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Interview mit GiB-Fraktionsmitgliedern Lisa Keim und Michael Böse in Malsfeld

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Von: Fabian Becker

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Ziehen Bilanz: Nach fast zwei Jahren mit der neuen GiB-Fraktion in der Malsfelder Gemeindevertretung ziehen die Fraktionsmitglieder Michael Böse und Lisa Keim Bilanz.
Ziehen Bilanz: Nach fast zwei Jahren mit der neuen GiB-Fraktion in der Malsfelder Gemeindevertretung ziehen die Fraktionsmitglieder Michael Böse und Lisa Keim Bilanz. © Fabian Becker

Vor zwei Jahren trat die „Gemeinde in Bewegung“ (GiB) erstmals zur Kommunalwahl in Malsfeld an. Wir sprachen mit zwei Mitgliedern. So waren die ersten zwei Jahre aus ihrer Sicht.

Malsfeld – Nach fast zwei Jahren im Malsfelder Parlament hat die neue Fraktion Gemeinde in Bewegung (GiB). Bilanz gezogen. Wir haben mit den Fraktionsmitgliedern Lisa Keim und Michael Böse über ihre Erfahrungen, Ziele und die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktion gesprochen.

Frau Keim, bei Ihrer Nominierung für den Spitzenplatz der GiB bei der Kommunalwahl 2021 hieß es in einer Mitteilung: „Dies ist ein klares Signal der GiB an die junge Generation und an das Malsfelder Hochland“. Was hat die GiB für beide getan?

Die GiB entstand aus der Interessensgemeinschaft zum Schutz und Erhalt der dörflichen Struktur und Umwelt, in der hauptsächlich Beiseförther waren. Dass ich als Ostheimerin oben auf der Liste der GiB stand, sollte ein Signal sein, dass die GiB nicht nur Beiseförth vertritt, sondern sich für alle Dörfer einsetzen wird.

Und was hat die GiB für junge Menschen getan?

Die GiB wollte durch meine Positionierung ganz oben auf der Liste auch das Interesse für politische Verantwortung bei jungen Menschen wecken. Bisher waren Jugendliche noch kein Schwerpunkt bei unserer Themenauswahl. Wir wollen uns aber dieses Jahr für einen Jugendbeirat ähnlich eines Seniorenbeirats einsetzen.

Kommen junge Menschen mit ihren Anliegen eher auf die GiB zu, weil die Fraktion mit Ihnen ein jüngeres Gesicht hat?

Junge Menschen für Politik zu begeistern ist ja grundsätzlich ein schwieriges Thema. Meistens scheitert es schon daran, dass sie überhaupt auf Politiker zugehen – oder eben andersrum. Daher die Idee des Jugendbeirates.

Wieso war das bei Ihnen anders?

Meine Eltern haben sich politisch interessiert, als es um die Ortsumgehung von Ostheim in den 2000er-Jahren ging. Kommunalpolitik war zu Hause immer ein Thema. Konkret wurde es für mich 2018, als es das Vorhaben gab, einen Container-Umschlagplatz bei Ostheim zu errichten. Ich habe nicht verstanden, was so ein Platz neben einem Dorf zu suchen hat.

Was haben Sie dann gemacht?

Ich habe mich aufgeregt, informiert und mit anderen Unterschriften gesammelt. Wir haben auch mit Parteien gesprochen. Es gab eine Haupt- und Finanzausschusssitzung in Ostheim, in der alle Ostheimer ihre Meinung zum Thema sagen konnten. Schließlich kam es nicht zu dem Platz und einige Zeit später nahm der Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal sogar gänzlich Abstand von einer Gewerbeansiedlung westlich der Autobahn.

Haben Sie schon einmal bereut, im Gemeindeparlament zu sitzen?

Ja. Mir fehlt ein respektvoller Umgang. Es wird oft emotional, womit ich nicht gut umgehen kann. Mein Gefühl ist auch, dass oft nach Fehlern gesucht wird, nur weil der falsche Briefkopf auf dem Antrag steht. Da würde ich mir einfach mehr Sachlichkeit wünschen.

Was ist anders, als Sie sich das vorgestellt haben?

Ich hatte es mir in Gemeindevertretersitzungen geordneter und disziplinierter vorgestellt. Mir persönlich fällt es schwer, mir Gehör zu verschaffen. Nicht nur, weil mir Mitglieder anderer Fraktionen ins Wort fallen, sondern auch, weil allgemein oft dazwischengerufen wird. Solches Verhalten wird leider nie geahndet und ich selbst bin nicht gut darin, spontan auf solche Situationen oder auch unsachliche Kritik zu reagieren.

Was mussten Sie lernen?

Ich musste mich erst mal einlesen, was Formalien angeht, zum Beispiel beim Stellen von Anträgen. Es war ein Vorteil, dass die Geschäftsordnung und die Hauptsatzung der Gemeinde erneuert wurden, dadurch habe ich mich mit beiden sehr intensiv beschäftigt.

Herr Böse, Sie hatten schon Erfahrungen als Parlamentarier bei der SPD. Inwiefern profitiert Ihre aktuelle Fraktion von Ihren Erfahrungen?

Wie Lisa Keim gesagt hat, ist ein respektvoller Umgang nicht immer gegeben. Dann bin ich schon mal derjenige, der sagt, bleibt ruhig, denn das politische Kalkül ist mir bewusst. Und es wird mir als Teil der GiB noch deutlicher, weil ich merke, wie sehr die anderen bei uns nach Fehlern suchen.

Was war Ihre Motivation, zur GiB zu wechseln?

Aus der SPD bin ich ausgetreten, weil es Mitglieder gab, die zum Beispiel über Einzelheiten der Erweiterung von Dr. Schumacher informiert waren, mir als Beiseförther Ortsvorsteher die Informationen aber nicht weitergegeben hatten. Gerade und auch als Ortsvorsteher ist Glaubwürdigkeit sehr wichtig und die war dadurch für mich nicht mehr gegeben. Hinzu kam, dass ich beruflich sehr eingespannt war und das zeitlich alles nicht mehr hinbekommen habe – auch als Ortsvorsteher. Dann war ich erstmal drei Jahre parteilos, bevor ich mich für die GiB entschieden habe.

Welche Unterschiede zur Malsfelder SPD fallen Ihnen auf?

Mein Gefühl ist, dass der Umgang in der GiB offener ist und es mehr Meinungsvielfalt gibt. Es werden ältere und jüngere Menschen gehört und es gibt keine Rädelsführer, daher entscheiden wir nie schnell, sondern nehmen Ideen auf und klären für uns, welche Lösung wir anbieten. Dadurch habe ich mich sehr wohl gefühlt. Außerdem bieten wir immer unsere Hilfe an, um die Gemeinde nicht zu überlasten.

Hat sich Ihre Sicht auf Themen verändert, weil sie mit anderen Menschen zusammenarbeiten?

Ja. Dialog und Transparenz ist mir viel wichtiger geworden. Dinge werden nicht in kleinen Kreisen hinter verschlossenen Türen besprochen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ihren ehemaligen Parteikollegen?

Wir können uns in die Augen gucken – das ist wichtig. Alte Freundschaften gibt es zum Teil nicht mehr. Ich glaube aber, beide Seiten können damit gut leben.

War es in der SPD als größerer Fraktion einfacher, Ihre eigenen politischen Ziele anzugehen?

Nein, als gewählter Vertreter von Bürgern wird jedem Gehör geschenkt. Das ist nicht von der Größe abhängig. Ich hätte mir nur oft mehr Dialog gewünscht.
(Fabian Becker)

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