Debatte um Northeimer Wallteiche entbrannt

Der Northeimer Stadtentwicklungsausschuss votiert zwar für einen Verzicht auf die geplante Einleitung von Seldewasser in die Wallteiche, doch Kritik steht im Raum
Northeim – Der Vorschlag der Stadtverwaltung und einer Lenkungsgruppe, dass die Stadt Northeim das Projekt Frischwassereinleitung in die Northeimer Wallteiche mit Wasser aus der Seldequelle zu den Akten legen und auf zugesagte Zuschüsse aus einem Klimafördertopf des Bundes verzichten soll, führte zu einer lebhaften Diskussion im jüngsten Northeimer Stadtentwicklungsausschuss.
Letztlich stimmte dass Gremium aber mehrheitlich für den Rückzug aus dem Förderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ . Es gab drei Ja-Stimmen, eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen.
Gegen den Rückzug votierte FDP-Vertreter Eckhard Ilsemann. Er bezeichnete das Vorgehen der Stadt und der mit Vertretern der Verwaltung und mit Bürgern besetzten Lenkungsgruppe als unverständlich. Der Vorschlag, als Ersatz die bereits vorhandene Tiefenpumpe an den Wallteichen mehr als doppelt so viel Grundwasser nach oben pumpen zu lassen wie bislang, um so mehr Frischwasser in die Teiche zu leiten, sei angesichts des Klimwandels „unmöglich“, denn so werde der Grundwasserspiegel weiter abgesenkt.
Die Selde hingegen liefere nach Ilsemanns Worten zuverlässig mindestens die 30 Kubikmeter aus ihrer Quelle und damit eben den Wert, der durch das zusätzliche Pumpen im Untergrund der Wallteiche erreicht werden soll.
Tiefbauamtsleiter Thomas Hunold und Bürgermeister Simon Hartmann (SPD) hielten dem entgegen, dass die Einleitung von Seldewasser aus der rund zwei Kilometer entfernten Quelle am Gesundbrunnen mit dem damit verbundenen Bau einer Pump-Leitung laut einer jetzt vorliegenden Machbarkeitsstudie keine Verbesserung der Wasserqualität in den Teichen bringe, sowohl was die Temperatur als auch was den pH-Wert betrifft (HNA berichtete). Hartmann: „Wenn das so ist, laufen wir Gefahr, nach einer Evaluierung den Zuschuss des Bundes aus dem Klimaprogramm zurückzahlen zu müssen.“
Hintergrund: Für das mit 420 000 Euro an Kosten bezifferte Projekt hat die Stadt Northeim bereits eine Zuschusszusage in Höhe von 315 000 Euro in der Tasche.
Ilsemann (FDP) kritisierte, dass Ratsmitglieder nicht ausreichend in den Prozess mit der Lenkungsgruppe eingebunden worden seien. Der politische Wille sei gewesen, Frischwasser den Teichen zuzuführen, und das werde durch Seldewasser gewährleistet.
Das sahen die zwei SPD-Mitglieder und der Vertreter der Grünen im Ausschuss anders, da nach Expertenaussage keine Verbesserung der Wasserqualität in den Teichen zu erreichen sei. Der Vertreter der FUL im Ausschuss, Rainer Mosch, brachte sogar den provokanten Vorschlag, die Wallteiche einfach zuzuschütten, dann gebe es das Problem nicht mehr.
Die Stadtverwaltung sieht das natürlich anders und schlägt zusätzlich zur Erhöhung der Pumpleistung der Tiefenpumpe im Teichbereich und bei Bedarf Frischwasserzufuhr durch Leitungswasser auch eine Entschlammung der Wallteiche eventuell im Jahre 2025 vor. Sie würde nach derzeitiger Schätzung mindestens 300 000 Euro kosten. Die letzte Entschlammung hatte 1977 mit Einziehung einer Folie stattgefunden. (Axel Gödecke)