Keine Sprechstunde: Ärzte im Kreisteil Melsungen protestieren

Die Hausärzte im Kreisteil Melsungen bieten aus Protest am Mittwoch (15.02.) keine Sprechstunde an. Sie fordern weniger Bürokratie und eine faire Vergütung.
Melsungen – Viele Patienten werden am Mittwoch (15.02.) bei ihren Hausärzten im Kreisteil Melsungen vor verschlossenen Türen stehen. Nahezu kollekiv habe sich die Ärzteschaft entschlossen, sich dem Protest anzuschließen, sagt Susanne Schachtrupp, Allgemeinärztin aus Melsungen.
Sie sagt, man fordere weniger Bürokratie für Hausärzte, ebenso wie eine faire und transparente Vergütung. Außerdem gehe es darum, den Beruf des Hausarztes attraktiv zu halten – für aktive Ärzte und mögliche Nachfolger. Dafür sei es auch nötig, mehr Studienplätze zu schaffen, sagt Schachtrupp. Rund 6000 Studienplätze für Ärzte würden fehlen. Zudem nütze die Digitalisierung im Gesundheitsbereich in erster Linie den Krankenkassen. „Die Digitalisierung kostet uns viel Zeit, aber bringt im Moment nur den Krankenkassen etwas und nicht uns“, sagt Schachtrupp. Damit fehle wertvolle Zeit für die Behandlung von Patienten.
Das ist der Protesttag
Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen ruft für Mittwoch, 15. Februar, zu einem Protesttag auf. Laut der Petition auf ihrer Internetseite geht es unter anderem um Sicherstellung der wohnortnahen ärztlichen Versorgung, freie Arztwahl, Wiedereinführung der Neupatientenregelung, Inflationsausgleich, Abschaffung der bürokratischen Überfrachtung der Arbeitsabläufe, Digitalisierung nur da, wo sie Praxen und Patienten nützt, und Abschaffung der Regressbedrohung.
Laut einem Papier, das laut Schachtrupp von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen herausgegeben wurde, sind aktuell 26 Prozent der hessischen Hausärzte zwischen 61 und 70 Jahre alt. 2025 werden im Schwalm-Eder-Kreis 31 Prozent der Ärzte das Renteneintrittsalter von 65 Jahren erreicht haben. 2030 sind es 51 und 2035 sogar 68 Prozent. Zudem fordern die Ärzte, nicht mehr von den Krankenkassen in Regress genommen zu werden.
In Regress von Krankenkasse genommen zu werden, bedeute konkret, so Susanne Schachtrupp, dass ein Hausarzt dafür zahlen müsse, wenn er einem Patienten zum Beispiel ein Medikament verschreibe, dass diesem zwar helfe, aber für die Erkrankung keine Zulassung besitzt. Und das könne auch noch Jahre später der Fall sein.
Am Mittwoch sei die Versorgung der Patienten im Notfall durch die Praxis Dr. Jung in Neumorschen gewährleistet, sagt Schachtrupp. Von den Patienten werde der Streik unterstützt. Sie habe in der Praxis Unterschriftenlisten ausgelegt und über den Streik informiert. „Wir haben von unseren Patienten sehr viel Zuspruch erhalten“, sagt Susanne Schachtrupp. (Barbara Kamisli)