Bürger wollen in Hardegsen Radweg selbst planen

Am neuen Förderkonzept des Landes Niedersachsen für den Radwegebau gibt es Kritik.
Hardegsen/Hettensen – Der Wunsch nach einem besseren Ausbau des Radwegenetzes ist aktuell in vielen Städten und Gemeinden des Landkreises Northeim ein großes Thema. In der Stadt Hardegsen wird man dazu möglicherweise demnächst ganz neue Wege gehen.
Konkret geht es um den Wunsch des Hettenser Ortsrates, einen sechs Kilometer langen Radweg zu realisieren, der entlang der Landesstraße 557 von Ellierode über Hettensen nach Lödingsen führen soll.
Auf Anfrage bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Bad Gandersheim erhielt der Ortsrat die Auskunft, dass für eine schnellere Umsetzung dieses Vorhabens nur ein sogenannter Bürgerradweg in Betracht komme.
Grundvoraussetzung für die Inanspruchnahme dieses Förderprogramms, das das Land Niedersachsen 2020 eingeführt hat, ist allerdings, dass sich alle Bürger, die am Bau dieses Radweges interessiert sind, zu einem Verein zusammenschließen. Der müsste sich dann nicht nur um die Planung des Radweges und den eventuell notwendigen Erwerb von Grundstücken kümmern, sondern sich auch finanziell daran beteiligen.
Die zuständigen Kommunen sollen nach diesem Konzept dann den Verein unterstützen und schließlich die erforderliche Vereinbarung mit der Straßenbaubehörde abschließen. Diese würde dann die Planfeststellung, den Bau und die Unterhaltung des Radweges übernehmen und finanzieren.
„Wer hat sich den diesen Unsinn ausgedacht?“, kritisierte Norbert Müller, der als stellvertretender Vorsitzender des Hardegser Bauausschusses am Montag die gemeinsame Sitzung mit dem Ortsrat Hettensen leitete, das aus seiner Sicht viel zu komplizierte Verfahren.
Ortsratsmitglied Horst Fedry lässt sich aber nicht abschrecken. Er hatte sich im Auftrag des Ortsrates über die Möglichkeiten für den Bau eines Radweges erkundigt und möchte jetzt zumindest versuchen, einen Verein zu gründen. „Auch wenn ich die Fertigstellung wohl nicht mehr erleben werde“, sagt der 74-Jährige und schmunzelt.
Mit der Einführung des Konzeptes Bürgerradweg möchte das Land Niedersachsen das bürgerliche Engagement im Bereich Radverkehr würdigen und unterstützen. Dazu müssen allerdings die interessierten Bürger nachweisen, dass sie sich aktiv einbringen und neben Sach- auch Geldleistungen in das jeweilige Projekt einbringen. Im Landeshaushalt sind seit 2020 jährlich eine Million Euro für Bürgerradwege vorgesehen. Derzeit gibt es landesweit 18 Bürgerradweg-Projekte. (Niko Mönkemeyer)