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Nachruf: Abschied von „Urgestein“ Conrad aus beliebter Eisdiele

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Von: Kathrin Plikat

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Abschied: Conrad Di Liello, hier auf einem Bild aus dem Jahr 2003 mit seiner Ehefrau Isa in seinem Eiscafé Cellino, ist vorige Woche gestorben. Archi
Abschied: Conrad Di Liello, hier auf einem Bild aus dem Jahr 2003 mit seiner Ehefrau Isa in seinem Eiscafé Cellino, ist vorige Woche gestorben. © Archivfoto: Hans-Peter Niesen/nh

Er war bekannt wie „ein bunter Hund“ in Northeim. Nun ist Corrado Di Liello, den viele als Conrad vom „Café Klo“ kennen, verstorben. Ein Nachruf.

Northeim - Alle nannten ihn „Conrad“, kaum jemand kannte jedoch seinen „richtigen“ Namen: Corrado Di Liello. Jetzt ist der bekannte Northeimer italienischer Herkunft im Alter von 84 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Frau Isa und seine beiden Söhne Michael und Marco samt Familien.

In Northeim war Conrad bekannt wie „ein bunter Hund“. Mit ganz viel Herzblut und Humor betrieb er ab Ende der 80er-Jahre sein Eiscafé Cellino am Northeimer Marktplatz. Doch auch der Name des Cafés war kaum jemandem geläufig. Denn entweder ging man „zu Conrad“ oder ins „Café Klo“. Diese liebevolle Bezeichnung hatte die Eisdiele, weil im Keller des Gebäudes eine öffentliche Toilette untergebracht ist.

Conrad war es immer wichtig, dass sich die Menschen bei ihm wohlfühlen, für jeden hatte er nette Worte, diskutierte auch gern über das ein oder andere politische Thema. Doch er wurde nie laut und schimpfte, sondern lächelte jedes böse Wort, das ihm sicher auch mal auf der Zunge lag, mit seinem italienischen Charme einfach weg.

Conrad ist tot: Italiener mit 84 Jahren verstorben - Trauer in Northeim

Doch die italienische Lebensart mit Smalltalk, Cappuccino und leckerem Eis waren ihm irgendwann nicht mehr genug. Er wollte unbedingt seiner Stadt Northeim, die ihm so viele Jahre eine Heimat war, etwas zurückgeben. Viele Jahre engagierte er sich zum Beispiel für die „Aktion Advent“ der HNA und sammelte Spenden für Bedürftige.

Besonders am Herzen lag ihm aber immer auch die Northeimer Waldbühne. Wie oft bedauerte er Ende der Neunziger, dass die Bühne, wunderschön am Gesundbrunnen gelegen, immer mehr verfällt. 2000 legte Conrad dann zusammen mit einigen Mitstreitern mit der Gründung eines Fördervereins den Grundstein für die Wiederbelebung der Anlage.

Trauer in Northeim: Conrad ist tot - Mehr als ein Gastronom

Und Conrad ließ keine Gelegenheit aus, um Spenden zu bitten. Auch da half ihm sicher sein besonderer Charme. Er organisierte Benefiz-Fußballspiele und ließ es sich natürlich nicht nehmen, selbst als „italienischer Kugelblitz“ übers Spielfeld zu flitzen. Und er lockte immer mehr Mitglieder in den Verein, in den „Hochzeiten“ unterstützten mehrere Hundert Northeimer Conrad und seine Mitstreiter. Es wurden Spenden gesammelt, rund 220 000 Euro kamen zusammen. Das komplette Areal wurde saniert und – als wichtigste Investition – eine Bühnenüberdachung gebaut.

2009 löste sich der Verein dann wieder auf: „Wir haben unseren Job erledigt“, sagte Conrad damals stolz. Als dann ein paar Jahre später die Waldbühne wieder in ihren „Dornröschenschlaf“ verfiel und das Gelände mehr und mehr von Unkraut überwuchert wurde, stimmte das Conrad sehr traurig.

Umso mehr freute er sich in einem Gespräch noch im Sommer vorigen Jahres, dass die Bühne nun doch wiederbelebt wird. Da war Conrad schon viele Jahre im Ruhestand – und krank. Trotzdem hat er als „Rentner“ Northeim nicht den Rücken gekehrt und ist zurück nach Italien gegangen, sondern seiner zweiten Heimat Northeim treu geblieben. Und hier wird er am Mittwoch auch beerdigt. (kat)

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