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Zieht sich UGG zurück? Ausbaupläne für Glasfaser in Melsunger Stadtteilen in Gefahr

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Von: Damai Dewert

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Hübsch anzusehen, aber derzeit nicht überall verfügbar: Im Bild ist ein Kabelbündel aus Glasfaserkabeln vor einer sogenannten Speedpipe (Leerrohr) für ein Glasfasernetzwerk zu sehen.
Hübsch anzusehen, aber derzeit nicht überall verfügbar: Im Bild ist ein Kabelbündel aus Glasfaserkabeln vor einer sogenannten Speedpipe (Leerrohr) für ein Glasfasernetzwerk zu sehen. © DPA Bildfunk

In Melsungen könnten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten: Die Stadtteile werden wohl nicht mit Glasfaser versorgt.

Melsungen – Dabei hatte alles so gut ausgesehen. Nach dem Engagement der Telekom (Glasfaser Plus) ziehe sich Unsere Grüne Glasfaser (UGG) nun doch zurück, befürchtet Melsungens Bürgermeister Markus Boucsein.

Trotz Zusage: UGG hat bisher keinen Bauantrag gestellt

Es habe eine Zusage des Unternehmens gegeben, die Kernstadt und die Stadtteile auszubauen. Noch im September hatte UGG bestätigt, trotz der Telekom-Konkurrenz an den Ausbauplänen festzuhalten. Damals hatte UGG gegenüber der HNA noch gesagt, sie zeichne sich durch eine schnelle Projektumsetzung und einen flächendeckenden Ausbau aus.

Seither sei jedoch vonseiten der Firma nichts passiert, sagt Melsungens Bauamtsleiterin Nadine Finn. Das Unternehmen habe noch keinen Bauantrag gestellt. Zuletzt habe UGG nicht einmal mehr auf formelle Anfragen geantwortet, bedauert Finn.

Röhrenfurth, Obermelsungen, Günsterode und Adelshausen könnten leer ausgehen

Die letzte mündliche Aussage des Unternehmens liege etwa zwei Wochen zurück und da habe es geheißen, dass es einen parallelen Ausbau mit der Telekom in der Kernstadt nicht geben werde. Es würde aber eine Überprüfung laufen, ob es Synergien – wohl Anschlüsse an benachbarte Kommunen – gebe, um die Stadtteile anzuschließen.

Betroffen von einem Nichtausbau wären Röhrenfurth, Obermelsungen, Günsterode und Adelshausen – die vier Stadtteile haben Stand Ende 2022 zusammen 2628 Einwohner. Die Kernstadt hat 10 193. Aktueller Bauherr in Melsungen ist Glasfaser Plus – ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und des IFM Global Infrastructure Fund.

Stadt sucht nach alternativen Lösungen

Die betroffenen Stadtteile würden aus derzeitiger Sicht nur nach einer öffentlichen Ausschreibung ausgebaut werden – also mit Fördergeld. Eine andere Option wäre es, wenn die Stadt selbst Bauherrin würde, heißt es von der Telekom.

„Wir sind sehr enttäuscht und müssen als Stadt unbedingt nach alternativen Lösungen suchen, falls UGG die Stadtteile nicht ausbaut“, sagt Boucsein. Bis Redaktionsschluss lag keine Antwort von UGG vor.

Für den Fall, dass sich bestätigen sollte, dass sich Unsere Grüne Glasfaser (UGG) aus dem Ausbau der Stadtteile zurückzieht, hat Melsungens Bürgermeister Markus Boucsein Engagement angekündigt.

„Eine Hoffnung wäre, dass wir als Stadt an Fördergeld für einen Ausbau der Stadtteile kommen und selbst als Bauherrin aktiv werden“, sagt Boucsein. Das wäre dann natürlich eine parlamentarische Entscheidung. Bis dahin hoffe er sehr auf eine positive Aussage von UGG.

Boucsein mit Kritik an Telekom

In den Nachbarkommunen Körle und Guxhagen laufe der Ausbau durch UGG sehr gut. Grundsätzlich baut die UGG ein Netz mit Open Access, also ein Netz, das allen Internetdienstanbietern offen steht. Zum jetzigen Zeitpunkt können jedoch nur Verträge über den UGG-Partner O2 abgeschlossen werden. Die Firma UGG ist ein Gemeinschaftsunternehmen. Dahinter stehen der spanische Telefonkonzern Telefónica und der Versicherungskonzern Allianz aus München.

Kritik äußert Boucsein an der Glasfaser Plus beziehungsweise an der Telekom. Diese habe zwar von ihrem Recht Gebrauch gemacht, die Kernstadt auszubauen – aber wohl wissend, dass ihr Engagement den Ausbau der Stadtteile gefährden könne. Denn UGG hatte für diesen Fall einen möglichen Rückzug beim Ausbau ins Spiel gebracht. „Jetzt geht für uns das Gerangel und die Suche von vorne los“, sagt der Bürgermeister.
(Damai D. Dewert)

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