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Das geht nur im eigenen Wald: Ellenberger pflanzt mit gesammeltem Saatgut

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Von: Fabian Becker

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Um mit Eicheln und Walnüssen Bäume zu pflanzen: Manfred Riese aus Ellenberg macht in seinem Waldstück mit der Metallspitze seines Gehstocks Löcher in die Erde.
Um mit Eicheln und Walnüssen Bäume zu pflanzen: Manfred Riese aus Ellenberg macht in seinem Waldstück mit der Metallspitze seines Gehstocks Löcher in die Erde. © Fabian Becker

Manfred Riese pflanzt mit gesammelten Eicheln und Nüssen Bäume. In seinem eigenen Waldstück bei Ellenberg ist dass kein Problem, aber im Staatswald.

Ellenberg – Wenn Manfred Riese in seinem 1,2 Hektar großen Waldstück bei Ellenberg unterwegs ist, hat er immer die Jackentaschen voll. Der 83-Jährige hat Eicheln und Walnüsse gesammelt und die mit Löchern aussortiert. Die übrigen pflanzt er dann in sein Waldstück. „Als ich acht Jahre alt war, habe ich mit acht Lärchen angefangen, die immer noch stehen“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass es Nachahmer gibt.“

Das ist aber nur im eigenen Waldstück erlaubt, sagt Förster Jens Grebe, der Riese bei seinen Pflanzungen berät. „Im Staatswald dürfen nur spezielles Saatgut und daraus gezogene Bäume gepflanzt werden, unter anderem wegen der genetischen Vielfalt“, erklärt er. Wenn nur die Saat eines Baumes gepflanzt werde, bestünde beispielsweise die Gefahr, dass alle Bäume früh blühen.

„Wenn es dann noch mal Frost gibt, ist unter Umständen der ganze Bestand hin“, sagt Grebe. Außerdem müsse das Holz auch wirtschaftlich nutzbar sein, zum Beispiel zu Brettern verarbeitet. Bilde es aber viele Zwiesel, also Stellen, an denen Baumstämme sich aufteilen, sei das schwierig. „Dann ist das Holz nur als Brennholz verwendbar.“

Für Riese ist das nicht wichtig, denn er nutzt den Wald nicht zum Geldverdienen. „Ich bin hier jede Woche, als ich noch gearbeitet habe auch im Urlaub“, sagt der ehemalige Landwirt. Einzige Ausnahme sei eine Woche mit seiner Frau in Bad Pyrmont zur Silberhochzeit gewesen. Die beiden haben zwei erwachsene Töchter.

Das Waldstück hat Riese von seinem Opa. „Einen Teil, der früher Wiese war, habe ich renaturiert“, sagt er. Derzeit beschäftigt ihn unter anderem eine von Unwettern verwüstete Fläche. Mit seinem Gehstock, den Rieses Opa 1891 von Wolfershausen mitbracht habe und auf den der 83-Jährige eine Metallspitze montiert hat, stößt er Löcher in den Boden, tut eine Eichel oder Walnuss hinein, und verschließt die Löcher wieder.

Grebe empfiehlt dazu Saatstöcke, mit denen die Saat durch eine Röhre im Stock direkt in die Erde gesetzt werden kann. Dann heißt es warten. Wie lange, das sei unterschiedlich. „Ich rechne damit, dass 10 Prozent aufgehen“, sagt Riese.

Eine hohe Ausfallquote bei dieser Art der Baumpflanzung bestätigt auch Grebe. Er geht von etwa 50 Prozent aus. „Wenn wir junge Bäume pflanzen, die in einer Baumschule aufgezogen wurden, liegt die Ausfallquote bei nur 20 Prozent“, sagt er.

„Diese Bäume kann ich mir aber nicht leisten“, sagt Riese. Außerdem hätten die als Saat gesetzten Bäume den Vorteil, dass ihre Wurzeln gut in der Erde verankert seien. „Sie sind beispielsweise schon an das Wassersystem vor Ort angeschlossen“, erklärt Grebe. Der Umzug könne hingegen zu einem „Pflanzschock“ führen, weshalb sich der Baum anfänglich beim Wachsen anders verhalte als üblich. „Er muss erst mal die Wurzeln entsprechend des neuen Standorts ausbilden.“ (Fabian Becker)

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