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Safi Eddine Adjout aus Algerien trainiert C-Jugend in Beiseförth

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Von: Fabian Becker

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Auf dem Sportplatz in Beiseförth: (von links) Rudi Zülch von der SG Fuldalöwen/Beisetal, C-Jugendtrainer Safi Eddine Adjout und Tobias Batte, Vorsitzender des 1. FC Beiseförth.
Auf dem Sportplatz in Beiseförth: (von links) Rudi Zülch von der SG Fuldalöwen/Beisetal, C-Jugendtrainer Safi Eddine Adjout und Tobias Batte, Vorsitzender des 1. FC Beiseförth. © Fabian Becker

Um der Diskriminierung in Algerien zu entkommen, ging Safi Eddine Adjout in die Ukraine. Dann brach der Krieg aus. Nun trainiert er die C-Jugend in Beiseförth.

Beiseförth – In seinem Geburtsland war er bereits diplomierter Sportlehrer, in Dnipro, einer Stadt mitten in der Ukraine, wollte der 31-Jährige Sport studieren. „Ich hatte gerade einen Sprachkurs bekommen, da brach der Krieg aus“, sagt er. Das war zwei Wochen nach seiner Ankunft. Mittlerweile ist er C-Jugendtrainer in Beiseförth und spielt im Mittelfeld der SG Fuldalöwen/Beisetal.

„Durch den Fußball komme ich mit Menschen zusammen und lerne Freunde kennen“, sagt Eddine Adjout. „Der Sport hilft mir, über die schwierige Zeit hinwegzukommen.“ Aufgewachsen ist der 31-Jährige in Bordj Bou Arreridj, einer Stadt im Norden Algeriens. Dort spielte er Fußball und sammelte mit 24 Jahren erste Erfahrungen als Trainer.

Und schon dort begannen die Diskriminierungen, wegen der er später das Land verließ, weil seine Eltern Teil verschiedener Ethnien sind. Seine Mutter ist Teil der arabischen Volksgruppe, sein Vater Teil der Kabylen. „Ich habe zu keiner Gruppe dazugehört, beide waren gegen mich.“

Als Probleme in seiner Familie dazu kamen, brach Eddine Adjout den Kontakt ab. Er ging zunächst nach Sétif in Nordalgerien und sechs Monate später in die Hauptstadt Algier. „Da gab es Sicherheitspersonal, das irgendwie von meiner Herkunft erfahren hatte und mich bedrohte“, sagt er und berichtet von einer Begebenheit: „Sie haben mich gezwungen, eine Straße zu putzen, ansonsten würden sie mich schlagen.“

Trotz solcher Situationen, die es immer wieder gegeben habe, sei er noch in Algier diplomierter Sportlehrer geworden und weiterhin als Fußballspieler und -trainer aktiv gewesen. Diese Situationen waren es aber auch, weshalb er sich entschied, für das Sportstudium in die Ukraine zu gehen. Über die Türkei flog er dorthin.

Nach dem Ausbruch des Krieges kam er dann mit Bussen und Zügen über Polen nach Berlin, Frankfurt und Gießen in den Schwalm-Eder-Kreis. Zunächst wohnte er in Rengshausen, bevor er im Winter in eine gemeindeeigene Wohnung in Malsfeld einzog.

Dabei unterstützte ihn unter anderem Rudi Zülch von der SG Fuldalöwen/Beisetal. Er hat den 31-Jährigen beim Fußballspielen mit anderen Flüchtlingen auf dem Fußballplatz in Rengshausen entdeckt und zur SG gebracht. „Wir haben unter anderem seine Wohnung ausgestattet“, sagt Zülch, der ihm auch bei Fragen rund um seinen Asylantrag zur Seite steht.

„Ich danke allen in der Spielgemeinschaft, die mir geholfen haben und immer freundlich zu mir waren“, sagt Eddine Adjout.

Dazu gehört auch Tobias Batte, Vorsitzender des 1. FC Beiseförth. „Ich habe in einer Whatsapp-Gruppe, in der Safi auch ist, nach jemandem gesucht, der das Training unserer C-Jugend übernehmen kann“, sagt er. Daraufhin habe sich der 31-Jährige gemeldet.

„Er ist bei den Jugendlichen beliebt; sie haben ihm sogar ein Fahrrad geschenkt, weil sein altes ziemlich verschlissen war.“

Der Verein sei es gewohnt, Spieler aus unterschiedlichen Ländern zu integrieren. „Wenn ich mitbekomme, dass hier jemand diskriminiert wird, greife ich sofort ein“, sagt der Vorsitzende.

Über das Training mit den 13- bis 14-Jährigen sagt der Trainer: „Es macht viel Spaß, auch wenn die Sprache manchmal ein Problem ist.“ Er spricht schon etwas Deutsch und besucht derzeit einen Sprachkurs. „Wenn das nicht reicht, können wir uns auch gut auf Englisch verständigen.“ Derzeit belegt das Team Platz fünf in der C-Junioren-Kreisliga Schwalm-Eder.

Noch weiter vorne steht Eddine Adjout mit der SG Fuldalöwen/Beisetal. „Wir sind auf dem ersten Platz der Kreisliga und hoffen auf den Aufstieg“, sagt der 31-Jährige, der im Mittelfeld spielt. Zwar glaubt er nicht mehr an eine Karriere als Spieler, „aber Trainer in der Bundesliga zu sein, wäre toll. Das ist eine der besten Ligen der Welt“.

Derzeit hofft Eddine Adjout erstmal auf eine Ausbildung, auch wenn er noch keinen bestimmten Wunsch habe. Möglich sei eine Stelle in der Logistik oder Pflege. (Fabian Becker)

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