Das sei auch gut für den Erwerb der Lebenskompetenz und böte zudem Raum sich mit Themen wie Umweltschutz, Gesundheit und Glück auseinanderzusetzen. Allerdings sei es weiterhin sinnvoll Strukturen in der Schule beizubehalten.
Individualisierte Stundenpläne, an die verschiedenen Biorhythmen der Schüler angepasst, seien wünschenswert, aber kaum organisierbar, so Dietmar Wagener. Projektwochen sieht auch er als Option, den starren Stundenplan zeitweise aufzubrechen. Markus Hohmeister schlägt ein Angebot-Nachfrage-Modell vor. Hier wäre eine (zumindest ergänzende) Alternative, Zeiten anzubieten, in denen sich die Kinder und Jugendlichen in Themen vertiefen oder sich Herausforderungen stellen können, die ihnen persönlich bedeutsam sind.
Der Vorwurf, Schule bereite nicht auf das Leben vor (zum Beispiel werde nicht vermittelt, wie man eine Steuererklärung ausfüllt) sei nicht gerechtfertigt, betont Wagener. Schule vermittele Grundkompetenzen, mit denen jeder befähigt werde, der Anleitung zum Ausfüllen einer Steuererklärung zu folgen. Manchmal wünsche man sich, dass die eigentlich „selbstverständlichen“ Kompetenzen wie Rechtschreibung, sinnentnehmendes Lesen oder stilistisch anspruchsvolles Schreiben wieder mehr Raum eingeräumt würde.
Sich darstellen und ausdrücken zu können, seine Gedanken geordnet und für andere verständlich mitzuteilen, nennt auch Hohmeister als wichtiges Ziel im Bereich der Vermittlung von Lebenskompetenz. Dazu gehörten auch Kreativität und kritisches Denken.
Schule wandele sich seit geraumer Zeit von der traditionellen Wissensvermittlung mit sturem Lernen zum entdeckenden Lernen, bei dem das eigenständige und manchmal auch kreative Finden von Lösungsansätzen im Vordergrund stehe, so Wagener mit Blick auf die Zukunft. Digitale Medien tragen zur Umsetzung und Entwicklung neuer Formen des Unterrichts bei, um mehr das forschende und problemorientierte Lernen zu fördern.
Für Hohmeister stellt sich die Schule der Zukunft ganz anders als die jetzige da: Menschen, die mal Lerner und mal Lehrkraft sind, Arbeit an Projekten (in kleinen Gruppen oder in Jahrgängen), eine Anbindung an die Lebenswelt in Arbeitsaufträgen, großzügige Räumlichkeiten zum Lernen und Leben, Einbindung außerschulischer Partner, Praxisanteile, fächerverbindendes Arbeiten, Suche nach Stärken – nicht nach Fehlern. Und das konsequent, jeden Tag, vor Ort und in Distanz, listet er seine Vision auf.
Auch Müller-Wüstefeld hat einen Traum: Schule solle eine Begegnungsstätte für den ganzen Bezirk sein, ein Lebensort, auch mit Angeboten für Eltern und Verwandte. Dort würde nicht in unterschiedlichen Schulformen gedacht, sondern geschaut, wo die Stärken der Einzelnen liegen. Es gebe viele Projekte, aber dennoch eine feste Struktur. Personell sei man multiprofessionell aufgestellt. Da könne man auch sicherlich von anderen Ländern noch einiges abgucken, so Müller-Wüstefeld. (Rosemarie Gerhardy)
Jede zweite Schulleitung nennt projektorientiertes Arbeiten als Zielmodell, 28 Prozent würde eine fächerübergreifende Konzeption ausreichen, 20 Prozent stehen dem interessengeleiteten Lernen offen gegenüber. Das sind Ergebnisse einer Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, die zeigt, was Schulleitungen beschäftigt und welche Visionen sie haben. Die Studie wurde vom Cornelsen-Verlag in Auftrag gegeben. (rom) cornelsen.de/schulleitungsstudie