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Neuer Riesen-Bagger vergrößert Northeimer Freizeitsee

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Von: Axel Gödecke

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Der Stahlaufbau setzt auf die im Wasser schon wartenden Pontons auf. Was noch fehlt, ist das Kranfahrwerk, auch Katze genannt, das später auf den Schienen in 18 Metern Höhe gleiten wird. Das 42 Tonnen schwere Teil wird in zwei Wochen angeliefert und aufgesetzt.
Der Stahlaufbau setzt auf die im Wasser schon wartenden Pontons auf. Was noch fehlt, ist das Kranfahrwerk, auch Katze genannt, das später auf den Schienen in 18 Metern Höhe gleiten wird. Das 42 Tonnen schwere Teil wird in zwei Wochen angeliefert und aufgesetzt. © Hubert Jelinek

Auf dem Northeimer Kiessee wird ein riesiger neuer Schwimmbagger eingesetzt. Jetzt wurde er angeliefert und am Ufer zusammengebaut.

Northeim – Er ist 34 Meter lang, über 18 Meter hoch und 350 Tonnen schwer: der neue Schwimmbagger der Kiesabbaufirma August Oppermann auf dem Northeimer Kiessee. Am Dienstagvormittag schwebte das am Ufer vormontierte stählerne Bockgerüst, auf dem das Kranlaufwerk des Tiefengreifers später gleiten wird, auf die beiden im Wasser bereitliegenden Pontons ein.

Die Pontons sind allein jeweils 60 Tonnen schwer und 34 Meter lang. Sie kamen bereits vor drei Wochen aus Polen mit zwei Schwertransporten über die nahe Autobahn nach Northeim, wurden am Kieswerkgelände am Nordufer zu Wasser gelassen und dann einzeln mit einer Schute über zwei Kilometer ans Südufer geschleppt.

„Dafür mussten wir eigens zuvor das Eis auf dem zugefrorenen See brechen“, berichtet Arnd Heringhaus, technischer Geschäftsführer der Firma Oppermann von den überraschenden Wetterkapriolen, die so im Zeitplan nicht eingeplant waren.

Arbeit in luftiger Höhe: Um den Aufbau des Tiefengreifers millimetergenau auf die Pontons abzusenken, sind auch Kommandos von oben für die Kranführer nötig.
Arbeit in luftiger Höhe: Um den Aufbau des Tiefengreifers millimetergenau auf die Pontons abzusenken, sind auch Kommandos von oben für die Kranführer nötig. © Hubert Jelinek

Der Stahlaufbau auf den Pontons sei ebenfalls mittels mehrerer Schwertransporte vom Lieferanten, der Kranwerke Mannheim, nach Northeim gebracht und am Südufer des Kiessees vormontiert worden. Für die Endmontage habe am Südufer eigens eine neue Wasserfläche geschaffen werden müssen, 10 000 Kubikmeter Kies seien dabei ausgebaggert worden.

Ohne Bedienpersonal

Der mehrere Millionen Euro teure Tiefengreifer ist für den Laien ein wahres Wunderwerk der Technik. Der Baggervorgang läuft vollautomatisch ohne Bedienpersonal. Das schwimmende Ungetüm wird nicht nur über GPS satellitengestützt, sondern auch über fünf an Bord befindliche Sonargeräte gesteuert. Letztere tasten den Boden in bis zu 40 Metern mögliche Tiefe ab. „Dabei wird auch erkannt, ob sich der Greifer noch im Kies befindet oder ob im Untergrund schon die Tonschicht ansteht“, erläutert Oppermann-Geologin Karina Schmidt. So sei gewährleistet, dass nur das abgebaut wird, was auch genehmigt sei. Und es werde auch der Abbau im besonders sensiblen Bereich der ICE-Trasse ermöglicht.

Ein Pegelmessgerät liefert zudem automatisch den Wasserstand im See und Lasergeräte überwachen die Innenfläche des Greifers. Falls sich ein Surfer, ein Boot oder ein anderes Hindernis in den Greiferbereich verirrt, erfolgt ein Notstopp.

Zwölf Kubikmeter Kies wird die Schaufel des Tiefengreifers künftig bei nur einem Baggervorgang aus dem See holen, und ihn dann in die zwei zwischen den Pontons wartenden Klappschuten fallen lassen, erklärt Arnd Heringhaus. Die nur von einer Person gesteuerten Schuten verkehren im Wechsel – ein Boot wird gefüllt, während das andere gerade fährt – zum Kieswerk am Nordostufer des Sees. Dort wird die Ladung wieder ins Wasser gelassen und dann mit einem weiteren Bagger erneut an die Oberfläche befördert und auf Förderbänder geladen.

Baggern fürs Seedorf

Der Tiefengreifer wird wohl mindestens die nächsten 20 Jahre eine deutlich sichtbare Landmarke im Norden Northeims sein. In den nächsten vier Jahren soll er dafür sorgen, dass die für ein mögliches Seedorf schon in den 1980er-Jahren geplante Halbinsel entsteht, sagt Heringhaus. Danach soll im südlichsten Seezipfel bis an die ICE-Trasse herangebaggert werden.

Was dann passiert, wird wiederum ein Meisterstück für Techniker, Logistiker und Kranführer werden: In geschätzt acht Jahren soll der 350-Tonnen-Tiefengreifer mittels dann wahrscheinlich zweier 1000-Tonnen-Kräne komplett über die ICE-Bahntrasse gehoben werden, um auf der Ostseite weiter zu baggern, und zwar bis an die alte Nord-Süd-Bahntrasse.

Seefläche wird vergrößert

In 15 Jahren werden dann vielleicht die ersten Wassersportler mit ihren Surfbrettern oder Booten unter der auf Stelzen stehenden ICE-Trasse hindurch gleiten und auf der vergrößerten Seefläche im Südosten des Freizeitsees ihren Spaß haben.

(Axel Gödecke)

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