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Die Kunst, Nein zu sagen - Themenabend in Melsungen über Belastungen für Frauen

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Psychologin, Therapeutin
Hausarbeit, Beruf, Gefühlschaos: Die Schauspielerinnen Ellen Biszbort, Steffie Braun und Astrid Stern vom ImproKS-Theater aus Kassel sorgten mit ihren Aufführungen für gute Stimmung in der Melsunger Stadthalle. © Agnes Dürr

Burnout, Streit in der Familie und Einsamkeit – viele Frauen leiden unter den Folgen verschiedener Belastungen – auch „Mental Load“ genannt.

Melsungen – Diese entstehen durch die Benachteiligung in Beruf und Privatleben. Um dieses Problem zu thematisieren, wurde am Weltfrauentag am Mittwochabend in der Melsunger Stadthalle ein Themenabend zu „Mental Load“ veranstaltet. Organisiert hatten die Veranstaltung das Büro für Frauen- und Chancengleichheit sowie die Volkshochschule des Schwalm-Eder-Kreises.

„Vor allem wegen der schwierigen Situation vieler Frauen in den vergangenen drei Jahren wollen wir auf das Thema aufmerksam machen“, sagt Bärbel Spohr, Vorsitzende des Büros für Frauen und Chancengleichheit im Schwalm-Eder-Kreis. 75 Frauen waren der Einladung gefolgt.

Referentin des Abends war die Psychologin und Therapeutin Mathilde van Haperen aus Wiesbaden. Die mit einigen interessanten Zahlen, die Situation der Frauen darstellte. Sie erläuterte zunächst, wie es zu der heutigen Situation der Frauen kam. Verantwortlich sei die Industrialisierung im 19. Jahrhundert gewesen. „Dort entstand das Bild der Hausfrau und Mutter, die dem Mann den Rücken freihält, auch „Mütter-Mythos“ genannt“, sagt van Haperen.

Heutzutage sind Frauen immer noch stark benachteiligt

In den vergangenen Jahrzehnten habe es dennoch einige Fortschritte gegeben. Während 1974 noch 40 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer berufstätig gewesen sind, seien es 2020 bereits 70 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer gewesen. Allerdings sei es heutzutage immer noch so, dass Frauen mit guten Abschlüssen, die gerne arbeiten wollen, auch für die Hausarbeit, Fürsorge und Familie zuständig seien.

Jede fünfte Frau hat ihre Arbeitszeit reduziert

„Zum Beispiel hat in der Pandemie jede fünfte Frau ihre Arbeitszeit reduziert, um Homeschooling, Betreuung und die Arbeit zu bewältigen“, sagt sie. Bei den Männern sei es nur jeder 25. Mann gewesen. Doch auch beim Gehalt gibt es massive Ungleichheiten: „Frauen verdienen in identischen Positionen rund 18 Prozent weniger als Männer“, erklärt die Psychologin.

Von „Mental Load“ betroffen seien vor allem alleinerziehende Mütter: „Sie werden mit ihren Problemen alleine gelassen und sind oft in einem Hamsterrad gefangen“, erklärt van Haperen.

Man muss auch lernen, Nein zu sagen

Aber es gebe Lösungen, um aus diesem Hamsterrad herauszutreten: „Einmal pro Woche sollte man bei einem Familiengespräch Aufgaben untereinander verteilen, sich selber wieder wichtig nehmen und Auszeiten einplanen“, sagt sie. „Man muss auch lernen, Nein zu sagen.“

Für das weitere Abendprogramm sorgte das ImproKS-Theater aus Kassel. Steffie Braun, Ellen Biszbort und Astrid Stern zeigten kurze Szenen zu Gefühlen, Hausarbeit und Berufstätigkeit.

Zu jeder Szene wurden Ideen der Besucher erfragt und lustige Darstellungen improvisiert. Höhepunkt war eine Mordszene, bei der eine Frau ihren Mann mit einer Keule totgekitzelt hat, weil er ihren Pudding nicht gegessen hatte.
(Agnes Dürr)

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