Jugenzentrum in Felsberg baut biblischen Escape Room

Zusammen mit drei Jugendlichen hat die Leiterin des Jugendzentrums in Felsberg einen Escape Room aufgebaut. Das Thema ist Judas‘ Verrat an Jesus. Wir haben ihn ausprobiert.
Felsberg – Wer Spaß am Lösen von Rätseln und Geheimnissen hat, kommt ab sofort im Evangelischen Jugendzentrum von Felsberg und Gensungen auf seine Kosten.
Leiterin Anette Schindehütte-Lange hat dort mit der Unterstützung von Jugendlichen einen Escape Room entwickelt – einen Raum, in dem innerhalb einer begrenzten Zeit ein komplexes Geheimnis gelüftet werden soll.
Wir stellen das neue Angebot vor und haben selbst versucht, das Rätsel zu lösen.
Welches Kuscheltier ist Judas?
Im Jugendzentrum wird eine der bekanntesten Szenen aus der Bibel neu aufgerollt: das Abendmahl Jesu. Welcher der zwölf Jünger ihn verraten hat, ist ja eigentlich klar, oder? Doch das Judas der Verräter ist, hilft beim Rätseln nur bedingt.
Die zwölf Jünger verbergen sich dabei nämlich hinter Kuscheltieren. Somit ist das Ziel des Escape Rooms, das richtige Kuscheltier zu identifizieren. Die zwölf Kuscheltiere sind in dem Raum im Jugendzentrum verteilt.
Und so sieht es dort aus: An einer T-förmigen Tafel gibt es 13 Sitzplätze. Auf dem Tisch stehen Teller, Gläser und Flaschen. Über manchen Stühlen hängen Jacken und an den Wänden hängen Taschen und Rucksäcke. Auch ein paar Schließfächer fallen direkt auf.

Zentrumsleiterin baute den Raum mit drei Jugendlichen auf
Schindehütte-Lange hatte vor etwa einem halben Jahr die Idee, den Escape Room zu entwickeln. „Die Jugendlichen hatten sofort Lust, mitzuhelfen“, sagt die 58-jährige Diakonin. Für die Entwicklung hat sie ein Buch mit verschiedenen Anleitungen besorgt.
„Es ist damit zu vergleichen, eine Spielanleitung zu erstellen.“ Alles muss von vorne bis hinten durchdacht sein. Unterstützt wurde sie von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Ewa Kuhalskij (15) und Ronja Dittmar (17) sowie von Jan-Lukas Springer (17), der im Jugendzentrum gerade ein Praktikum absolviert.
„Alleine macht das keinen Spaß“, sagt Schindehütte-Lange. Und so gingen sie gemeinsam ans Werk. „Es gab viele Hürden“, sagt Ronja Dittmar.
Noch kurz vor der Fertigstellung des Raums hing die Gruppe an einem Fehler. „Wir hatten ein Problem mit der Sitzordnung“, berichtet Jan-Lukas Springer. Der Sitzplan für den Tisch war spiegelverkehrt. Da aber jeder relevante Gegenstand einen speziellen Ort haben muss, entstand Chaos. „Wir konnten es aber lösen“, sagt Ewa Kuhalskij.

Eine Stunde Zeit, um das Rätsel zu lösen
Für zwei bis vier Personen ist der Rätselspaß ausgelegt. HNA-Volontär Fabian Diekmann und Redakteur William Abu El-Qumssan haben sich der Aufgabe gestellt. Genau eine Stunde Zeit bleibt den Teilnehmern. Zwei Mitarbeiter des Jugendzentrums sind mit im Raum – als Unterstützer und um zu schauen, dass auch nicht geschummelt wird.
Der erste Impuls ist, sofort alle versteckten Hinweise zu finden. Davon gibt es einige im Raum. Auf dem Etikett der prominent platzierten Weinflasche sieht man bereits früh den Hinweis „mögliche Tatwaffe, die man bei Bartholomäus gefunden hat“.
Wirklich weiter hilft das zu dem Zeitpunkt noch nicht. Die Suche wird fortgesetzt. Die Rucksäcke an der Wand fallen ins Auge. Sie zu durchsuchen ist zwecklos, an ihnen hängen Zahlenschlösser.
Zwischen Erfolgsmomenten und falschen Fährten
Nach einigen Minuten das erste Erfolgserlebnis: Auf einem der scheinbar zufällig herumliegenden Kronkorken stehen drei Zahlen. Doch gleich darauf die Ernüchterung: Für welches der Zahlenschlösser ist die Kombination gedacht?
Die Uhr ticket erbarmungslos runter. Nach und nach treiben die Journalisten, vom Ehrgeiz gepackt, weitere Hinweise auf. Doch welche davon führen ans Ziel und welche sind vielleicht nur falsche Fährten? Und wofür ist der Zollstock in der Geldkassette?
Kreativer Rätselspaß für Familien und Freundesgruppen
Der Weg zur Lösung ist ein spielerisches Erlebnis mit einigen kreativ versteckten Hinweisen. Auch wenn der offene Gruppenraum des Jugendzentrums nicht ganz das Gefühl eines beengten Escape Rooms versprüht, machen die spannenden Rätsel das wett.
Der Raum kann ab sofort gebucht werden. Laut Schindehütte-Lange soll er sowohl Familien und Freundesgruppen ansprechen als auch Konfirmanden, die sich in ihrem Unterricht ebenfalls mit den Themen des Escape Rooms befassen.
Teilnehmer müssen die Geschichten der Bibel nicht kennen, um die Rätsel zu verstehen oder zu lösen. „Am Ende nimmt man aber etwas Wissen darüber mit“, sagt Schindehütte-Lange mit einem Lächeln.
Service: Der Raum kann montags bis mittwochs zwischen 17 Uhr und 18.30 Uhr gebucht werden. Anmeldungen an das Jugendzentrum per Telefon unter 0 56 62/15 08, per E-Mail an jugendzentrum.felsberg-gensungen@ekkw.de. (William Abu El-Qumssan und Fabian Diekmann)
Was ist ein Escape Room?
Escape Rooms (zu deutsch Fluchträume) sind Räume, in denen eine Gruppe von Spielern Rätsel lösen muss. Für die Lösung erhalten sie Schlüssel oder Codes, um aus dem Raum herauszukommen oder in den nächsten zu gelangen.
Laut Focus Online hat der erste Escape Room in Deutschland 2013 eröffnet. Mittlerweile gibt es sie in unterschiedlichen Ausführungen in vielen verschiedenen Städten.