Kriminalstatistik: Polizeidirektion veröffentlicht Verbrechenszahlen für 2020
Internetbetrug im Schwalm-Eder-Kreis boomt
Schwalm-Eder – Internetbetrügereien boomten im vergangenen Jahr. Auch bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es eine starke Zunahme. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 im Schwalm-Eder-Kreis. Sie liefert aber auch die passende Erklärung dazu.
„Trotz der großen Herausforderungen der Corona-Pandemie ist es der Polizei im Schwalm-Eder-Kreis gelungen, die bereits sehr gute Aufklärungsquote aus dem Vorjahr nochmals zu steigern“, sagt Kriminaldirektor Hartmut Konze, neuer Leiter der Kriminaldirektion Schwalm-Eder.
Die Aufklarungsquote steigt im Schwalm-Eder-Kreis auf überdurchschnittliche 68,6 Prozent. In Nordhessen liegt sie bei 64,5. 2020 wurden im Landkreis 6343 Straftaten registriert. Das sind 208 Fälle mehr als im Vorjahr (+ 3,4 Prozent). Erfreulich – und wohl auch eine Folge der Coronapande ie – ist der Rückgang bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen. Die Anzahl der registrierten Taten sank um 30 auf insgesamt 81 Taten. Auch die Anzahl der registrierten Raubdelikte sank um 4,9 Prozent auf 39 Taten – 2019 waren es 41 Taten.
Straftaten im Überblick:
Sexualdelikte
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es eine Zunahme um 51 auf insgesamt 189 Delikte. Diese Zunahme resultiert zu einem großen Teil aus der Zunahme von Straftaten der Ausnutzung sexueller Neigungen (+34). Zugenommen haben dabei insbesondere Fälle in denen Minderjährige in Chatgruppen pornografische Bilder tauschen und verschicken. Das erklärt auch die hohe Aufklärungsquote von mehr als 90 Prozent. Zugenommen haben laut Markus Brettschneider, Sprecher der Polizeidirektion, auch Fälle von Sexting. Dabei werden Minderjährige in sozialen Netzwerken aufgefordert, Nacktbilder von sich zu vershcicken.
Internetbetrug
Der Trend hatte sich bereits im Jahresverlauf angedeutet: Immer mehr Straftaten werden mit dem heimischen Computer begangen. Die Anzahl der Taten stieg um 438 Delikte auf insgesamt 1184 Delikte. Die Aufklärungsquote sank parallel von 78 Prozent auf 43 Prozent. Bei den Taten handelt es sich um Betrügereien beim Verkauf über Handelplattformen. Außerdem bestellten Täter Waren mit der Absicht, diese nicht zu bezahlen. Onlinegeschäfte hatten wegen des Lockdowns Konjunktur.
Mord und Totschlag
Die Pandemie hat zwar neue Deliktformen im Bereich des Betruges hervorgebracht und sich somit auch geringfügig auf die Kriminalstatistik ausgewirkt.
Größere Auswirkung auf die Kriminalstatistik hatte indes die Arbeit der „AG Medicus“. In der AG wurde gegen die falsche Ärztin im Krankenhaus Fritzlar ermittelt. Nur als Ergebnis dieser Ermittlungen flossen 93 Straftaten gegen das Leben und 184 Körperverletzungen – in die Statistik ein.
Meike W. hatte sich am Fritzlarer Hospital zum Heiligen Geist als Ärztin ausgegeben. Aktuell verantwortet sie sich vor dem Landgericht Kassel. Ihr werden noch fünffacher Mord und elffacher versuchter Mord vorgeworfen. Für weitere Delikte liegen die erforderlichen medizinischen Fachgutachten derzeit noch nicht vor.
Straßenkriminalität
Rückläufig sind auch die Fälle von Straßenkriminalität. Die Zahl sank von 2084 im Jahr 2000 auf 828 gezählte Fälle in 2020. Dies bedeutet ein Rückgang der Fallzahlen um 60 Prozent innerhalb von 20 Jahren. Im vergangenen Jahr sank die Fallzahl um 2,2 Prozent oder 19 Fälle.
Raub/ räuberische Erpressung
Die Anzahl der Raubdelikte sank im Berichtsjahr um 2 auf 39 Delikte. Dies stellt einen Rückgang der Delikte um 4,9 Prozent dar.
Die Aufklärungsquote bei den Raubdelikten sank auf 61,5 Prozent, 24 der 39 Delikte wurden aufgeklärt.
Körperverletzung
Die Anzahl der Körperverletzungen stieg im Berichtsjahr um 106 Fälle (+15,3 Prozent) auf 798 Fälle. Die Aufklärungsquote stieg um 2,4 Prozent auf 96,2 Prozent. Von den 798 Fällen der Körperverletzung entfallen 341 (148 Fälle) auf die gefährliche/ schwere Körperverletzung. Die weitere 418 Delikte entfallen auf die einfache Körperverletzung (499 Delikte), die fahrlässige Körperverletzung (30 Delikte) und die Misshandlung Schutzbefohlener (9 Delikte). Die Fälle der Häuslichen Gewalt stiegen um 12 Fälle (+6,4 Prozent) auf insgesamt 200 Fälle. (Von Damai D. Dewert)