Fahrschulen für mehr Digitalisierung

Die Durchfallerquote bei Fahrschülern steigt in Hessen und nach Aussage der befragten Fahrschulen auch in Melsungen seit Jahren kontinuierlich an. Knapp 27 Prozent der Prüflinge rauschen in Hessen durchschnittlich durch die Prüfungen.
Melsungen – Damit steht das Land im bundesweiten Vergleich noch gut da, hat aber dennoch zu viele Durchfaller in den theoretischen und praktischen Prüfungen. Fahrschulleiter Ralf Schäfer aus Melsungen und ein Fahrschulleiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.
Was ist die Problematik?
Das Auto wird Tod geredet, sagt ein Fahrlehrer aus der Region. Was er damit meint ist, dass vor allem in Großstädten das Fahren eines Autos keineswegs als Muss angesehen wird. Die aktuelle Generation Fahrschüler sehe es als umweltschädlich und teuer an. Paradox sei, dass trotz höher werdender Durchfallerquote, die Kosten für einen Führerschein weiter steigen. Die Ausbildung dauere durchschnittlich zehn Fahrstunden länger als noch vor drei Jahren. Das führe zu überfüllten Fahrschulen.
Woran liegt das?
Die Pandemie habe die Priorität der Jugendlichen deutlich verändert, meint Ralf Schäfer, der seit 13 Jahren selbstständiger Fahrlehrer in Melsungen ist. Er hat den Wandel genau beobachten können. Die jetzt 16- bis 18-Jährigen nutzten ihre Freizeit lieber, um feiern zu gehen, statt für die Fahrschule zu lernen oder sogar in den Theorieunterricht zu gehen. Dieser hat sich, nach Angabe eines anderen Fahrschulinhabers, der seit 28 Jahren im Geschäft ist, nicht an die Zeit angepasst. Dem veralteten Frontalunterricht könnten die Schüler nach acht bis zehn Stunden Schule nicht mehr folgen. Zudem falle es der „Touchscreen-Gesellschaft“, wie Fahrlehrer Schäfer sie nennt, ohnehin schwerer, sich so lange zu konzentrieren.
Haben die Fahrschüler Angst vorm Versagen?
Was man nicht könne, mache man auch nicht gerne, sagt ein Fahrschulinhaber. Das sieht man auch beim Thema Führerschein. Für diejenigen, die wenig Vorerfahrung hätten, seien die 1500 Fragen, die man für die Theorieprüfung lernen müsse, eine echte Qual. Das zerre auch an der Motivation der Jugendlichen und sorge dafür, dass fast niemand die Fragen-App in weniger als sechs Monaten durchgearbeitet habe. Der Autoführerschein habe keine so hohe Priorität mehr im Leben der Schüler. Beim Motorrad und dem Lkw sehe das aber schon anders aus, denn diese würden häufig aus eigenem Interesse und nicht durch Druck der Eltern gemacht, so der Fahrlehrer.
Wie lässt sich die Durchfallerquote verbessern?
Die befragten Fahrschulbesitzer sind sich einig, dass die Anforderungen an die Prüflinge zu hoch sind. Einer der Fahrlehrer schlägt vor, den Theorieunterricht stärker zu digitalisieren und künftig zusätzlich auf mehr Online-Unterricht umzusteigen. Ein weiterer Ansatz wäre es, die mögliche Fehlerpunktzahl der theoretischen Prüfung anzuheben. Für die Praxis gebe es leider keine Ansätze.