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Ist die Northeim-Luft sehr dreckig?

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Von: Olaf Weiss

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Eine Luftmessstation.
Eine Luftmessstation (Symbolbild). © Andreas Fischer/nh

Die Luftqualität in Northeim soll die drittschlechteste in Deutschland ein. Mit einem Artikel dieses Inhalts aus dem Internet hat ein Leser die HNA-Redaktion aufgeschreckt. Insbesondere die Feinstaubbelastung sei hoch. Eine längere Recherche brachte aber weitgehend Entwarnung.

Northeim / Denkershausen – Der Artikel stammt von der Internetseite ingenieur.de. Er weist Northeim wegen hoher Feinstaubwerte als drittdreckigste Stadt in Deutschland aus – nach Gießen und Regensburg (Werte von 2019). Allerdings liegt der für Northeim angegebene Durchschnittswert mit 14,2 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft noch deutlich unter dem Grenzwert von 25 Mikrogramm/Kubikmeter. Die zugrunde liegenden Daten stammen von der Internetseite iqair.com/de/germany des Schweizer Unternehmens IQAir, ein Hersteller von Luftfiltersystemen.

Für die Kreisverwaltung, hat diese Internetseite nur begrenzten Aussagewert, da jeder, der über ein geeignetes Messgerät verfügt, für diese Internetseite selbst gemessene Werte zur Verfügung stellen könne. Die Messstationen unterliegen dabei laut Kreisverwaltung keiner Qualitätssicherung. Weder seien sie geeicht, noch kalibriert. Es sei nicht sicher, dass sie die Mindestanforderungen an den Messort erfüllen.

Die Northeimer Messstation steht laut der iqair-Seite am östlichen Ortsrand des Dorfes Denkershausen. Bis zur HNA-Anfrage war sie der Kreisverwaltung, aber auch dem Denkershäuser Ortsbürgermeister Martin Jahn, unbekannt. Die Northeimer Stadtverwaltung weiß nach eigenen Angaben seit einem halben Jahr von ihrer Existenz, aber nicht, wer sie betreibt. Die Messergebnisse seien mit Vorsicht zu genießen, teilte sie mit. Bei privat betriebenen Messstationen handele es sich häufig um Sensorsysteme, die die gesetzlichen Anforderungen an Luftqualitätsmessungen nicht erfüllten. Auch sei eine einzelne Messstation in einem Dorf nicht repräsentativ.

„Die Stadt kann an den repräsentativen Messungen hinsichtlich der Luftqualität durch die Lufthygienische Überwachung Niedersachsen in den vergangenen Jahren keine Auffälligkeiten verzeichnen“, heißt es weiter. Die gesetzlichen Grenzwerte von 25 Mikrometer/Kubikmeter Luft seien eingehalten worden. Die nächsten Messstationen des Umweltbundesamtes befinden sich in Göttingen östlich des Uni-Klinikums und im Solling bei Schönhagen.

Nach einer Reihe vergeblicher Versuche, gelang es dann doch noch mit dem Betreiber der Messstation zu sprechen. Klaus-Dieter Preschel hat sie nach eigenen Worten seit rund zehn Jahren.

Eine Wetterstation habe er noch deutlich länger, sagt der Rentner, der früher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung war. Die habe er dann um zwei Messeinrichtungen für Feinstaub ergänzt – eine selbst gebaute und eine gekaufte.

„Die Messtechnik ist kalibriert“, betonte er. Sie sei so ausgelegt, dass sie sich abschalte, wenn die Sensoren nicht mehr ordentlich arbeiten. In beiden Messstationen, die er an seiner Balkonbrüstung befestigt habe, seien die gleichen Sensoren verbaut.

Nach seinen Beobachtungen gehen die gemessenen Feinstaubwerte immer dann in die Höhe, wenn in der Nachbarschaft Kaminöfen angeheizt werden.

Auch zu Silvester, wenn Böller und Raketen gezündet werden, habe seine Messstation immer hohe Feinstaubwerte angezeigt.

Er wisse noch von zwei weiteren privat betriebenen Feinstaub-Messstationen im Raum Northeim, sagt Preschel. Diese sind aber offensichtlich nicht an die Internetplattform von iqair.com angeschlossen.

Seine Messstation lieferte laut der iqair-Internetplattform beispielsweise für Feinstaub PM2,5 am 3. März den Wert von 16,8 Mikrogramm/Kubikmeter Luft und gestern, Montag, von 26,5 Mikrogramm/Kubikmeter Luft. (Olaf Weiss)

Grenzwerte für Feinstaub

Es gibt für Feinstaub zwei Grenzwerte. Für Partikel kleiner als 10 Mikrometer (PM10) gilt: 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft dürfen nicht mehr als 35 Tage im Jahr überschritten werden, der Durchschnittswert pro Jahr darf maximal 40 Mikrogramm betragen. Für Partikel kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2,5) gilt, der Jahresdurchschnittswert darf maximal 25 Mikrogramm/Kubikmeter betragen. Ein Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter. Ein Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm. (ows)

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