Frauen aus Körle setzen sich gegen Verschwendung von Lebensmitteln ein

Die Körlerin Ines Reinhardt findet, dass zu viele Lebensmittel weggeworfen werden. Dagegen setzt sie sich nun mit einer Facebook-Gruppe ein, in der Lebensmittel geteilt werden.
Melsungen/Körle/Guxhagen – Elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jährlich weggeworfen – zu viel, findet Ines Reinhardt. Die Körlerin hat vor rund einem Monat die Facebook-Gruppe Foodsharing Melsungen/Homberg/Guxhagen gegründet, in der Menschen kostenlos Lebensmittel anbieten und bekommen können. „Die Gruppe nimmt so langsam Fahrt auf, sie hat schon mehr als 200 Mitglieder“, sagt sie.
Teilnehmen können alle. Für Lebensmittel gilt: „Es gibt keine Kriterien, ich bitte nur darum, dass darauf hingewiesen wird, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist“, sagt Reinhardt. Wie die Lebensmittel den Besitzer wechseln, organisieren die Mitglieder untereinander. „Manchmal gibt es bei der Übergabe kleine Geschenke wie Schokolade und Gummibärchen als Dankeschön.“
Mit Reinhardt kümmert sich seit Kurzem auch Janet Damm aus Körle um die Organisation der Gruppe. „Lebensmittel sind durch die Inflation so teuer geworden, da ist das Teilen von ihnen gerade für Familien eine Alternative“, sagt sie. „Auch wer mehr Obst und Gemüse im Garten hat, als er verbrauchen kann, kann über die Gruppe Lebensmittel abgeben.“ Bei ihr im Garten seien dieses Jahr Paprika ein großes Thema, weil die im vergangenen Jahr besonders teuer geworden seien.
Teilen gehe aber auch mit allen anderen Obst- und Gemüsesorten. „Wenn Menschen zum Beispiel Obstbäume haben, die sie nicht selbst ernten wollen oder können, ist das für sie eine Möglichkeit, Abnehmer zu finden“, sagt Reinhardt. Die Körlerin baut auch viel Gemüse an, darunter Kürbisse, Topinambur – und Zucchini. „Wenn die Zucchini reif sind, habe ich plötzlich so viele, dass ich sie gar nicht alle essen kann, das ist dann eine Gelegenheit, um Lebensmittel zu teilen.“ Reinhardt nennt das die „Zucchini-Schwemme“.
Es gibt aber auch andere Gründe für das Teilen von Lebensmitteln: „Manchmal sehe ich im Supermarkt etwas, auf das ich in dem Moment Lust habe, aber später doch nicht mehr“, sagt Reinhardt. „Bevor ich es wegwerfe, gebe ich es lieber jemandem, der es noch gebrauchen kann.“ Auf die Idee für die Lebensmitteltauschgruppe haben die Körlerin Städte gebracht, in denen es sogenannte Fairteiler gibt.
Das sind Schränke, in die Menschen Lebensmittel legen können, die sie nicht mehr brauchen, damit sie von anderen genutzt werden können. „Ich habe das beispielsweise bei meinem Freund in Hagen gesehen“, sagt sie. „Mit der Gruppe wollte ich ausprobieren, ob das Lebensmittelteilen auch im ländlichen Raum funktioniert.“
Ursprünglich sei nur eine Gruppe für Körle und Guxhagen geplant gewesen. „Aber da war ich nicht sicher, ob genug Menschen mitmachen“, sagt Reinhardt. Deshalb sei der Bereich mit Melsungen, Guxhagen und Homberg größer eingegrenzt worden. „Irgendwann auch in der Region Fairteiler aufzustellen, wäre toll.“ (Fabian Becker)
Kontakt: im Internet auf zu.hna.de/foodmeggux