Seines Erachtens fehle es an Impfstoff und verlässlichen Lieferungen für eine Terminplanung in den impfenden Praxen und bei den existierenden mobilen Impfteams.
„Insbesondere ältere Personen können sich nicht gegebenenfalls stundenlang in eine Warteschlange vor einem niedrigschwelligen Impfangebot ohne Terminvergabe stellen, sondern benötigen Sicherheit und Termine in der vertrauten Praxisumgebung“, meint Boldt, betont aber, dass es für ihn kein Tabubruch wäre, wenn in einer Pandemie nicht nur Ärzte, sondern auch qualifiziertes medizinisches Fachpersonal impft. „Grundsätzlich gilt aber: Schuster bleib bei deinen Leisten.“
Boldt räumt ein, dass die Aufklärung bei Booster-Impfungen von bereits zweimal Geimpften „keine Raketentechnik“ sei. „Eine differenzierte Beratung von bisher nicht geimpften und gegebenenfalls ängstlichen Menschen, ist da aber schon etwas anderes.“
Auch für Dr. Peter Ruhnau, der in Kreiensen eine Praxis für Allgemein- und Arbeitsmedizin betreibt, ist derzeit der Mangel an Impfstoff die größte Sorge und nicht der Mangel an Personen, die impfen können. Grundsätzlich spreche nichts dagegen, dass nicht nur Ärzte, sondern alle dafür ausgebildeten Personen Impfungen verabreichen dürfen, so Ruhnau. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die angedachte Ausweitung auf Apotheken allerdings eher als nicht hilfreicher Aktionismus zu bewerten – zumal die Apotheker, mit denen er gesprochen habe, das auch nicht wollten.
„Wir schaffen in der Praxis derzeit zwischen 200 bis 300 Impfungen in der Woche, sagt Ruhnau. „Und die Termine dafür müssen zeitaufwendig koordiniert werden. Wenn jetzt kurzfristig jemand nicht kommt, weil er in einer Apotheke vielleicht früher einen Termin bekommt, reißt das Lücken und wirft den ganzen Plan über den Haufen.“ Derzeit sei seine Praxis dabei Impfaktionen zwischen Weihnachten und Neujahr zu planen.
„Der Gedanke hat was, denn jede Hilfe wird im Moment gebraucht“, kommentiert Dr. Marcus Kuklau, hausärztlich tätiger Internist aus Northeim, den Vorschlag der Gesundheitsminister. Selbstverständlich müsse nicht jede Spritze von einem Arzt verabreicht werden. Das könne jeder der eine medizinische Grundausbildung habe. „Wichtig ist aber die Logistik vor und vor allem nach einer Impfung“, sagt Kuklau und gibt zu bedenken, dass bei Impfungen durchaus allergischen Reaktionen oder eine Entzündung des Muskels, in den die Spritze gesetzt wurde, vorkommen könnten. Aus seiner Sicht ist die haftungsrechtliche Situation in solchen Fällen unklar, wenn kein Arzt eingebunden wäre. (Niko Mönkemeyer)