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Ursula Hobbie hat ein Faible für Unternehmen in Schieflage: „Erst wenn es schwierig wird, kribbelt´s“

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Von: Olaf Weiss

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Ursula Hobbie, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Laga-GmbH in Bad Gandersheim. Archi
Ursula Hobbie, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Laga-GmbH in Bad Gandersheim. Archi © Frank Bertram

Ursula Hobbie kann Krise. Gerade die schwierigen Fälle reizen sie. Und so nahm sie die Geschäftsführung der Landesgartenschau in Bad Gandersheim erst an, als die Vorbereitungen ordentlich in Schieflage waren.

Bad Gandersheim – Dreimal, so erzählt Ursula Hobbie, hatte Bad Gandersheims Bürgermeisterin Franziska zuvor vergeblich gefragt, ob sie nicht die Landesgartenschau managen wolle.

„Wenn es aussichtslos oder schwierig ist, dann kribbelt es“, sagt Hobbie. In Bezug auf die Laga in der Kurstadt hat es also erst im Herbst 2021 bei ihr gekribbelt. Mit den Worten „Hier brennt der Baum lichterloh“ habe Schwarz sie dann doch für die Aufgabe begeistern können. Der Zeitplan der Vorbereitung der ursprünglich für das vergangene Jahr geplanten Schau war unter anderem infolge der Coronapandemie gehörig ins Wanken geraten. Mit der Bekanntgabe der Verschiebung um ein Jahr wurde Hobbie rund um die Kurstadt bekannt.

Das Thema Landesgartenschau war Hobbie, die aus dem ostfriesischen Leer stammt und Jura in Bielefeld und Göttingen studiert hat, nicht neu. Schon die Landesgartenschau in Bad Iburg hat sie als Geschäftsführerin verantwortet. Die selbstständige Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Restrukturierung, Sanierung und Insolvenzen hatte sich in dem Kurort im Landkreis Osnabrück für diese Aufgabe durch die erfolgreiche Sanierung der dortigen Dörenberg-Klinik qualifiziert. Die 2013 insolvente Kurklinik gibt es immer noch, betont Hobbie.

„Dann kannst Du mal ein paar Monate Landesgartenschau machen“, sagte sich Hobbie, als sie, kaum in der Dörenberg-Klinik „tränenreich“ verabschiedet, vom dortigen Bürgermeister gefragt wurde, ob sie die Geschäftsführung der Laga 2018 übernehmen wolle. Doch es wurden drei Jahre. „Was man anfängt, bringt man auch zu Ende“, sagt sie.

Vom Land kommend, ist ihr Garten- und Feldarbeit von jeher vertraut. Einen besonders „grünen Daumen“ habe sie allerdings nicht. Zuhause in Bad Zwischenahn werkelt sie schon gern in ihrem Garten. Dabei begeistere sie sich, so räumt sie ein, aber mehr fürs Beschneiden von Sträuchern und Büschen als fürs Unkrautjäten.

Die Geschäftsführung einer Laga sei ein bisschen wie die Sanierung eines angeschlagenen Unternehmens, sieht sie eine Parallele zu ihrer eigentlichen Profession: Es gelte, mit wenig Geld möglichst viel zu erreichen.

Ihre Faszination für Insolvenzen und wirtschaftlich schwierige Fälle hat sie entdeckt, als sie in die Großbäckerei ihres Onkels eingestiegen ist. Um als Geschäftsführerin ihren Anteil an der Rettung des Betriebs leisten zu können, hat sie ihr Jura-Studium geschmissen – mitten im Ersten Staatsexamen. „Ich bin keine Theoretikerin“, sagt Hobbie von sich. Nur am Schreibtisch zu sitzen, sei ihre Sache nicht. Fragen klärt sie gern vor Ort und verlässt ihr Büro. Die Eröffnung der Laga am Freitag, 14. April, ist für sie die Belohnung für die Zeit in den vergangenen Monaten, die sie während der Vorbereitung doch überwiegend in Bad Gandersheim verbracht hat.

Vor dem Stress während der 185 Veranstaltungstage hat sie Respekt, aber schwieriger werde die Zeit danach, wenn die Arbeit getan und die Abschlussbilanz fertig ist. „Das war spooky“, erinnert sie sich daran, als nach der Schau in Bad Iburg ihr Handy nicht mehr dauernd klingelte, sondern tagelang nahezu stumm blieb.

Dass sie dann mehr Zeit für ihr Pferd und das Reiten oder das Lesen sowie Radtouren durchs Ammerland hat, wird sie wohl nicht lange trösten, denn dann braucht Hobbie die nächste Herausforderung. Die Geschäftsführung einer Landesgartenschau soll es aber nicht wieder sein: „Das habe ich mir geschworen“, betont sie

Dem Thema wird sie aber verbunden bleiben. Sie ist Aufsichtsratmitglied der Landesgartenschau gGmbH Bad Nenndorf, die die nächste Laga in Niedersachsen ausrichtet. 2026 soll sie stattfinden. Außerdem arbeitet sie bei der Fördergesellschaft Landesgartenschauen Norddeutschland mit Sitz in Bremen mit, die Kommunen der Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen und Hamburg bei der Bewerbung und später bei Planung und Veranstaltung von Landesgartenschauen beratend unterstützt. Trotzdem bleibt sicher genug Zeit für einen nächsten Krisenfall.

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