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Holzfällen auf dem Wieterkamm in Northeim mit „Pistenraupe“

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Von: Niko Mönkemeyer

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Förster Jonas Fürchtenicht vor einer Hozerntemaschine
Spezialgerät zum Bäumefällen: Förster Jonas Fürchtenicht neben dem Highländer-Harvester, der derzeit auf dem Wieterkamm im Einsatz ist. © Mönkemeyer, Niko

Das Baumsterben im Northeimer Wieter macht umfangreiche Holzfällerarbeiten notwendig.

Northeim – Wie eine Pistenraupe auf dem Skihang kann sich die Spezialmaschine, die derzeit bei den aktuellen Holzfällarbeiten im Northeimer Stadtwald eingesetzt wird, auf dem schwierigen Gelände im Bereich des Wieterkamms bewegen.

Wie Stadtförster Jonas Früchtenicht dazu mitteilte, müssen dort in den kommenden Wochen in großen Umfang Buchen gefällt werden, weil rund 70 Prozent der Bäume in Folge des Klimawandels bereits tot oder zumindest stark geschädigt sind (wir berichteten).

„Wir setzen hier diese Spezialmaschine ein, weil das Gelände mit herkömmlichen Holzerntemaschinen nicht befahren werden kann und das Fällen mit der Motorsäge aufgrund der starken Schäden an den Bäumen zu gefährlich wäre“, erklärt Stadtförster Jonas Früchtenicht.

Vier Personen halten im Wald ein Banner mit Aufschrift Halt! Forstarbeiten! Lebensgefahr! hoch
Sie durften hinter die Absperrung: Förster Jonas Fürchtenicht und Forststudentin Maren Ammer (von links) erläuterten Dorina Erhardt und Tanja Schkwirko von der Northeimer Stadtverwaltung die Vorgehensweise bei den aktuellen Holzfällarbeiten. © Mönkemeyer, Niko

Der 300 PS starke und 650 000 Euro teure Spezialharvester ist mit sogenannten Moorbändern ausgestattet, die zwar auf den ersten Blick wie grobe Panzerketten aussehen, aber extra für empfindliche Böden konzipiert sind und – wie der Name schon sagt – auch auf Moorflächen eingesetzt werden können. Darüber hinaus verfügt die Maschine über eine Seilwinde, mit der der Fahrer das Fahrzeug an Bäumen befestigen kann und dadurch beim Fahren zusätzlich stabilisiert, sodass es nicht wegrutschen kann.

Eine Markierung der zu fällenden Bäume war vor dem Arbeitseinsatz laut Fürchtenicht nicht nötig. „Der Fahrer ist sehr erfahren und weiß selbst, welche Bäume er wegnehmen und wo er sich selbst Rückegassen anlegen muss, um die Flächen bearbeiten zu können“, beschreibt Fürchtenicht die Vorgehensweise. „Bei jedem Arbeitsschritt können je nach Stammdurchmesser bis zu fünf Bäume gefällt und dann zusammen über die Rückegassen zu den befestigten Straßen gebracht werden, wo sie dann erst für den Abtransport zerlegt werden.“

Der Anblick des Wieterkamms werde sich drastisch verändern, weil sehr viele Bäume gefällt werden müssen, räumt Fürchtenicht ein. Die Verdichtung des Bodens und die Schäden an den Wegen würden sich allerdings aufgrund der eingesetzten Technik in Grenzen halten.

Hinsichtlich der Wiederaufforstung des Wieters plädiert Fürchtenicht dafür, eine finanzielle Förderung durch das Bundesprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ in Anspruch zu nehmen. Der Rat der Stadt Northeim wird in seiner nächsten öffentlichen Sitzung darüber entscheiden.

Inwieweit die Folgen des Klimawandels auch Auswirkungen auf den Bereich des sogenannten Mittelwaldes im Wieter haben werden, ist laut Fürchtenicht derzeit noch nicht absehbar.

Klar sei, dass es auch dort hinsichtlich der Schäden an den Buchen einen großen Handlungsbedarf gebe. Die dort notwendigen Maßnahmen vertrügen sich jedoch nicht mit dem historischen Mittelwaldkonzept, das dort praktiziert werde.

Problematisch sei außerdem, dass die zum Teil erst neu aufgestellten Schautafeln in diesem Bereich eine besondere Verkehrssicherheitspflicht für die Stadt Northeim zur Folge hätten. In anderen Teilen des Waldes, wo es solche touristischen Strukturen nicht gebe, sei das nicht der Fall – weil Waldeigentümer für sogenannte waldtypische Gefahren nicht haften müssten und das Betreten des Waldes grundsätzlich auf eigene Gefahr erfolge.

„Das Abmontieren der Infotafeln wäre da sicher die einfachste Lösung, aber die würde sicher auf wenig Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen“, sagt Fürchtenicht.

Insofern müsse es auch hier eine politische Entscheidung geben.

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