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Malsfelder rettet drei Storchenküken das Leben

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Von: Christina Zapf, Fabian Becker

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Sind gerettet: Drei Storchenküken aus Malsfeld wachsen nun in der Storchenstation in Wabern auf. Sie sollen später ausgewildert werden.
Sind gerettet: Drei Storchenküken aus Malsfeld wachsen nun in der Storchenstation in Wabern auf. Sie sollen später ausgewildert werden. © Andrea Krüger-Wiegand

Andrea Krüger-Wiegand, Leiterin der Storchenstation in Wabern, zieht drei Storchenküken auf, deren Vater bei Malsfeld gegen ein Auto flog und starb.

Malsfeld/Wabern – Die Storchenstation in Wabern hat drei neue Bewohner aus Malsfeld: Leiterin Andrea Krüger-Wiegand zieht dort drei etwa drei Wochen alten Störche mit der Hand auf, deren Vater bei Malsfeld gegen ein Auto flog und starb.

Rolf Besser aus Malsfeld sah den Zusammenstoß. Er fuhr mit seinem Auto auf der B 83 von Beiseförth in Richtung Melsungen. In die Gegenrichtung sei ein Konvoi aus Traktor, Sattelzügen und Autos unterwegs gewesen. Der Storchenvater habe auf einer Wiese nach Nahrung gesucht und wollte zurück zum Horst fliegen, der in den Malsfelder Ederauen steht. Dabei sei der Vogel wohl gegen eines der Autos gestoßen. Das verletzte Tier blieb auf der Straße liegen. „An der Bundesstraße gibt es keine Haltemöglichkeiten. Ich bin einfach rechts rangefahren.“ Der Autofahrer, gegen dessen Fahrzeug der Storch flog, sei weitergefahren.

Besser legte den Storch in seinen Kofferraum, fuhr zum Sportplatz in Malsfeld und rief gegen 8 Uhr Krüger-Wiegand an. Sie verabredeten sich bei Besser zuhause. Als sie eintraf, sei der Vogel tot gewesen. Anhand seines Rings stellten sie fest, dass der Storch zu dem Horst in Malsfeld gehört. „Wenn die Tiere keine Ringe haben, suche ich die Horste in der Region ab.“

Der Storch in Malsfeld habe dort schon seit mehr als fünf Jahren mit seiner Partnerin gebrütet. Schnelles Handeln sei nötig gewesen, denn die Mutter schaffe es allein nicht, die Küken durchzubringen. „Sie kann den Horst nicht verlassen, sonst sind schnell Greifvögel da und holen sich die Küken“, sagt sie. „Ab einem Gewicht von etwa einem Kilogramm schaffen es heimische Greifvögel nicht mehr, aber die Küken wogen nur rund 600 Gramm.“

Der Unfall sei glücklicherweise am Freitag passiert. „Da hatten die Betriebe noch offen und konnten uns helfen“, sagt Krüger-Wiegand. Die Betriebe waren der Melsunger Dachdecker Hablik und die Firma Koch aus Gudensberg mit deren kostenloser Hilfe drei von vier Küken gerettet wurden. Die Feuerwehr hätte in dem Gebiet mit ihren Geräten nicht helfen können. „Die zwei größeren Küken hätten das Wochenende vielleicht überlebt, das kleinere nicht.“

Eines habe sich bei der Flucht der Mutter in ihr Bein verbissen und sei abgestürzt. „Vermutlich, weil es sehr hungrig war. Denn die Küken sind im Wachstum und brauchen ständig Futter – da knabbern sie an allem“, sagt Krüger-Wiegand. Nun befinden sich die Tiere in der Storchenstation. Es gehe ihnen gut. „Ich ziehe sie auf und wildere sie Anfang Juni aus“, sagt die Leiterin. „Wenn sie nicht auf den Menschen fehlgeprägt sind, geht das. Dann sind sie für die Natur nicht verloren.“

Krüger-Wiegand lobt Bessers Handeln. Es sei wichtig, nach so einem Unfall nicht weiterzufahren, denn es gehe um mehr als ein Storchenleben. Die Unfallstelle sollte gesichert werden, da andere Verkehrsteilnehmer spontan ausweichen könnten, wenn sie den Storch sehen. Das könne einen Unfall zur Folge haben.

Auch wenn so eine Kollision nicht meldepflichtig sei, rät Krüger-Wiegand die Polizei, Tel. 0 56 61/7 08 90, die Untere Naturschutzbehörde, Dr. Maja Lerch, Tel. 0 56 81/77 56 40, oder die Storchenstation, Tel. 01 60/98 32 00 86, zu informieren. Auf zu.hna.de/storch0523 berichtet die Leiterin regelmäßig, wie es den Küken geht. (Fabian Becker, Christina Zapf)

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