Günsterode leidet unter langsamem Internet

Filme über Netflix oder Musik über Spotify streamen – für viele eine Selbstverständlichkeit. In Günsterode ist das Internet jedoch so langsam, das das nicht möglich ist. Betroffene schildern die Situation.
Günsterode – Nach dem Rückzug von Unsere Grüne Glasfaser (UGG) bekommen die Melsunger Stadtteile Günsterode, Adelshausen, Röhrenfurth und Obermelsungen keinen Glasfaseranschluss. Wir haben mit zwei Günsterödern gesprochen, wie die Situation im Ort derzeit ist.
Beim Gedanken an ein Smart-Home muss Jannik Heinemann lachen. Licht und Heizung per Sprachbefehl steuern, Filme und Serien streamen, die Mediathek benutzen und Musik über Spotify hören, das war auch für den 26-jährigen Günsteröder Zukunftsmusik.
Für die meisten von uns sind das selbstverständliche Dinge, für einige Günsteröder unvorstellbar. Im Melsunger Stadtteil gibt es zwar eine Lösung über den Anbieter Goetel, allerdings sind dessen Slots vergeben, viele Günsteröder nutzen es.
Bei verfügbaren Alternativen ist die Bandbreite schnell überlastet
„In den Abendstunden wird das aber auch wackelig“, sagt Namensvetter Stefan Heinemann, der Ortsvorsteher im Ort ist. Und bei schlechtem Wetter sei die Bandbreite ebenfalls eingeschränkt.
Als sich Jannik Heinemann im September 2021 entschloss, zurück in seinen Heimatort zu ziehen, ahnte er nicht, wie schlecht die Anbindung sein würde. In den ersten Monaten nutzte er die Telekom-Leitung – „mehr als ein Mbit/s kam da meist nicht an – das war richtig hart“.
Bundesliga-Schauen beinahe undenkbar
Jahrelang sei er schnelles Netz gewohnt gewesen. „Um die Fußballbundesliga zu schauen, ist schnelles Internet notwendig. Viele Computerspiele benötigen das auch.“ Aber das private sei eine Sache, er habe auch dienstlich Schwierigkeiten bekommen.
Schließlich sei er während der Corona-Pandemie auf das Homeoffice angewiesen gewesen. „Aber es gab massive Verbindungsprobleme. Video-Meetings mit Webcam waren gleich gar nicht möglich.“
Ihm sei dann nichts anderes übrig geblieben, als sich aufs Telefon und E-Mail-Kontakt zu beschränken. „Ich bin dann sobald es wieder möglich war, ins Büro umgezogen.“ Er habe alles dafür getan, dass Arbeiten möglich ist, schließlich habe er seinen Job nicht gefährden wollen.
Internet über Starlink aus dem Weltraum möglich aber teuer
Jannik Heinemann informierte sich und stolperte über eine eher ungewöhnliche Lösung. Er nutzt jetzt Starlink – eine Technik, die der Unternehmer Elon Musk anbietet und die zum Beispiel auch im Kriegsgebiet der Urkraine zum Einsatz kommt.
Mehr als 80 Euro zahle er monatlich. Mit dieser Lösung seien stabil im Durchschnitt etwa 16 Mbit/s möglich. Einmalig seien 500 Euro für eine spezielle Sat-Schüssel fällig gewesen.
Im Ort gibt es laut Stefan Heinemann wohl zwei weitere Einwohner, die Starlink nutzen. Ein flächendeckender Einsatz sei bei dieser Technologie aber nicht möglich, schränkt Jannik Heinemann ein. Zu nahe Nutzer störten sich gegenseitig.
Glasfaser-Pläne in vielen Ortschaften gescheitert
Eigentlich sollten die Haushalte in diesem Jahr einen Glasfaseranschluss bekommen. Doch die UGG zog ihre Ausbaupläne zurück. Die Konkurrenz der Glasfaserplus in der Kernstadt soll das Finanzierungsmodell gefährdet haben. „Das hat uns maßlos enttäuscht und geärgert“, sagt der Ortsvorsteher.
Etwa 90 Prozent der Haushalte hatten einen Vorvertrag mit der UGG abgeschlossen. Diese seien jetzt leider aufgehoben worden. In Günsterode stellt auch das Mobilfunknetzt keine Alternative dar.
Es gebe zwar Telekom, Vodafone und O2 aber alle seien nur mit Edge verfügbar – da werde schon das Verschicken nur eines Bildes mit einem Messengerdienst zu einer Herausforderung, sagt Stefan Heinemann. Sogar auf wichtige Nachrichten müsse man warten. „Die Situation ist überhaupt nicht zufriedenstellend.“ (Damai D. Dewert)
Das sagt das Bauamt
Nach einem Parlamentsbeschluss prüft die Stadt, ob in die Stadtteile Leerrohre verlegt werden können – das soll den Einstieg privater Unternehmen attraktiver machen. Außerdem bemüht sich die Stadt um Fördergeld von Bund und Land.
Dafür bedürfe es einer Markterkundung, und der Ausbauwunsch müsse auf einem speziellen Portal hinterlegt werden. Nur wenn sich kein privater Anbieter finde, könne Fördergeld bezogen werden, sagt Bernd Rolf Hesse, stellvertretender Bauamtsleiter.
Mit dem Fördergeld werde der Ausbau wieder attraktiver. Einen genauen Zeitplan könne er nicht nennen. Aber es würden sicher noch Monate ins Land gehen.