Die Deutsche Bahn plant, die Station Bad Gandersheim voraussichtlich 2026 zu modernisieren und barrierefrei auszubauen, teilt sie auf HNA-Nachfrage mit. Dazu zähle insbesondere die Erneuerung des Haus- und Zwischenbahnsteigs, die Erhöhung der Bahnsteige auf 55 Zentimeter, der Neubau der Beleuchtungsanlage sowie der Rückbau nicht mehr benötigter Bahnsteiganlagen.
Möglicherweise früher umsetzbare Alternativlösungen, die dann schon für die Landesgartenschau 2023 gelten könnten, wie die Verlegung der Station an einen anderen Punkt an der Strecke und Provisorien, wie ein Behelfsbahnsteig, wurden gemeinsam mit Kommune, Landesnahverkehrsgesellschaft und Bahn verworfen, teilt die Deutsche Bahn mit.
„Wir wissen um diese unbefriedigende Situation und haben schon viele Gespräche mit der Bahn geführt“, so Bürgermeisterin Franziska Schwarz. Sie hätte sich vorstellen können, dass alle Züge am barrierefreien Gleis ankommen oder eine Querung über die Gleise eingerichtet würde. Das habe die Bahn aber abgelehnt.
Mit Blick auf die Landesgartenschau (LAGA) 2023 sagt die Bahn, dass die barrierefreie Anreise über die direkten Busverbindungen zum LAGA-Gelände unter anderem von den Bahnhöfen Kreiensen sowie Seesen gewährleistet sei. Bürgermeisterin Franziska Schwarz berichtet auf HNA-Nachfrage, dass man zudem versuchen werde, einen Shuttle oder andere ÖPNV-Angebote anzubieten.
Die LAGA werde barrierefrei sein und sie hoffe auf viele Besucher auch mit Rolli. Sie bedauere sehr, dass die Situation am Gandersheimer Bahnhof vorher nicht mehr zu ändern sei.
Die gleichen Probleme mit einem nicht barrierefreien Gleis gibt es in Nörten-Hardenberg. Aktuell sehen die Planungen der Bahn einen Beginn des barrierefreien Ausbaus inklusive Neubau von Personenaufzügen für 2026 vor, teilt die Deutsche Bahn mit.
Auch der Bahnhof Bodenfelde stellt für Rollifahrer eine Herausforderung dar, da auch hier nicht alle Gleise barrierefrei sind. Marco Schnyder aus Göttingen nennt noch weitere Fallstricke, mit denen er sich hier auseinandersetzen muss. So müsse er auch für eine Fahrt nach Bodenfelde bei der Mobilitätszentrale der Bahn mindestens 24 Stunden vorher eine Fahrt anmelden. Dann würde er, wenn verfügbar, einen Fahrdienst bekommen, der ihn nach Bodenfelde bringen würde. „Ich fahre dann parallel zum Zug mit dem Fahrdienst, das ist ökologisch eigentlich nicht sinnvoll“, so Schnyder.
Hinzu komme in Bodenfelde ein weiteres Problem. Hier verkehre an dem barrierefreien Gleis die Nord-West-Bahn, aber anders als bei DB-Regio und Metronom gebe es keine ausreichend lange Rampe in den Zügen, um auch die Stufen im Zugeingang zu überwinden. Spontan mit der Bahn zu reisen, sei für ihn und andere Rollifahrer nur schwer möglich, bedauert er.
Auch Monika Nölting, Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Northeim, kennt die Probleme an den Bahnhöfen. Zudem könne man sich leider auch nicht darauf verlassen, dass immer alle Fahrstühle funktionieren, da das nicht immer zeitnah von der Bahn über die App oder die Homepage kommuniziert werde. „Man reist immer mit einem etwas mulmigen Gefühl“, sagt sie.
Beim Schienenersatzverkehr gebe es für Rollstuhlfahrer ebenfalls immer wieder Probleme, berichtet sie. Nicht immer würden Niederflurbusse eingesetzt. „Sie glauben gar nicht, wie oft ich schon dem Busfahrer erklären musste, wie die Rampe ausgeklappt wird“, sagt Nölting.
Das Neun-Euro-Ticket mache es für Rolli-Fahrer in der Bahn auch nicht einfacher. Die Züge seien jetzt oft so voll, dass weniger Platz für die Rollstuhlfahrer sei. Wer seine Fahrt mit Rollstuhl nicht angemeldet habe, werde dann zum Teil nicht mitgenommen, schildert sie die Erfahrungen der letzten Wochen. (Rosemarie Gerhardy)