„Manege frei“ auf dem Mühlenanger

Der Einbecker Zirkus Charles Knie fährt im dritten Jahr der Pandemie zweigleisig: Bereits in wenigen Tagen wird das große Zelt auf dem Northeimer Mühlenanger aufgebaut, in dem es am 3. Juni beim diesjährigen Tourneestart heißt: „Manege frei!“. Das Zirkuszelt wird bewusst früh auf den Platz gestellt, weil Mitte Mai dort die TÜV-Abnahme für eine neue Tribüne stattfinden muss, berichtet Zirkusdirektor Sascha Melnjak. Bereits seit gut vier Wochen ist auf dem Areal des Winterquartiers im Einbecker Ortsteil Volksen wieder das „Circus-Land“ geöffnet - und bleibt dies bis Ende August auch während der Tournee.
Northeim/Einbeck – Im Januar hat sich der Zirkus entschieden, wieder auf Tour zu gehen - nach zwei Jahren Pandemie-Stillstand. Wobei Stillstand beim Zirkus Charles Knie eigentlich das falsche Wort ist. Denn das ursprünglich nur provisorisch geplante Projekt „Freizeitpark“ in Volksen hat sich im jetzt dritten Jahr als „Circus-Land“ zu einem beliebten Anziehungspunkt für Familie auf einem Umkreis von Kassel bis Hannover entwickelt, erzählt Sascha Melnjak. „Wir sind Familie“, dieses Versprechen wüssten inzwischen viele Besucher auch aus benachbarten Großstädten zu schätzen, berichtet der Zirkuschef. „Es gibt nicht viele Orte, an denen besonders kleinere Kinder den ganzen Tag über spielen, klettern und sich austoben können, ohne dass die Eltern ständig ein Auge auf sie haben müssen - und das noch an frischer Luft auf 50.000 Quadratmetern, aber auch Indoor“, sagt Melnjak. Erstmals wird in diesem Jahr deshalb eine bereits gut nachgefragte Dauerkarte für die Stammgäste angeboten. Neu in diesem Sommer sind unter anderem „Bergsteigen auf den Mount Wabbel“ sowie das nach eigenen Angaben größte mobile Labyrinth der Welt. Hinzu kommt ein Raubtierrudel mit weißen Löwen und ein neues Stück im Marionetten-Theater. Während des Sommers werden die Shows auch noch mal gewechselt, kündigt Melnjak an.

Aber der Zirkus ist und bleibt ein reisendes Unternehmen. Deshalb startet parallel zum „Circus-Land“ am 3. Juni die Tournee. Allerdings ohne die klassische Sägemehlmanege, sondern mit einer großen, transportablen Wasserbühne im Zirkuszelt. Mit auf die Reise gehen außer Papageien und Hunde keine Tiere, die bleiben in Volksen erlebbar. Im Zirkuszelt steht dafür die mobile Wasserbühne im Zentrum. Sie ist mit 100.000 Litern Wasser befüllt, mit 300 Pumpen, unzähligen Lichteffekten und drei hydraulisch ausfahrbaren Ebenen eine beeindruckende Anlage. „15 Meter hohe lichtumflutete Fontänen schießen unter die Kuppel des Zirkuszelts, ausgefeilte pyrotechnische Effekte und eine neue riesige Lichtanlage mit atemberaubender Lasertechnik gehören ebenfalls zu den Neuerungen“, berichtet Melnjak. „Eine Wassershow hatten wir schon lange im Kopf“, sagt der Zirkusdirektor, „und sie passt auch herrlich zum Sommer.“
Das alles aufzubauen, dauert länger als früher beim klassischen Zirkuszelt. Allein die Wassertechnik benötigt vier Stunden, bis alles dort spritzt, wo es soll. Drei Sattelauflieger sind ausschließlich für die Wasserbühne mit ihren Pumpen, Schläuchen und Kabeln notwendig, um diese zu transportieren. Deshalb gibt es zwischen den einzelnen Tourneeorten jetzt zwei Tage Pause. Nach dem Gastspiel über Pfingsten bis zum 6. Juni in Northeim zieht Zirkus Charles Knie nach Hameln, Bielefeld und Münster weiter, bevor vor allem Orte in Baden-Württemberg bis zum Allgäu die Ziele der Tournee bis November sind. Insgesamt 40 Artisten, Comedians und Musiker gehen mit auf Reise.
Und bei der Live-Band gibt es aktuell noch ein paar Fragezeichen. Denn die Musiker kommen aus der Ukraine, dürfen aber zurzeit wegen des Krieges nicht ausreisen. Sascha Melnjak hat deshalb schon Kontakt zu einem ebenfalls aus der Ukraine stammenden Kapellmeister des Zirkus Krone aufgenommen. Damit es auch bei der Tournee 2022 Livemusik in der Manege geben kann. (Frank Bertram)