Teilweise schlimmer als Kyrill: Sturm Friederike macht Wald im Kreis Northeim platt
Ahlshausen. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Christoph Bretschneider am Freitagmorgen, als er das ganze Ausmaß von Sturmtief Friederike sieht.
Der Forstgenosse aus dem Realverband der privaten Waldbesitzer Ahlshausen kann nicht genau beziffern, wie groß der Schaden auf den rund 300 Hektar ist – ein gutes Drittel dürfte nach einer ersten, vorsichtigen Schätzung dem Sturm aber zum Opfer gefallen sein.
Die HNA hat sich in der Nacht nach dem großen Sturm auf den Weg dorthin gemacht,

wo Friederike am Donnerstag mit am stärksten gewütet haben muss. „Viele Straßen sind noch gesperrt, in den Wald kommt man gar nicht rein“, erzählt Bretschneider bei der Fahrt in seinem Geländewagen. Der ist auch zwingend notwendig – durch den andauernden Regen sind alle Wege aufgeweicht, überall liegen Äste umher. „Bei uns hat der Sturm schlimmere Folgen als Kyrill 2007“, resümiert der Forstgenosse, der zugleich Jagdpächter und Feldmarkvorsitzender ist.
Nässe war Problem
70 Prozent des Forstgenossenschaftswaldes besteht aus Fichten – wobei „bestand“ jetzt das passendere Wort ist. „Das Problem war der anhaltende Niederschlag seit Sommer. Hier in den Wäldern gibt es viel Lösslehmboden, da finden die Fichten keinen Halt“, so Bretschneider.
Die Folgen davon sind jetzt sehr deutlich zu sehen. „Innerhalb von vier Stunden war alles passiert“, so der Forstgenosse. Aus sicherer Entfernung haben die Menschen in Ahlshausen die Bäume, die teils Generationen zuvor gepflanzt haben, umstürzen sehen. „Das geht einem Nahe.“
Straße verschwunden
Beim Flug mit der Drohne der HNA über das Waldgebiet wird erst das ganze Ausmaß des Sturms deutlich. Die Verbindungsstraße zwischen Ahlshausen und Opperhausen ist nur noch an wenigen Stellen zu sehen. Der Rest ist komplett von Bäumen übersäht. Riesige Flächen sind komplett kahl, nur vereinzelt stehen noch ganze oder abgebrochene Stämme in der Landschaft. Autofahrer, die hier zwischen Bäumen eingeschlossen worden wären, hätten wohl kaum eine Chance gehabt.
Auch das Rehwild und Wildschweine sind beim Sturm aus dem Wald geflüchtet – am Folgetag stehen sie noch immer verängstigt auf den Feldern und wissen nicht, wohin. Jetzt beginnt für den Realverband und die Förstereien das Sichten der Schäden, dann werden sie beseitigt. Wie lange das dauern wird, ist vollkommen unklar, vor allem auch deshalb, weil fast alle Wege unpassierbar geworden sind. „Wenn in einem Jahr die Schäden abgewickelt sind, dann hat das alles gut geklappt“, sagt Bretschneider. Im Anschluss beginnt dann das Aufforsten.
Sorge macht man sich in der Region jetzt allerdings nicht nur um den Holzpreis, der bislang noch recht stabil war, sondern auch um die verbleibenden Bäume. Der sogenannte Windschutzgürtel ist großteils umgestürzt und die verbleibenden Fichten so leichte Beute für den nächsten Sturm.
Erst vor einigen Wochen gab es viel Windbruch – Friederike stellt wohl aber einen neuen negativen Meilenstein in Sachen Zerstörung in den Wäldern der Region dar.
Informationen rund um die Folgen des Sturmtiefs für die gesamte Region tragen wir hier zusammen.