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Malsfelder Kinder haben neuen Waldkindergarten bekommen

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Von: Fabian Becker

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Erzieherin Sabine Schmidt an der Feuerstelle des neuen Waldkindergartens in Malsfeld. Links ist ein Schuppen für Geräte und Spielzeug, in der Mitte das Hauptgebäude und rechts sind die Toiletten.
Erzieherin Sabine Schmidt an der Feuerstelle des neuen Waldkindergartens in Malsfeld. Links ist ein Schuppen für Geräte und Spielzeug, in der Mitte das Hauptgebäude und rechts sind die Toiletten. © Fabian Becker

Toben im Wald, Tiere mit der Lupe entdecken, Bäche umleiten und Feuer in einer Feuerstelle machen. All das können Malsfelder Kinder nun im neuen Waldkindergarten erleben.

Malsfeld – Die Kinder der Malsfelder Kindergärten Pusteblume und Schwalbennest haben nun einen neuen Ort, um sich in der Natur auszutoben. „Es geht darum, dass die Kinder für die Pflanzen und Tiere sensibel werden“, sagt Kindergartenleiterin Jutta Salzmann. „Außerdem können sie ihren Bewegungsdrang sehr gut ausleben.“

Die Zeit in der Natur bewirke bei manchen Kindern auch unvorhergesehene Veränderungen. „Wir hatten ein Mädchen, dass etwa zwei Jahre im Kindergarten kein Wort gesagt hat“, berichtet Salzmann. Nach drei Tagen in dem alten Waldkindergarten habe sie begonnen, zu sprechen.

Kinder lernen auf dem Gelände Grobmotorik

„Wir kannten ihre Stimme bis dahin gar nicht.“ Außerdem trainierten die Kinder dort ihre Grobmotorik. „Viele stolpern anfangs noch auf dem ungewohnt unebenen Boden, aber schon nach zwei Tagen haben sie das drauf.“

Um in den Waldkindergarten zu kommen, wählen sich die Kinder montags in Gruppen ein, darunter basteln, Spielplatz, lesen und schreiben – „und jetzt auch der Waldkindergarten“, sagt Salzmann.

Bis zu 20 Kinder könnten in die Gruppe auf dem 3500 Quadratmeter große Gelände, das rund 200 Meter von der Fuldatalhalle entfernt ist und dessen Herrichtung laut Gemeinde 60 000 Euro kostete.

Sie werden von Sabine Schmidt und Erek Engel betreut. Beide sind mit je einer halben Stelle als Waldpädagogen und Erzieher in den Kindergärten tätig. Hinzu kommt immer noch eine weitere Aufsichtsperson.

Kindergarten mit geschlossenen Augen wahrgenehmen

Der Tag im Waldkindergarten beginnt für die Kinder gegen 9 Uhr nahe des Feuerwehrgerätehauses, wo sie vom Bus herausgelassen werden, erklärt Engel. Mit den Erziehern laufen sie dann zum Waldkindergarten.

„In einer Runde machen wir uns dort bewusst, was wir mit geschlossenen Augen wahrnehmen“, sagt Schmidt. „Dann erklären wir Erzieher die Regeln.“ Es folgt ein Frühstück, bevor die Drei- bis Sechsjährigen auf dem Gelände toben dürfen.

Auf Wasserbahnen wird ein Bach umgeleitet

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Malsfelder Bauamt hat zum Beispiel eine Insel im Stellbach geschaffen. Es gibt Holzteile, die immer wieder neu zu einer Bahn zusammensetzt werden können, um Wasser vom Bach hindurchzuleiten.

Auf der Insel im Stellbach: Waldpädagoge Erek Engel zeigt Teile der Wasserbahn des neuen Waldkindergartens in Malsfeld.
Auf der Insel im Stellbach: Waldpädagoge Erek Engel zeigt Teile der Wasserbahn des neuen Waldkindergartens in Malsfeld. © Becker, Fabian

„Im Winter, wenn der Bach gefroren ist, klopfen wir auch mal Stücke aus dem Eis“, sagt Engel. Außerdem können die Kinder mit Lupen kleine Tiere aus dem Bach ansehen und Dämme bauen.

Um die Instandhaltung des Geländes und der Gebäude kümmern sich das Bauamt und die Ehrenamtlichen Joachim Stegemann und Karlheinz Garde. Pfarrer Henning Reinhardt hat zwei Apfelbäume gespendet. „Es sind Aktionen mit der evangelischen Kirchengemeinde im Waldkindergarten denkbar, zum Beispiel zu Erntedank“, sagt Salzmann.

Zu Geburtstagen gibt es knisterndes Wunschfeuer

Eine regelmäßig stattfindende Aktion ist das wöchentliche Entzünden eines Feuers in der Feuerstelle. „Wenn ein Kind Geburtstag hat, machen wir ein Wunschfeuer“, sagt Schmidt. Dabei werfen die Kinder Fichtenzweige in die Flammen, die beim Verbrennen knistern. „Dann pusten wir hinein und wünschen uns etwas.“

Es gibt außerdem Tipis aus Weiden und Werkzeuge zum Bearbeiten von Materialien aus der Natur, zum Beispiel zum Schnitzen und Häuschenbauen. „Die Jungs bauen auch schon mal Schwerter und Angeln“, sagt Engel.

Für Werk- und Spielzeuge gibt es einen eigenen Schuppen, auch ein Haus mit Strom und Heizung, in dem sich die Kinder aufhalten können und Toiletten sind vorhanden.

Kinder lernen gemeinsames Arbeiten

Für den Rückweg vom Waldkindergarten gegen 11.30 Uhr und den Fall, dass ein Kind schnell weggebracht werden muss, gibt es einen Bus. „Wir wollten die Kinder nicht in den regulären Bus setzen, wenn sie dreckige Sachen anhaben“, sagt Salzmann. Wenn nötig, gebe es auch Wechselwäsche im Waldkindergarten.

„Dort bekommen die Kinder das Gefühl, durch gemeinsames Arbeiten an einer Sache etwas schaffen zu können, zum Beispiel, wenn sie den Acker bewirtschaften“, sagt Salzmann.

Den könnten die Kinder aber wohl nicht mehr lange nutzen, denn er gehöre zum Gelände des alten, 2005 erbauten Waldkindergartens, wo bald eine Hochspannungsleitung entlang führen soll.

„Wir haben vor etwa zehn Jahren davon erfahren, aber der Termin wurde immer weiter verschoben, sodass genug Zeit blieb, nach und nach umzuziehen.“ Derzeit sei 2024 geplant. (Fabian Becker)

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