Wenn Günsterode am Rad dreht: Feuerräderlauf am Ostersonntag

Der Feuerräderlauf in Günsterode ist ein in Hessen einmaliger Oster-Brauch, um den Frühling einzuläuten. So werden die Räder vorbereitet.
Günsterode – Sie sind im Kreisteil Melsungen die Attraktion am Osterwochenende: die Feuerräder von Günsterode. Wir haben den Mitgliedern vom Günsteröder Brauchtumsverein am Gründonnerstag bei den Vorbereitungen für das Feuerspektakel zugeschaut. Der in Hessen einmalige Brauch findet am Ostersonntag statt.
„Drei Räder werden dieses Jahr wieder den Kehrenberg herunter rollen“, sagt André Möller (29), der seit knapp vier Wochen neuer Vorsitzender des Brauchtumsvereins ist. Die leeren Räder wiegen um die 50 Kilogramm. Sie werden jedes Jahr vor dem Lauf geprüft und an beschädigten Stellen geschweißt.
150 Kilogramm Stroh kommen in ein Rad
„Hinzu kommen etwa 150 Kilo Stroh“, sagt Möller. Das Stroh wird von den Mitgliedern extra für den Räderlauf angebaut. „Es ist besonders hochwachsendes Stroh“, sagt Möller. Etwa 1,2 Meter misst es und wird über Jahre auf Vorrat gelagert.
Die Mitglieder des Brauchtumsvereins stopfen dann an Gründonnerstag und Karfreitag das Stroh in die Räder – doch nicht einfach nur lose, sondern in Gebinden. „Etwa 40 von den Gebinden kommen insgesamt in die drei Räder“, erklärt Möller.
Er selbst werde allerdings nicht das Stroh in die Räder stopfen. „Das machen traditionell die Räderläufer.“
Zwei Läufer sind an einem Rad
Das sind dieses Jahr Daniel Diehl, Jannik Heinemann, Julian Rödel, Michael Diehl, Jens Bommhardt und Phil Möller – jeweils zu zweit an einem Rad. Bei den Läufern gilt: Wenn ein neues Mitglied mit dem Feuerrad läuft, dann nur im Tandem mit einem erfahrenen Läufer.
Wichtig sei auch die Kleidung. „Läufer sollten keine leicht entflammbare Kleidung tragen, wie zum Beispiel Polyester“, sagt Möller. Außerdem seien eine Kappe und Handschuhe von Vorteil zum Schutz vor der Hitze. Mit etwa zwei Meter langen Holzstangen „begleiten“ die Läufer die Räder über 500 Meter den Berg hinab – „von lenken kann bei rund 200 Kilo Feuerrad nicht die Rede sein“, sagt Möller.
Die Stangen sollten stark genug sein, damit sie nicht brechen oder durchbrennen.
Räderhalter brauchen Asbestanzüge
Dem Feuer am nächsten sind die Räderhalter. „Für deren Schutz sind vor allem die Asbestanzüge wichtig.“ Diese müssen laut Möller jedes Jahr vor dem Räderlauf gut geprüft werden. Besonders die Helme bekämen einiges ab. Dieses Jahr wird es einen Generationswechsel geben: Timo Lohmann lernt Julian Propf als Halter an. Lohmann ist nach eigener Aussage seit etwas mehr als 20 Jahren Räderhalter und gibt nun sein Wissen an Propf weiter.

Insgesamt sind fünf Mitglieder für ein Rad verantwortlich. Neben Halter und Läufer gibt es noch diejenigen, die die Räder anzünden. Das sind in diesem Jahr Lars Hahn und Christian Anthes. „Die beiden werden zunächst die ungefähre Strecke mit Fackeln abstecken, damit die Läufer wissen, wo sie ungefähr lang müssen“, sagt Möller. Danach entzünden sie die Räder.

Der Räderlauf findet am Sonntag, 9. April statt. Der Lauf startet nach Einbruch der Dunkelheit. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr am Dreschschuppen in Günsterode. Dort gibt es Bratwurst und Getränke. Ab 19.30 Uhr wird das Osterfeuer auf dem Kehrenberg entfacht. Neu dieses Jahr: Zum Abschluss gibt es noch ein Feuerwerk. Eintritt: zwei Euro. (William Abu El-Qumssan)