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Melsungen: Trauer um ehemaligen B. Braun-Vorstand Joachim Schnell

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Von: Damai Dewert

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Vielseitig interessiert und engagiert: Joachim Schnell (rechts) im Jahr 2009 in der Melsuger HNA-Redaktion – mit Redaktionsleiter Axel Schwarz und anderen Teilnehmern des Leserbeirats setzte er sich mit der Tageszeitung auseinander und machte Verbesserungsvorschläge.
Vielseitig interessiert und engagiert: Joachim Schnell (rechts) im Jahr 2009 in der Melsuger HNA-Redaktion – mit Redaktionsleiter Axel Schwarz und anderen Teilnehmern des Leserbeirats setzte er sich mit der Tageszeitung auseinander und machte Verbesserungsvorschläge. © Stefan Moriße

Dr. Joachim Schnell ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Viele Jahrzehnte war das Mitglied der Braun-Familie im Vorstand von B. Braun und der Forschungsabteilung tätig.

Melsungen – Dr. Joachim Schnell ist tot. Er starb am 19. Mai im Alter von 87 Jahren. Schnell war von 1971 bis 2000 Mitglied des Vorstands der heutigen B. Braun SE.

Unternehmensleitung und Belegschaft sind tief betroffen und trauern um eine hochgeschätzte Persönlichkeit, die die B. Braun-Gruppe jahrzehntelang erfolgreich geprägt hat, teilt das Melsunger Unternehmen mit.

Joachim Schnell prägte B. Braun mit wissenschaftlicher Expertise

In seiner Zeit als Vorstand von B. Braun bekleidete Joachim Heinrich Philipp Schnell eine Reihe von Funktionen, unter anderem als langjähriger stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Wissenschaftlicher Leiter, Verantwortlicher für Forschung und Technik, den Geschäftsbereich Pharma sowie später die Sparten Medical, Hospital Care und für die Region Asien Pazifik.

Von 2001 bis 2011 war er Mitglied im B. Braun-Aufsichtsrat. Von 1995 bis 2010 leitete Schnell, ein Stiefbruder Ludwig Georg Brauns, die B. Braun-Stiftung als Vorstandsvorsitzender, prägte sie mit seiner wissenschaftlichen Expertise.

In seine Zeit fiel die Etablierung des Mentoring-Programms und die Unterstützung eines deutschen Forschungsförderprogramms Harkness Fellows in Zusammenarbeit mit dem Commonwealth Fund.

Der studierte Chemiker leitete den Forschungsbereich

Schnell, 1935 in Kassel geboren, studierte nach seinem Abitur 1954 Chemie an den Universitäten Marburg, Würzburg und Göttingen, bevor er anschließend zum Doktor der Naturwissenschaften promovierte.

1963 trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die heutige B. Braun SE ein, wo ihm 1969 die Gesamtleitung des Bereiches „Forschung und Entwicklung“ übertragen wurde. Bereits im Jahre 1971 wurde er zum Vorstandsmitglied bestellt.

Als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands schied Joachim Schnell 2000 altersbedingt aus dem Vorstand aus, war jedoch noch bis 2011 als Mitglied des Aufsichtsrates, sowie als Berater für B. Braun tätig.

Schnell war kulturell in der Region aktiv

Eine große Liebe verband Schnell auch mit der Kultur. Er engagierte sich jahrzehntelang in herausragender Weise ehrenamtlich für die Förderung des kulturellen Lebens in der Region Nordhessen. Im Kulturbeirat der Stadt Melsungen war Schnell von 1991 bis 2007 aktiv.

Seine Leidenschaft zur Kultur und insbesondere zur Musik führte dazu, dass er sich als einer der Initiatoren und als Gründungsmitglied des Kulturförderkreises Nordhessen große Verdienste erworben hat.

Seit seiner Gründung im Jahr 1988 führte er den Verein, der seit 1995 den Namen „Kultursommer Nordhessen“ trägt, bis 2005 als Vorsitzender mit großem persönlichem Einsatz und wirtschaftlichem Sachverstand. Weiterhin hat sich Joachim Schnell der Heinz-Herbert-Karry-Stiftung bis zum Jahre 2012 als Geschäftsführer zur Verfügung gestellt.

Auch das Fliegen gehörte zu seinen Leidenschaften

Mit viel Schaffenskraft und Engagement hat er die Gründung des Vereines „Fieseler Storch für Kassel“ vorangetrieben und diesen von 2005 bis 2013 in der Funktion des Vorsitzenden geleitet.

Im Jahr 1996 wurde Schnell das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2015 erhielt er den Hessischen Verdienstorden für sein herausragendes kulturelles Engagement.

Mit Joachim Schnell verliert die Stadt Melsungen und die B. Braun-Gruppe eine große Persönlichkeit. Er hinterlässt außer seiner Frau Dr. Ulrike Schnell zwei Kinder und sieben Enkelkinder. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 25. Mai, ab 11 Uhr in der Melsunger Stadtkirche statt. Die Beisetzung erfolgt im Kreis der Familie.

Weggefährten sind tief betroffen

Joachim Schnell engagierte sich in der Region für Kultur und Musik. Der Melsunger starb am Freitag, 19. Mai im Alter von 87 Jahren. Eine weitere Leidenschaft war das Fliegen. So half er dabei, den Fieseler Storch zu retten.

Er war Gründungsmitglied sowohl des Kultursommers Nordhessens als auch des Vereins „Fieseler Storch für Kassel“. Wir haben mit Weggefährten des Melsungers gesprochen.

Maren Matthes, Kultursommer-Intendantin: „Wir bedauern den Tod von Joachim Schnell sehr. Das unglaublich große Engagement von ihm mit einer Mischung aus Herzlichkeit und Fachkenntnis war bemerkenswert. Außerdem hatte Joachim Schnell Stil, er war ein Grandseigneur, wie man ihn nur noch selten findet.

Gleichzeitig liebte er es, Musik und Kultur an der Basis zu erleben und zu ermöglichen. Er wird uns sehr fehlen, vor allem auch menschlich. Unser Beileid gilt der Familie.“

Hartmut Fischer, Vorstand des Vereins „Fieseler Storch für Kassel“: „Joachim Schnell war ein Freund. Auch in den vergangenen Wochen war ich viel bei ihm. Er war ein Gründungsmitglied unseres Vereins. Wir kennen uns über die Fliegerei seit mehr als 20 Jahren.

Als der Fieseler Storch verkauft werden sollte, haben wir uns zusammengesetzt und vorgenommen, ihn flugfähig zu restaurieren. Was ich an ihm immer sehr schätzte, war seine Gradlinigkeit und Entschlossenheit. Auf eine Zusage von Joachim konnte man sich immer und zu 100 Prozent verlassen.

Er war einfach ein guter Mensch. Er stand immer voll hinter den Dingen, die er anpackte. Er war immer bodenständig und gewissenhaft – Rückschläge haben ihn nicht entmutigt. Sein Motto war dann immer: jetzt erst recht. Wir werden ihn sehr vermissen und nicht vergessen. Er ist ein großer Teil der Seele des Vereins. Wir wünschen der Familie Schnell viel Kraft.“

Isolde Posch, Jurymitglied: „Der Tod von Joachim Schnell hat mich sehr erschüttert. Ich denke immer gerne an die Zeit zurück, in der wie zusammengearbeitet haben – zum Beispiel in der Jury der Scharfen Barte.

Joachim Schnell hat den bekannten Melsunger Kabarett-Wettbwerb aus der Taufe gehoben und fungierte viele Jahre als Sprecher der Jury. Ich schätzte seinen guten Humor und bewunderte seine vielfältigen Begabungen– vor allem auch im musikalischen Bereich. Seine gelassene Art auch in kontroversen Situationen war beispielhaft und entspannend.

Ich wünsche den Angehörigen in dieser schwierigen Zeit viel Kraft und liebe Menschen, die sie unterstützen.“ (Damai D. Dewert)

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