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Debatte um Benennung der neuen Straßen in der Südstadt von Northeim

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Von: Axel Gödecke

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Das Neubaugebiet in der Northeimer Südstadt: Das Luftbild zeigt am linken Bildrand den bereits erschlossenen ersten Abschnitt des Neubaugebiets am Stadtrand. Die ersten zwei Straßenringe sind schon zu sehen.
Das Neubaugebiet in der Northeimer Südstadt: Das Luftbild zeigt am linken Bildrand den bereits erschlossenen ersten Abschnitt des Neubaugebiets am Stadtrand. Die ersten zwei Straßenringe sind schon zu sehen. © Hubert Jelinek

Die Benennung der noch zu bauenden Straßen im neuen Baugebiet Südlicher Wieter in der Northeimer Südstadt sorgt für Diskussionen im Stadtrat.

Northeim - Eine kürzlich von der Stadtverwaltung vorgelegte Liste mit Namensvorschlägen stieß nicht ganz auf Wohlwollen. Die Kritik bezog sich dabei allerdings nicht auf den Plan, die neuen Erschließungsstraßen nach Wissenschaftlern zu benennen und dort ein „Wissenschaftler-Quartier“ zu schaffen, so wie es auch schon ein Komponisten-Viertel in Northeim gibt.

Nein, kritisch betrachtet wurde, dass es mit Marie Curie nur eine Frau in der wissenschaftlichen Vorschlagsliste gab. Stattdessen waren darin sieben männliche Berühmtheiten aus der Wissenschaftshistorie zu finden.

Darunter Nikolaus Kopernikus (1473 bis 1543) und Johannes Keppler (1571 bis 1630), nach denen die ersten beiden Ringstraßen benannt werden sollten.

Weiter Vorschläge für die nächsten Straßen waren Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855), Isaac Newton (1643 - 1727), Albert Einstein (1879 - 1955), Max Born (1882 - 1970) und Theodor Mommsen (1817 - 1903).

In der jüngsten Stadtratssitzung wurde der Plan der Verwaltung noch nicht beschlossen, sondern vertagt.

Grund: In der vorgeschalteten Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung und Kultur war der männerdominierte Verwaltungsvorschlag in die Kritik geraten. Das beratende Mitglied, Lehrervertreterin Nicoline Krebs, hatte deswegen auch eine eigene Liste erstellt, die nach ihren Worten zeige, dass auch viele Frauen sich einen Namen in der Wissenschaft gemacht haben, die es ebenfalls wert seien, auf Northeims Straßenschildern verewigt zu werden.

Gleich 13 Wissenschaftlerinnen schlägt Nicoline Krebs zur Auswahl vor, um die Straßenbenennung im Neubaugebiet gendergerecht zu gestalten:

Vera Rubin (Princeton,1919 bis 2016, Astronomin Entdeckerin der dunklen Materie),

Caroline Herschel (Hannover, 1750 - 1848; Astronomin, Erstellerin des Zonenkatalogs der Sterne),

Lise Meitner (1878 Wien - 1968 Cambridge; Kernphysikerin, Erklärung der Kernspaltung),

Dorothea Erxleben (1715-1762, Quedlinburg; Ärztin, erste Frau mit Doktortitel),

Maria Goeppert-Mayer (1906 Kattowitz - 1972 San Diego; Nobelpreisträgerin für Physik, Entwicklung des Schalenmodells der Atomkerne, wohnte ab 1910 in Göttingen),

Grace Hopper (1906 New York - 1992 Arlington, lnformatikerin, entwickelte den ersten Übersetzer von Quellcodes in für Computer verständliche Anweisungen),

Gertrude Elion (1918 New York - 1999 Chapel Hill, Pharmakologin, Aidsforschung, Nobelpreisträgerin für Medizin),

Clara lmmerwahr (1817 Breslau - 1915 Berlin, Chemikerin, promovierte 1900 in Breslau),

Ada Lovelace (1815 - 1852 London, Mathematikerin, Namensgeberin der Programmiersprache ,,Ada“),

Rosalind Franklin (1920 - 1958 London, Biochemikerin, Entschlüsselung der DNA),

Julija Lermontowa (1847 Petersburg - 1919 Moskau, erste Doktorin der Chemie, Promotion in Göttingen),

Emmy Noether (1882 Erlangen - 1935 USA, Mathematikerin, Mitbegründerin der modernen Algebra, forschte lange in Göttingen),

Marie Curie (1867 Warschau – 1934 Passy, Nobelpreis für Physik und Chemie).

Außerdem hat die Northeimer Lehrerin Nicoline Krebs noch andere Vorschläge mit berühmten Frauen, auch außerhalb der Wissenschaft:

Paula Modersohn (1876 Dresden - 1907 Worpswede) Malerin,

Maria Montessori (1870 - 1950, Pädagogin und Ärztin, Erfinderin der Montessori-Pädagogik),

Elsa Brandström (1888 - 1948, schwedische Krankenschwester im 1. Weltkrieg, war als ,,Engel von Sibirien, bekannt),

Lou Andreas-Salome (1861 Petersburg - 1937 Göttingen) Schriftstellerin und Psychologin, Eröffnung der ersten psychoanalytische Praxis in Göttingen 1915),

Elly Heuss-Knapp (1881 Straßburg - 1952 Bonn, Sozialreformerin und Politikerin, gründete das Müttergenesungswerk),

Cicely Saunders (1918 - 2005 London, Krankenschwester und Ärztin, Gründerin der Hospizbewegung).

Außerdem schlägt die Northeimerin noch einige Pazifistinnen als mögliche Namensgeberinnen vor, darunter Käthe Kollwitz, Rosa Luxemburg, Simone de Beauvoir, Clara Zetkin und Hedwig Dohm.

Die Stadtverwaltung hat jetzt alle Ratsfraktionen gebeten, Vorschläge für gendergerechte Straßennamenbenennungen für die neuen Bauflächen am südlichen Northeimer Wieter bis Ende September einzureichen. Der Rat soll dann im Oktober entscheiden.

(von Axel Gödecke)

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