KZ-Gedenkstätte Moringen feierte ihr 30-jähriges Bestehen

Der größte Wunsch der KZ-Gedenkstätte Moringen sind größere Räumlichkeiten auf dem Gelände, am besten in der ehemaligen Kommandantur an der Langen Straße.
Moringen – Dieses, inzwischen mehr als zehn Jahre altes Anliegen, nahm Niedersachsens Kultusminister Julia Willi Hamburg (Grüne) mit auf ihren Rückweg nach Hannover, nachdem die 30-Jahr-Feier der Gedenkstätte im großen Saal des Maßregelvollzugszentrums vor über 100 Gästen beendet war.

Zusagen gab es nicht, wie schon beim Besuch eines ihrer Vorgängers, Bernd Althusmann (CDU), im Jahr 2011. „Ich kann das Ansinnen verstehen und habe es mir notiert“, sagte die Ministerin nach dem Ende des offiziellen Teils.
Zuvor hatte der inzwischen pensionierte, frühere Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der in Moringen aufgewachsene Historiker Prof. Dr. Detlef Garbe, der auch Mitglied im Beirat der Moringer Stätte ist, darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, die Gedenkstätte dort zu haben, „wo es stattgefunden hat. Das macht was aus!“
Derzeit befindet sich die Gedenkstätte im Torhaus, 200 Meter von der früheren Kommandantur entfernt, in der heute eine dem Maßregelvollzugszentrum angegliederte Berufsfachschule Pflege untergebracht ist. Das Kellergeschoss darf von der Gedenkstätte genutzt werden. Noch bis zum 28. April ist dort die Ausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ zu sehen.

Bei deren Eröffnung hatte Dr. Dirk Hesse, ärztlicher Direktor des Maßregelvollzugszentrums gesagt, er hätte die Ausstellung gerne zwei oder drei Etagen „höher gesehen“. Doch der Bau der Räume, die die KZ Gedenkstätte dort erhalten soll, sei „unglaublich kompliziert und teuer“.
Das weiß auch die Kultusministerin und hielt sich entsprechend zurück, betonte aber: „Es ist der Landesregierung ein großes Anliegen, die Arbeit der Gedenkstätten zu stärken.“ Ihre Arbeit sei besonders wertvoll gerade in Zeiten von Verschwörungstheorien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus. „Wir brauchen solche authentischen Erinnerungs- und Gedenkorte, um einen Teil der deutschen Geschichte greif- und erfahrbar zu machen.“
Eine Frage sei für sie auch, wie begegnet die Gedenkstättenarbeit der vierten, fünften und sechsten Generation als Nachfolger der früheren Häftlinge. Ein Punkt, den die Moringer Gedenkstättenmitarbeiter auf ihrer Arbeitsliste ebenfalls stehen haben. „Dieses epochale Gesellschaftsverbrechen trägt sich weiter bis in die nächsten Generationen“, sagte Garbe.

Wie sehr Familien das auch heute noch beschäftigt, zeigten die Familien Kömmler aus Berlin, Fricke aus Delliehausen und Büchner aus Hann. Münden, die als Nachfahren ehemaliger Häftlinge an dem 30. Geburtstag der Gedenkstätte teilnahmen. Während in den ersten Jahren die Erinnerungsarbeit mit Überlebenden der drei Konzentrationslager in Moringen im Vordergrund stand, geht es nach den Worten von Gedenkstättenleiter Dr. Dietmar Sedlaczek heute auch um die Bewahrung der Demokratie mit einer offenen und diversen Gesellschaft mit Freiheit, Humanität und Achtung der Menschenrechte.
Zielgruppen seien dabei insbesondere Schülerinnen und Schüler, aber auch Polizisten. Ihnen werde aufgezeigt, wie es zu diesen unmenschlichen Verbrechen kommen konnte.
Es gab drei Konzentrationslager
In Moringen gab es drei Konzentrationslager: Nacheinander für Männer (1933), Frauen (1933-1938) und Jugendliche (1940-1945). Letzteres wurde zynisch Jugendschutzlager genannt. Von 1945 bis 1951 befand sich dort auch ein Lager für sogenannte „displaced persona“, ehemalige Zwangsarbeiter, die auf ihre Heimkehr oder Ausreise in ein Drittland warteten. Seit 2011 firmiert das Areal als „Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen“. (zhp)