Um den Prozess der Krisenkommunikation weiter zu optimieren, wurde eine Cloud basierte VoIP-Telefonielösung (Voice over IP = Telefonie übers Internet) eingeführt. Für eine Nutzung wird neben Strom nur eine Internetanbindung benötigt.
Diese kann mittels Satellitentechnik hergestellt werden, sodass eine Nutzung auch bei Ausfall von Festnetz oder Mobilfunk erfolgen kann. Die Verwaltungen der Städte und Gemeinden und die Polizeiinspektion Northeim wurden durch den Landkreis mit je einem entsprechenden IP-Krisentelefon als Dauerleihgabe ausgestattet. Vor Ort müssen nur die erforderlichen technischen Voraussetzungen, unter anderem Satelliteninternet, geschaffen werden.
Den Gemeinden ist es nach den Worten von Holger Schulz, Fachbereichsleiter Katastrophenschutz in der Kreisverwaltung, freigestellt, das System für sich zu erweitern.
Sind auch die Rettungsdienste angeschlossen?
Den Rettungsdiensten im Landkreis Northeim ist die Technik bereits vorgestellt worden. Sie sind aber im Gegensatz zur Polizeiinspektion Northeim noch nicht angeschlossen.
Wieso ist die Satellitentelefonie nicht ausreichend?
Mittels Satellitentelefonen kann zwar eine mündlichen Kommunikation zwischen der Krisenstäben erfolgen. Dies stellte allerdings keine optimale Lösung dar, so Schulz. Kurzfristig sollen daher die umfassenden Möglichkeiten des Satelliteninternets – unabhängig von der Kooperationsvereinbarung mit Qntrol – ausgeschöpft werden, sodass beispielsweise der E-Mailversand, Datenaustausch und Videokonferenzen möglich werden.
Wieso reichen die herkömmlichen Funknetze wie die 5G-Netze der Mobilfunkanbieter nicht aus?
Im Alltag sind sie ausreichend. Aber beispielsweise bei einem Stromausfall fallen sie aus. Die Möglichkeiten des Digitalfunks beispielsweise der Feuerwehr sind begrenzt, sodass dann nur die Kommunikation über Satellit übrig bleibt.
Was ist im Rahmen der Kooperation mit Qntrol konkret geplant?
Vorgesehen ist zunächst der Aufbau eines eigenen geschlossenen Kommunikationsnetzes auf Basis der 5G-Technik für den Landkreis Northeim, über das im Katastrophenfall Einsatzkräfte, die Krisenstäbe des Landkreises und der Städte und Gemeinden miteinander kommunizieren können, also sprechen, E-Mails verschicken und Daten senden.
Wie soll der Betrieb dieses Netzes aufrecht erhalten werden, wenn tagelang Stromausfall herrscht?
Die Datenströme, die dann über Satellit gehen, werden von Servern der Firma Qntrol gesteuert. Einer soll, so ist es geplant, im Northeimer Kreishaus installiert werden. Sollte der durch einen technischen Defekt ausfallen oder nicht durchgängig mit Strom versorgt werden können, erläutert Schulz, würde einer von fünf weiteren Qntrol-Servern einspringen, die es in Berlin, Süddeutschland und dem EU-Ausland gibt.
Läuft die Satellitenkommunikation über einen bestimmten Satelliten?
Nein. Die Kommunikationslösung kann über jeden Satellitenanbieter genutzt werden. Der Landkreis selbst kann zwei Satellitenanbieter für seine Satellitentelefone nutzen und um die Server von Qntrol zu erreichen. Das Berliner Unternehmen sichert den Datenzugriff und die Servernutzung mithilfe von fünf Satellitenanbietern und entsprechender Notstromversorgung ab.
Kann das Netz für Privatpersonen geöffnet werden?
Eine der Fragen, die im Rahmen der Kooperation geklärt werden müssen, sei nach den Worten des Ersten Kreisrats, Jörg Richert, zu klären, ob es möglich ist, im Katastrophenfall den Bürgern aus dem landkreiseigenen Netz wichtige Informationen auf ihre Smartphones zu schicken. Eine Öffnung des Netzes für die Bürger, damit diese einfach miteinander telefonieren können, wenn die normalen Netze ausgefallen sind, ist nicht vorgesehen.
Wie lange soll die Kooperation mit Qntrol laufen?
Die Vereinbarung des Landkreises mit Qntrol soll auf unbestimmte Zeit abgeschlossen werden. (ows)