Gemeindecheck: So ist die Versorgungslage in Malsfeld

Woher beziehen unsere Städte und Gemeinden ihre Energie, wie autark sind sie? Wir stellen unsere Kommunen vor: heute Malsfeld.
Malsfeld – Wir beleuchten in loser Folge die Situation rund um die Versorgung der Kommunen im Kreisteil Melsungen. Heute ist Malsfeld dran. Etwa 4000 Menschen in rund 1600 Haushalten müssen in der Gemeinde versorgt werden. So ist die Situation in den einzelnen Bereichen:
Strom
Woher die Malsfelder ihren Strom bekommen und wie viel davon regenerativ ist, kann die Gemeinde nicht genau sagen, da die Einwohner von verschiedenen Anbietern wie Eon, den städtischen Werken Kassel und der EAM versorgt werden.
Die Gemeinde hat darüber keine genauen Daten, außer in einem Fall: „Wir haben eine Auswertung von der EAM für das Jahr 2020 bekommen“, sagt Kassenverwalter Sascha Potzkai. Demnach gab es in der Gemeinde laut EAM zwei Wasserkraftanlagen und 273 Fotovoltaikanlagen, die 5,29 Millionen kW/h erzeugt haben.
Damit könnte man bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 kW/h etwa 1500 vierköpfige Haushalte versorgen. Dazu kommen zwei Biomasseanlagen mit einer jährlichen Leistung von 5,8 Millionen kW/h. Für Erdgas gibt es eine Gasleitung bei Ostheim und Mosheim, über die 104 Haushalte versorgt werden. Dabei wurden 2020 3,45 Millionen kW/h abgenommen.
Wärme
Nach wie vor sind Heizöl, Erdgas und Pellets die Energieträger zum Heizen in Malsfeld, sagt Malsfelds Bürgermeister Herbert Vaupel. „Vereinzelt werden auch Wärmepumpen genutzt.“ In Mosheim gibt es Fernwärme von der dortigen Biogasanlage, erklärt Potzkai. „Da sind aber nur zwei oder drei Straßenzüge angeschlossen.“
Wasser
Malsfeld bezieht das Wasser für alle Ortsteile bis auf Sipperhausen aus vier Tiefbrunnen: Clausbach, Beisetal, Hegeholz und Ostheim. „Wir haben ein eigenes Wasserwerk“, sagt Vaupel. „Das Wasser gelangt in Hochbehälter und wird dort aufbereitet.“ Die Ausnahme ist historisch bedingt Sipperhausen. „Der Malsfelder Ortsteil war bis zur Gebietsreform Anfang der 1970er-Jahre Mitglied des Gruppenwasserwerkes Homberg.“ Das ist immer noch so.
Malsfeld hat Wasserrechte in einem Umfang, der noch nicht voll ausgeschöpft wird, erklärt Vaupel. „Im Sommer braucht die Gemeinde nur 60, im Winter 70 Prozent des Wassers, das höchstens gefördert werden kann“, sagt Wassermeister Günter Goßla.
Ver- und Entsorgung
„Es war uns immer wichtig, bei der Ver- und Entsorgung autark zu sein“, sagt Vaupel. „Das ist über den kommunalen Bauhof organisiert“ Malsfeld hat daher Mitarbeiter im Wasserwerk und der Kläranlage, damit sich die Gemeinde eigenständig um diese Infrastruktur kümmern kann.
Zudem gebe es etwa fünf biologische Kleinkläranlagen in der Gemeinde. „Bei der Entsorgung hat Malsfeld noch Puffer für mehr Einwohner und Gewerbe.“
Es gebe ein Überwachungssystem, dass über Schäden, zum Beispiel Rohrbrüche, informiert und den Ort der Schäden eingrenzen kann. „So können wir diese schnell reparieren und Wasserverluste klein halten“, sagt der Bürgermeister.
Regenerative Energien
„Es gibt regenerative Energien, die wir uns zunutze machen, zum Beispiel Fotovoltaik auf kommunalen Flächen, sodass wir Strom auch selbst erzeugen können“, sagt Vaupel.
Auch die Klärschlammhalle die die Gemeinde bauen will, solle mit Fotovoltaik ausgestattet werden. Fotovoltaik am Rathaus werde wieder diskutiert. „Da gab es vor ein paar Jahren noch Probleme wegen des Denkmalschutzes.“ Eine Fläche in der Nähe der Hochlandhalle solle auf eine mögliche Nutzung für Fotovoltaik geprüft werden.
In der nächsten Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, 19. Mai, ab 19.30 Uhr im Malsfelder Rathaus solle zudem darüber abgestimmt werden, ob Malsfeld Klima-Kommune werde und sich damit regenerativen Energien verstärkt zuwende.
Die Gemeinde würde dann den aktuellen Stand prüfen und daran anschließend nächste Schritte klären, so Vaupel. „Windkraftanlagen haben wir keine“, sagt Potzkai. Vaupel sagt dazu: „Wir haben uns beim Regierungspräsidium Kassel um Windvorrangflächen bemüht, aber dort, wo es sich anbietet, ist der Einzugsbereich des Militärflughafens Fritzlar.“
Die Lage insgesamt
Die Versorgungssicherheit ist gut, sagt Vaupel. „Einflüsse auf die Versorgung durch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutsche sind nach meiner Einschätzung so gut wie ausgeschlossen.“ Problematisch werden könnten aber Cyber-Angriffe, so Potzkai. (Fabian Becker)