„Bis dahin lief alles gut und zügig“, so Voller. Doch dann hätten die Probleme angefangen: Die Miete für die von ihr zur Verfügung gestellten Wohnung sei im März nur in Teilen überwiesen worden, auch sollte die ukrainische Mutter noch im März eine weitere Zahlung erhalten, die aber bis Anfang dieser Woche noch nicht eingetroffen sei. „Auf die Miete hätten wir warten können, aber einer Mutter mit fünf Kindern bis heute nicht die ihr zustehenden Leistungen auszuzahlen, ist ein Unding“, so Sabrina Volle.
Ebenfalls ärgere sie sich extrem darüber, dass seitens der Mitarbeiter des Fachbereichs Migration und Integration wochenlang keine E-Mails beantwortet würden. Außerdem habe sie erfolglos Stunden damit verbracht, Mitarbeiter telefonisch zu erreichen. Sie habe sich dann hilfesuchend an Gemeindebürgermeisterin Susanne Glombitza gewandt, deren Mitarbeiter schließlich beim Landkreis interveniert hätten. Von dort habe es die Zusage gegeben, dass bis Mittwoch dieser Woche eine weitere Zahlung für die ukrainische Familie bewilligt werde. „Aber kann es richtig sein, dass erst etwas passiert, wenn sich die Bürgermeisterin persönlich darum kümmert?“, fragt Volle?
Die Nörten-Hardenbergerin betreut nach ihren Schilderungen eine weitere Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine. Damit der Familienvater eine sogenannte Fiktionsbescheinigung bei der Kreisverwaltung beantragen kann, mit der er nachweist, dass er in Deutschland ein vorläufiges Aufenthaltsrecht hat, um hier eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, musste auch diese Familie erst mal beim Landkreis registriert werden. Auch hier sei Volle auf erhebliche Probleme gestoßen, immer wieder hätten sich Termine verzögert, auf E-Mails und Anrufe sei nicht reagiert worden. Als Volle erfuhr, dass auch die Polizei Geflüchtete registrieren könne, habe sie sofort Kontakt mit der Polizei in Northeim aufgenommen, und nur wenig später habe „ein wirklich sehr freundlicher“ Polizeibeamter die Registrierung vorgenommen.
Als sie dann beim Landkreis nachgefragt habe, wann mit der Fiktionsbescheinigung zu rechnen sei, sei sie dort zunächst auf Empörung gestoßen, weil sie die Familie bei der Polizei hat registrieren lassen, berichtet sie. Nach langem Hin und Her und erneutem Eingreifen von Bürgermeisterin Glombitza habe die Bescheinigung wenige Tage später im Briefkasten gelegen. „Ich frage mich inzwischen, wie lange andere Menschen hier im Landkreis, die den Flüchtlingen aus der Ukraine helfen wollen, warten müssen, weil sie sich nicht trauen, sich wie ich mit den Behörden auseinanderzusetzen?“, fragt Volle.
Zu der Kritik der Nörten-Hardenbergerin betonte die Kreisverwaltung am Dienstag auf HNA-Anfrage, dass bereits einen Tag nach Antragseingang, nämlich am 9. März, eine erste Abschlagszahlung an die Mutter in Nörten-Hardenberg veranlasst worden sei.
Zudem sei eine erste Mietzahlung nach Prüfung des Mietvertrages auf Angemessenheit der Miete am 24. März überwiesen worden. „Nach Kenntnis des weiteren Hilfsbedarfs sind inzwischen weitere vorübergehende Leistungen für die Aprilmiete sowie für den Lebensunterhalt der Familie freigegeben worden“, betonte eine Landkreis-Sprecherin.
Und: Die Kreisverwaltung, insbesondere der Bereich Migration und Integration, sei nach Kräften bemüht, die geflüchteten Menschen sowie die Personen, die dankenswerterweise Geflüchtete aufnehmen und Wohnraum zur Verfügung stellen, zu unterstützen. Es werde jedoch um Verständnis gebeten, dass nicht jedes Anliegen sofort bearbeitet werden könne. Extreme Zeitverzögerungen, wie in diesem Fall geschildert, seien der Kreisverwaltung jedoch nicht bekannt. (kat)