Scheuch-Paschkewitz wies auf die bereits lange Dauer der U-Haft seit Mitte September hin, während es praktisch keine Hinweise zu dem Fall seitens der Staatsanwaltschaften gebe. Sie fühle sich an die Vorgänge um den NSU 2.0 erinnert, die erst nach und nach auf Druck von SPD und Linke zutagegekommen seien.
Und sie frage sich, ob der Zeitpunkt der Bundestagswahl am 26. September für Verzögerungen eine Rolle gespielt habe. Es sei offensichtlich, dass erst journalistische Recherchen und der Bericht einer antifaschistischen Kasseler Gruppe Bewegung in den Fall gebracht hätten.
Scheuch-Paschkewitz unterstrich in dem Zusammenhang die Schwere des Vorwurfs, nach dem der 20-Jährige eine schwere staatsgefährdende Straftat vorbereitet haben soll.
In einer Pressemitteilung äußerte sich am Sonntag der Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD, Günter Rudolph: Auch die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag sehe noch viele offene Fragen.
Laut Rudolph sei es nicht nachvollziehbar, dass es der 20-jährige unter Terrorverdacht stehende Schreinerlehrling bei der Kommunalwahl im März auf die Wahlliste der Spangenberger CDU geschafft habe. Dies sei eine Mahnung für alle demokratischen Parteien, ihre Kandidaten gründlich auf ihre Verfassungstreue zu prüfen.
Innenminister Peter Beuth (CDU) forderte Günter Rudolph auf, den Innenausschuss des Landtags umfassend über den Fall des 20-Jährigen zu informieren. „Wenn jemand in Hessen über 600 Sprengvorrichtungen bastelt und in einem Manifest zum ‚totalen Rassenkrieg‘ aufruft, dann sollte es selbstverständlich sein, dass der Innenminister den Landtag von sich aus über den Vorgang unterrichtet.“ Es müsse umgehend darüber informiert werden, welche Erkenntnisse die Sicherheitsbehörden über den Festgenommenen haben, forderte Rudolph. (Barbara Kamisli und Anne Quehl)