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In Berka kommt das Bier aus der ehemaligen Sauna

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Von: Rosemarie Gerhardy

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Oliver Spill aus Berka ist Bierbrauer im Nebengewerbe: In seinem Keller hat er aus einer ehemaligen Sauna nach Vorgaben des Gesundheits- und Bauamtes eine kleine Biermanufaktur eingerichtet.
Oliver Spill aus Berka ist Bierbrauer im Nebenerwerb: In seinem Keller hat er aus einer ehemaligen Sauna eine kleine Biermanufaktur eingerichtet. © Rosemarie Gerhardy

Im Keller von Oliver Spill in Berka braut sich im wahrsten Sinn des Wortes etwas zusammen: Der 44-Jährige stellt dort sein eigenes Bier her. Erst vor kurzem hat er seine eigene Biermanufaktur gegründet

Berka – Aktuell hat Spill gerade ein helles Bier in Gärung, das ist aber frühestens Ostern trinkbar, erzählt er. Und: Immer wieder probiert er neue Varianten aus, vom Bockbier bis zum Festbier. Dabei kommt es darauf an, welches Malz und welcher Hopfen eingesetzt werden. Beides kauft Spill bei speziellen Braushops oder im Internet ein.

Hergestellt wird sein obergäriges Bier nicht nach dem Reinheitsgebot, sondern nach dem Natürlichkeitsgebot, erklärt er. Das heißt, es werden nur natürliche Rohstoffe verwendet, das kann dann auch mal eine Zitrone sein. Die Biersorten, die der 44-Jährige braut, sollen nämlich „Genussbiere“ sein und nicht einfach „weggekippt“, sondern wirklich genossen werden. Das wünscht er sich zumindest.

Um in Deutschland Bier brauen zu können, muss man weder einen Meistertitel besitzen, noch eine entsprechende Ausbildung absolviert haben. Und so hat sich Spill das Wissen selbst angeeignet. „Ich lese viel über das Bierbrauen“, sagt er und legt eine Reihe von Fachliteratur vor. Zudem probiert er gern verschiedene Rezepturen aus. Dazu müsse man halt auch viel über chemische Prozesse beim Gärprozess lernen, erzählt Spill.

Sein Interesse an Bier und an seinem Geschmack gibt es schon länger: Seit 2016 macht er private Verkostungen verschiedener Biersorten für Freunde. Im September 2018 hat er dann ein Heimbrau-Set mit verschiedenen Bieren zum Geburtstag geschenkt bekommen und sein erstes Bier gebraut.

Und dabei ist er auf den Geschmack gekommen und hat sein Brau-Equipment erweitert. Längst arbeitet er nicht mehr seinem ersten, schlichten Plastikbraubottich, sondern mit deutlich mehr Technologie. Ein Jahr später hat er mit zwei Freunden unter dem Namen Angerbrew als Hobbybrauer zusammengearbeitet, weiter investiert und das Ergebnis seitdem mit jedem Braugang verbessert.

Immer mehr Freunde wollten das Bier schließlich kaufen: Damit in Sachen Steuern und allen anderen Vorschriften alles richtig geklärt ist, gründete er im November 2022 Ollis Biermanufaktur. Beim ersten Verkaufstag vor wenigen Wochen war die Nachfrage riesig: Spill verkaufte zwei Drittel seines Bierbestands.

Doch vor der Produktionserlaubnis als Nebenerwerb musste der 44-Jährige erst mal einige bürokratische und bauliche Vorschriften erfüllen. Insbesondere in den Brandschutz musste er investieren, auch auf das Thema Hygiene wurde Wert gelegt. So muss der Raum, in dem gebraut wird, deckenhoch gefliest sein und einen Bodenabfluss haben. Doch das war zum Glück kein Problem, denn der Brauraum befindet sich in der früheren Sauna, da war also schon alles vorhanden.

Spill, der im Hauptberuf im Außendienst tätig ist, hat sich auch gleich ein passendes Logo und Flaschenetiketten für Ollis Braumanufaktur anfertigen lassen. Ganz neu gibt es auch Bierdeckel mit dem Logo.

Ein bis zwei Sude pro Monat macht er. Los geht der Brautag, für den er sieben Stunden fürs Brauen, die Wartung und das Putzen einplant, mit der Auswahl des Rezeptes. Dann muss das Malz gewogen, geschrotet und eingemaischt (also mit Wasser gemischt) werden, erklärt er den Start des Brauprozesses. Nach circa ein bis zwei Stunden wird abgeläutert, das heißt, die Würze (Flüssigkeit) wird vom Treber (ungelöste Teile) getrennt. Dann kommt der Hopfen dazu und alles wird erhitzt, dabei kommt es auch auf die genauen Temperaturen an. An einer Tafel an der Wand hat er den Vorgang genau dokumentiert.

Anschließend wird Hefe zugefügt, auch hier gibt es fast 100 verschiedene Sorten, berichtet er. Im Gärbehälter bleibt der Sud ein bis zwei Wochen. Immer wieder muss alles kontrolliert werden. Anschließend werden die rund 50 Liter Bier von Hand in die für die Nachgärung gezuckerten Flaschen gefüllt, verkorkt und etikettiert. Die Flaschengärung dauert nochmals zwei Wochen, es schließt sich eine zweiwöchige Reifung im Kühlschrank an. Erst dann kann das Bier genossen werden. Da es nicht pasteurisiert wird, ist es rund drei Monate haltbar.

facebook.com/ollisbraumanufaktur

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