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Northeimer wollen Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien helfen

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Erdbebenkatastrophe in der Türkei
dpa_5FAC9A006A843FA2(1).jpg © Murat Kocabas/dpa

Die Bilder des schrecklichen Erdbebens in der Türkei und Syrien lassen die Mitglieder der türkischen und arabischen Gemeinde zusammenrücken.

Northeim – Die Bilder des schrecklichen Erdbebens in der Türkei und Syrien lassen die Mitglieder der türkischen und arabischen Gemeinde zusammenrücken. Gemeinsam mit dem Northeimer Verein Köprü, was übersetzt Brücke bedeutet, wollen sie am Wochenende, 4. und 5. März, bei einer gemeinsamen Veranstaltung im Saalbau Spenden für die Opfer der Katastrophe sammeln.

Müfit Pürtelas und Abdullah Dömen vom Vorstand des Integrationsvereins sind mitgenommen und bewegt von den Bildern aus dem Nordosten der Türkei und dem westlichen Syrien.

„Ich habe die Bilder anfangs gar nicht so sehr wahrgenommen“, erinnert sich Pürtelas an den Tag des Erdbebens. „Erst, als ich am Abend nach Hause kam, habe ich realisiert, was passiert ist.“ Er habe sofort ein eindringliches Gefühl verspürt. Eine Art Ohnmacht, sagt Pürtelas. „Ich fühlte mich hilflos und wollte etwas tun, mit meinen Händen helfen. Aber das geht ja nicht“.

Northeimern mit Familien in die betroffenen Regionen bleibt nur der Kontakt per Telefon und die schrecklichen Bilder im Internet und im türkischen und deutschen Fernsehen, erzählt Abdullah Dömen. Als Köprü-Vorsitzender gehört er zu den ersten, an die sich Menschen aus der Community hilfesuchend wenden. „Einige wollten sofort aufbrechen, um zu helfen. Davon haben wir abgeraten. Auch das türkische Konsulat hat die Einreise abgelehnt“, betont er. Laut Dömen sollten einstweilen nur Rettungskräfte in das Land einreisen, um zu helfen. Alle anderen seien zum Abwarten verurteilt.

Bisher sei es schwierig oder sogar unmöglich, Sachspenden in das Land zu bringen. „Es gibt keine Infrastruktur, vor Ort könnte sie niemand in Empfang nehmen“, erklärt Dömen. Die Straßen seien zerstört, viele Dörfer gar nicht erreichbar. „Da wissen wir noch gar nicht, wie es dort aussieht.“

Vielen Menschen geht es nach seinen Worten gerade ähnlich: In ihrer Trauer und ihrem Schock wollen sie handeln, helfen und trösten. „Man möchte tätig werden und die Ohnmacht durchbrechen“, sagt Pürtelas. Die verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien betreffen auch Menschen in der Region. Im Gespräch mit Müfit Pürtelas und Abdullah Dömen vom Integrationsverein Köprü, was übersetzt Brücke bedeutet, werden das Maß an Trauer und Hilflosigkeit sowie der Wunsch, selbst anzupacken, nur allzu nachvollziehbar.

„Wir sitzen hier und können nichts tun,“, sagt der Köprü-Vorsitzende Dömen. Also wird Hilfe vor Ort organisiert, doch das brauche Zeit. Dömen schaut immer wieder auf sein Handy, zwischendurch klingelt es mehrfach. Kurze Worte, laut und leise, ein kritischer Blick und das Mobiltelefon liegt wieder an der Seite. Für Northeimer mit türkischen Wurzeln und Familie im vom Erdbeben betroffenen Gebieten ist es eine schwierige Zeit, sagt der Körü-Vorsitzende.

Denn mit der Trauer sind die Mitglieder der türkischen Community in Northeim erst einmal auf sich allein gestellt. Sie können die Bilder nur im Fernsehen und im Internet sehen. Bilder, die zeigen, dass ganze Hochhäuser eingestürzt sind oder immer noch einstürzen. Was Pürtelas und den Menschen voller Trauer aktuell Mut und Hoffnung schenkt, ist der Zusammenhalt im gemeinsamen Schicksal. „Die internationale Hilfe kam sofort, auch aus Deutschland und Griechenland“, sagt Pürtelas. „Aber auch wir hier rücken näher zusammen. Das ist eine tolle Solidarität, die wir spüren.“

Das Spenden-Event am 4. und 5. März im Saalbau in Northeim soll deshalb auch ein Anlaufpunkt für alle Besucher werden, die den Menschen in der Türkei und in Syrien nach der schlimmen Katastrophe helfen und den Angehörigen vor Ort beistehen wollen. Von Hann. Münden über Northeim bis Seesen arbeiten dafür die türkischen Gemeinden zusammen, hinzu kommen zwei arabische Gemeinden. Gemeinsam wollen sie im Saalbau türkische und arabische Spezialitäten anbieten, Grußworte und Gebete sprechen und auch diejenigen zu Wort kommen lassen, die vor Ort Menschen gerettet oder verloren haben.

Die Spenden sollen zum Beispiel an den Katastrophenschutz und die Rettungsorganisationen gehen. „Damit können wir gezielt helfen, bis klar ist, welche Sachspenden vor Ort gebraucht werden und wirklich weiterhelfen“, so Pürtelas. Bereits in der vergangenen Woche ist beim Freitagsgebet in Northeim zu Spenden aufgerufen worden. Frauen kochten und backten frische Mahlzeiten, sammelten Spenden und spendeten Trost. Rund 8000 Euro seinen zusammengekommen, die nun an den Roten Halbmond und den Katastrophenschutz Afad übergeben werden. (ycv)

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