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Appell an gegenseitige Rücksichtnahme

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Von: Rosemarie Gerhardy

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Manchmal wird es richtig eng: Der Landwirt kann hier nicht weiterfahren, weil er sonst nicht die erforderlichen zwei Meter Abstand hat. So muss der Radfahrer sich vorbeischlängeln oder ausweichen.
Manchmal wird es richtig eng: Der Landwirt kann hier nicht weiterfahren, weil er sonst nicht die erforderlichen zwei Meter Abstand hat. So muss der Radfahrer sich vorbeischlängeln oder ausweichen. © Niko Mönkemeyer

Radfahrer und Reiter genießen es, auf Feldwegen abseits der Straßen unterwegs zu sein, vergessen dabei aber allzu oft, wessen Wege sie eigentlich nutzen, nämlich die der Landwirte. Wenn dann ein Trecker heranrollt, wird zum Teil nicht Platz für den Landwirt gemacht, sondern auch noch verärgert reagiert, das berichtet der Vorsitzende des Moringer Feldmarkverbands, Christian Hesse.

Landkreis Northeim – „Es gibt immer mehr militante Radfahrer“, bedauert Hesse, dass das Miteinander nicht mehr so friedlich wie früher sei. Es hätte sogar schon Anzeigen gegen Landwirte von Radfahrern und Reitern gegeben.

Inzwischen hat der Moringer Feldmarkverband, dem die Feldwege gehören und der sie auch unterhält, Konsequenzen gezogen. „Wir wollen uns nicht auf unseren Wegen anpöbeln lassen“, so Hesse. Deswegen bleiben nicht nur die schon bestehenden Schranken unten, sondern man werde nun von seinem Hausrecht Gebrauch machen und an die Wirtschaftswege mit Erlaubnis des Landkreises Verbotsschilder anbringen. Damit wird das Reiten und das Durchfahren mit dem Fahrrad verboten. Es ist laut Landkreis auf diesen Wegen nun nur noch das Durchschieben der Fahrräder und das Durchführen der Pferde erlaubt.

„Wir haben nichts gegen Ortsansässige, die die Wege nutzen, Rücksicht nehmen und beispielsweise ins Freibad fahren“, betont Hesse, aber in der Mitgliederversammlung habe man den Beschluss gefasst, dass man den Radfahrbetrieb nicht weiter fördern möchte. Die offizielle Ausweisung des Radwegs entlang der Moore gen Schnedinghausen wurde nun auf Wunsch des Feldmarkverbands von der Stadt Moringen schon entfernt, berichtet Moringens Bauamtsleiter Claus Stumpe.

In der Gemeinde Katlenburg-Lindau hat sich jüngst die Lindauer Feldmarkgenossenschaft gegen die Ausweisung eines Radwegs gen Gillersheim ausgesprochen. Als Gründe wurden laut Bürgermeister Uwe Ahrens jagd- und naturschutzrechtliche Bedenken vorgebracht.

Für die vom Landkreis Northeim zuständigen Radfernwege (Leine-Heide-Radweg, Europaradweg) und deren Beschilderungen gibt es Vereinbarungen mit den Grundstückseigentümern, so die Northeimer Kreisverwaltung. Meinolf Ziebarth vom ADFC Kreisverband Northeim ergänzt, dass auch in zahlreichen Kommunen Gestattungsverträge abgeschlossen wurden.

Meinolf Ziebarth vom Northeimer Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) erklärt, ihm seien keine akuten Konflikte zwischen Landwirten und Radfahrern bekannt. Auch er nutze gern die Wege abseits vom Autoverkehr und habe noch keine Probleme erlebt. „Im Gegenteil, man grüßt sich und bei Notwendigkeit macht man Platz“, rät er allen zu einem respektvollen Umgang. Im Göttinger Land stehen dazu Schilder „Rücksicht macht Wege breit“, findet Ziebarth lobende Worte für diese Aktion.

Auch Manuel Bartens, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Landvolk Northeim-Osterode, glaubt, dass es nur selten zu Konflikten zwischen Radfahrern, Reitern und Landwirten kommt. Er appelliert ebenfalls an ein rücksichtsvolles Miteinander. Sollte es mal Probleme geben, bietet er an, zwischen den Parteien zu vermitteln.

Er erklärt das besondere System in Südniedersachsen: Hier werden die Wege von den Feldmarkgenossenschaften und -verbänden unterhalten. Sie seien auch für den Wegebau zuständig. Die Wege seien deshalb in der Regel gut in Schuss, lobt er das „tolle System der Selbstverwaltung“.

Er ist sich sicher, dass normalerweise die Landwirte nichts gegen Radfahrer haben. Allerdings sei aber gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich. So sollten Radfahrer möglichst einem Trecker ausweichen und ihn nicht ausbremsen, und die Landwirte sollten so weit wie möglich zur Seite fahren, rät er. Denn die Landwirte müssten zügig zu ihren Feldern kommen, es sei ja ihre Arbeit.

Radfahrer, Reiter und Fußgänger sollten auch nicht die Größe der heutigen landwirtschaftlichen Fahrzeuge unterschätzen, so Bartens. (rom)

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