Wolf wurde bei Weidelbach gesichtet

Ein Wolf näherte sich kürzlich dem Spangenberger Stadtteil Weidelbach und dem Nachbarort Hetzerode bis auf wenige Meter. Das besorgt Anwohner und Landwirte in den Dörfern.
Weidelbach – Immer näher kommt der Wolf aus dem Stölzinger Gebirge den Dörfern. Auch im Spangenberger Stadtteil Weidelbach ließ der Wolf sich kürzlich am Ortsrand blicken.
„Das macht Angst“, sagt der Weidelbacher Paul Bierwirth. In den Wald, in dem auch seine Kinder früher gespielt haben, würde er seine Enkel heute nicht mehr alleine lassen. Der Kindergarten aus der Umgebung sage Waldtage ab und auch Hundehalter blieben dem Wald lieber fern.
„Es ist doch schlimm, wenn selbst die Bildung für die Jüngsten auf der Strecke bleibt.“ Er sei nicht gegen den Wolf, stellt er klar. Aber er fordere, dass die Politik entsprechend handele und „nicht immer alles nur schön redet“.
Wölfe stellen für Landwirte ein großes Problem dar
Bierwirth ist Landwirt im Nebenerwerb und hat eine Mutterkuhhaltung. „Ich kann doch die Tiere auf der Weide gar nicht mehr kalben lassen“, sagt er. Viel zu nah komme der Wolf dem Dorf. Dabei werde man als Landwirt immer zur Weidehaltung angehalten, aber „so hohe Zäune können wir doch gar nicht bauen, dass der Wolf die nicht einreißt.“
Es gebe Vergrämungsmaßnahmen, die den Wolf fernhalten könnten. „Der Wolf ist frech, der erkennt in den Menschen keinen natürlichen Feind“, sagt Bierwirth. Deshalb sei es um so wichtiger, die Tiere in die Schranken zu weisen.
Wenn es so weitergehe, habe bald niemand mehr Lust, Landwirtschaft im Nebenerwerb zu betreiben. „Dabei ist das so wichtig für die Pflege der Naturlandschaft“, sagt Bierwirth. „Was passiert, wenn das wegfällt?“, fragt er.
Wölfe könnten Wanderer in der Region abschrecken
Für seinen Lebensunterhalt sei – genau wie für andere Nebenerwerbslandwirte – die Landwirtschaft nicht nötig. „Ich mache das aus Leidenschaft, für den Erhalt der Landschaft und für die Tiere.“ Der Weidelbacher fragt sich auch, wie es mit dem Tourismus im Stölzinger Gebirge weitergehen könne.
„Es gibt hier einen Premiumwanderweg, aber wie soll der denn künftig beworben werden, wenn im Wald die Wölfe sind?“, fragt sich Bierwirth. Da bekomme die Geschichte von Rotkäppchen und dem Wolf plötzlich eine völlig neue Bedeutung.
Bauernverband fordert Lösungsvorschläge
Dass etwas passieren muss, das fordert auch der Hessische Bauernverband. „Es geht nicht darum, dass wir den Wolf ausrotten wollen“, sagt Dr. Miriam Dangel vom Referat Tierhaltung beim Hessischen Bauernverband. Dennoch müsse die Politik handeln. Es müsse klar über die Möglichkeiten der Entnahme gesprochen werden.
In der Stadtbevölkerung höre man oft, dass der Wolf doch kein Problem sei, aber die Landbevölkerung sei eben direkt betroffen. „Das ist auch eine emotionale Belastung für Tierhalter“, sagt Dangel. Denn es werden Tiere nicht nur tot gefunden, sondern oft so schwer verletzt, dass sie von ihrem Leid erlöst werden müssten.
„Wir wünschen uns, dass die Rissbegutachtungen vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Geologie besser laufen“, sagt Dangel. Oft werde gar keine Beprobung vorgenommen. „Da heißt es dann, da könnte ja auch ein Fuchs dran gewesen sein “, sagt Dangel.
In diesem Jahr seien jedoch schon jetzt mehr Risse an Nutztieren bekannt geworden, als im gesamten vergangenen Jahr. (Barbara Kamisli)