Ersthelfer-App soll im Landkreis voraussichtlich erst 2024 an den Start gehen

Der Start einer Ersthelfer-App im Landkreis Northeim lässt auf sich warten. Dreieinhalb Jahre nach einer entsprechenden Grundsatzentscheidung des Northeimer Kreistags und zweieinhalb Jahre nachdem das entsprechende System ausgesucht worden ist, ist die App immer noch nicht an den Start gegangen.
Northeim – Ursprünglich war ein Start im ersten Halbjahr 2021 vorgesehen. In der jüngsten Ortsratssitzung in Schönhagen hatte Ortsratsmitglied Frank Schönbach danach gefragt, ob und wann die App in Betrieb gehe.
„Ein Nutzungsstart noch in diesem Jahr ist unwahrscheinlich“, teilte die Pressestelle der Kreisverwaltung auf HNA-Anfrage mit. Im Laufe des Jahres sollen aber die technischen Voraussetzungen für den Betrieb der App geschaffen werden. Dazu gehört insbesondere die Einrichtung einer Schnittstelle mit dem System der Rettungsleitstelle in Northeim.
Dass das Projekt seit Herbst 2020 nicht vorangekommen ist, erklärt die Kreisverwaltung mit nicht besetzten Stellen. Nachdem diese Vakanzen überwunden seien, soll die App nun nach erfolgter Einarbeitung der Mitarbeiter vorangetrieben werden.
Frühestens ab dem 4. Quartal dieses Jahres soll laut Kreisverwaltung damit begonnen werden, Ersthelfer anzuwerben, die sich die App auf ihr Smartphone installieren sollen. Sie sollen möglichst aus medizinischen Berufen oder der Feuerwehr kommen.
Bei einem medizinischen Notfall sollen mithilfe der App durch die Rettungsleitstelle Ersthelfer alarmiert werden, die sich in der Nähe befinden. Die App lokalisiert per GPS-Ortung die Ersthelfer und fragt, ob diese einsatzfähig sind. So kann schnell ein Ersthelfer vor Ort sein und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen wie der Herzdruckmassage beginnen, bevor der Rettungswagen eintrifft. Ziel ist, dass innerhalb von vier Minuten ein Helfer beim Patienten ist und Erste Hilfe leisten kann, bis der Rettungsdienst da ist. Dieser kann so schnell in der Regel nicht vor Ort sein. Das Niedersächsische Rettungsdienstgesetz lässt eine Eintreffzeit von bis zu 15 Minuten zu.
Das System, das schon in einer ganzen Reihe von Landkreisen im Einsatz ist, stammt von einem Gütersloher Arzt, der zu Hause von Blaulicht aufgeschreckt wurde und später erfuhr, dass es in seiner Nachbarschaft einen Notfall gegeben hatte. Er hätte schneller helfen können als der Rettungsdienst, wenn er von dem Notfall gewusst hätte. (Olaf Weiss)
Schnelle Hilfe kann Leben retten
In Deutschland erleiden laut Landkreis Northeim jährlich 75 000 Menschen einen Kreislaufstillstand außerhalb einer Klinik. Dabei treten ohne Herz-Lungen-Wiederbelebung nach drei Minuten Hirnschäden ein. Nur 5000 Menschen überleben ohne schwere neurologische Schäden. Nur in einem Viertel dieser Notfälle leisten Ersthelfer Hilfe. Die Frist, in der in 95 Prozent der Notfälle der Rettungsdienst vor Ort sein muss, beträgt in Niedersachsen 15 Minuten. (ows)