiterführen, wenn seine Eltern das nicht mehr können. „Ob als Haupt- oder Nebenerwerb, weiß ich noch nicht“, sagt er. Als Kind sei er selbst Turniere geritten, landete meist im Mittelfeld. Aktuell macht der 19-Jährige eine Ausbildung zum Dachdecker und hilft auf dem Hof. Dass Traktorfahren hat es ihm besonders angetan. „Ich übernehme viele Aufgaben damit.“

Auch sein Bruder Ben Hedjal hilft auf dem Hof. „Zum Beispiel, wenn wir alle drei Monate den Mist wegfahren“, sagt er. Dann ist der Elfjährige auch mal mit dem Teleskoplader, einer Art Gabelstapler, an den eine Schaufel montiert werden kann, auf dem Hofgelände unterwegs.

Zu dem Betrieb gehören außerdem noch Swenja Hedjals Eltern Inge und Bernhard Werner, die den Hof früher betrieben haben. „Als ich elf Jahre alt war, sind wir schon mal mit dem Hof umgezogen“, sagt die 71-Jährige. Damals sei das Problem gewesen, dass es für den Hof am alten Standort nicht genug Platz gab – genau wie jetzt.

Der Neubau

Daher folgt nun der Umzug von einem 1,5 Hektar großen Gelände auf ein 5 Hektar großes. In drei Bauabschnitten sollen an der Straße Vor den Wiesen 1 ab Frühjahr 2024 zuerst ein Stall für 60 Pferde und eine Reithalle entstehen. Es folgt ein Stall für 40 Tiere und eine Ovalbahn für Übungen mit den Pferden.

Zum Schluss soll auf dem Gelände noch ein Wohnhaus gebaut werden. „Wir rechnen erstmal mit zwei Millionen Euro Baukosten“, sagt Samir Hedjal. „Aber wegen der starken Preisveränderungen derzeit ist das alles noch sehr vage.“ Bei der Bauzeit gehe er von 1,5 Jahren aus.

Packt fleißig mit an: Ben Hedjal darf beim großen Misttag alle drei Monate schon mal kleine Geräte auf dem Gelände des Hofs fahren.
Packt fleißig mit an: Ben Hedjal darf beim großen Misttag alle drei Monate schon mal kleine Geräte auf dem Gelände des Hofs fahren. © Fabian Becker

Swenja Hedjal ist es zudem wichtig, dass sich die Anlage gut in die Umgebung einfügt. „Wir wollen daher flach bauen“, sagt sie. Obwohl die Familie künftig Platz für 100 Pferde hätte, wolle sie nur etwa 70 eigene halten. „Es ist uns wichtig, noch einen Puffer für Pensionspferde sowie kranke und verletzte Tiere zu haben, die bei uns gesund gepflegt werden können.“

Außer dem Hof hat die Familie mehr als 50 Hektar Land. „Etwa ein Drittel sind Wiesen und Weiden, der Rest ist Ackerland“, erklärt der 50-Jährige.

Islandpferde haben Vor- und Nachnamen

„Islandpferde bekommen nur isländische Namen“, erklärt Swenja Hedjal vom Hof Sonnenwiese in Guxhagen. Dafür gibt es eine spezielle Datenbank: worldfengur.com. „Sie haben auch Nachnamen, die angeben, von wo sie kommen.“ Die Islandpferde der Hedjals heißen daher mit Nachnamen von Kukukshayn, was der alte Name von Guxhagen ist. Außerdem gilt: „Ein Islandpferd, das Island einmal verlassen hat, darf nicht wieder zurück“, erklärt sie. Der Grund: „Die Pferde auf der Insel sollen nicht mit anderen Rassen vermischt werden.“ Daher überlegten isländische Reiter sehr genau, mit welchen Tieren sie an Turnieren außerhalb Islands teilnehmen.

Der Radweg

Auf dem neuen Gelände entstehe außer dem Hof eine Ausweichbucht, genauso an einer anderen Stelle des vorbeiführenden Radwegs R1, damit Radfahrer und Landmaschinen sicher aneinander vorbeikommen, erklärt Samir Hedjal.

Dass der Radweg durch den Hof stärker von Landmaschinen genutzt wird, war in der jüngsten Gemeindevertretersitzung ein Grund, aus dem Manfred Hollstein (Grüne) Bedenken äußerte. Seine Fraktion werde aber nicht dagegen stimmen, sondern sich enthalten, da auch sie dafür sei, dass sich Guxhagener vor Ort weiterentwickeln können.

„Wir haben kein Interesse daran, den Radweg gefährlicher zu machen“, sagt Swenja Hedjal. „Auch wir sind mit dem Fahrrad darauf unterwegs.“ Sie berichtet von ihrem Vater Bernhard Werner: „Er fährt darauf oft mit seinem E-Bike, um nach unseren Feldern zu sehen.“

Das Reitangebot soll erweitert werden

Rund um die Islandpferde, ergänzt durch ein paar Pferde anderer Rassen, hat Familie Hedjal seit 2016 eine Reitschule aufgebaut. Sie finanzieren den Betrieb außerdem mit Pensionspferden, die auf dem Hof untergebracht sind. „Bei uns können Pferde alt werden“, sagt Swenja Hedjal und berichtet von Pferd Sudda, mit dem ihr Sohn Noah als Kind geritten ist.

„Sudda ist über 30 Jahre alt“, sagt die 46-Jährige. „Mittlerweile hat das Pferd Arthrose und darf nur vorsichtig bewegt werden.“ Die Hedjals setzen es daher bei Reitanfängern ein. Ab drei Jahren gibt es dazu Angebote in ihrer Reitschule. „Es ist uns wichtig, dass Kinder mit den Tieren in Kontakt kommen.“ Das gebe Selbstvertrauen und lasse manche aufblühen.

Zum bestehenden Angebot könnte die Familie an dem neuen Standort mit Fachpersonal therapeutisches Reiten anbieten. „Das hilft zum Beispiel Menschen mit kognitiven Problemen und Menschen, die körperlich eingeschränkt sind“, erklärt Swenja Hedjal.

Außerdem soll es mehr Platz für Fortbildungen rund um Pferdethemen geben: ein Seminarraum, in dem Unterrichtsmaterialien liegen gelassen werden können. „Jetzt haben wir dafür nur einen Allzweckraum, der auch schon mal genutzt wird, um Futter vorzubereiten“, sagt die 46-Jährige. Zudem sollen am neuen Standort Unterkünfte für Seminarteilnehmer geschaffen werden. „Die müssen wir bisher in der Umgebung unterbringen.“ (Fabian Becker)

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