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Selde soll in die Teiche fließen

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Von: Olaf Weiss

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Luftbild der Northeimer Wallteiche aus Richtung Westen
ks_vwd316b471797ddbcefdaed5fec57255d75.jpg © Hubert Jelinek

Der Stadtrat hält an dem Plan fest, das Wasser der Selde in die Northeimer Wallteiche einzuleiten.

Northeim – Der Beschlussvorschlag von Bürgermeister Simon Hartmann (SPD), den Plan aufzugeben und auf das dafür bewilligte Fördergeld des Bundes zu verzichten, fand in der Sitzung am Donnerstagabend keine Mehrheit.

Stattdessen stimmten 18 Ratsmitglieder von CDU FDP, FUL und AfD für den Vorschlag der Christdemokraten, in Berlin um eine Fristverlängerung für die Maßnahme zu bitten und außerdem zu prüfen, ob eine Entschlammung der Teiche, eine Filtrierung und eine Entnahme der Fische möglich und außerdem förderfähig seien. 13 Ratsmitglieder stimmten gegen diesen Vorschlag, drei enthielten sich.

Heiner Hegeler CDU-Fraktionschef im Stadtrat
Heiner Hegeler CDU-Fraktionschef im Stadtrat © Jelinek, Hubert

Die Verwaltung hatte zur Begründung, warum der Plan aufgegeben werden sollte, angeführt, dass eine Verbesserung der Wasserqualität durch die Einleitung des Seldewassers nicht erreicht werde. Auch sei die Förderung an die Verwirklichung des Projektes bis Ende Juni geknüpft. Das sei nicht mehr zu schaffen. Dafür gab es heftige Kritik, insbesondere von CDU und FDP. Sie warfen der Verwaltung um Bürgermeister Hartmann vor, das Projekt verzögert zu haben. Der Förderbescheid über 315 000 Euro stamme von November 2021. Seitdem sei außer zweier Treffen der Lenkungsgruppe, die das Projekt begleiten soll, im vergangenen Jahr nichts passiert. „Vielleicht zeigt das einmal mehr, was der Bürgermeister unter einer vertrauensvollen Zusammenarbeit versteht“, sagte CDU-Fraktionschef Heiner Hegeler. Er kritisierte mangelnde Informationen durch Hartmann. So tauche das Ende der Förderfrist am 30. Juni nicht in der Beschlussvorlage auf, das Projekt zu beerdigen. Auch liege die Machbarkeitsstudie, mit der die Verwaltung nun die Aufgabe der Pläne begründen wollte, erst seit März vor.

Es dränge sich für Hegeler der Anschein auf, Hartmann würde die Umsetzung von Beschlüssen, die nicht auf Vorschläge der Verwaltung oder seines politischen Lagers zurückgehen, nur vorantreiben, wenn sie seinem Gusto entsprechen.

Die Verwaltung hatte Ihre Ablehnung der Selde-Einleitung in die Wallteiche zum einen damit begründet, dass weder eine Senkung des ph-Wertes des Wassers noch eine Absenkung der Wasser-Temperatur in den Teichen durch die Einleitung spürbar reduziert werden könne. Zum anderen sei zu erwarten, dass die Wassermenge, die aus der Selde-Quelle sprudelt, infolge der heißer werdenden Großwetterlage sinken werde. Dem hielt in der Ratssitzung Alexandra Sieder (CDU) entgegen, der ph-Wert sei nicht relevant. Gemessen am ph-Wert haben die Teiche nach den Worten von Eckhard Ilsemann (FDP) nahezu Trinkwasserqualität.

Sieder warf der Verwaltung vor, irreführend auf den ph-Wert als entscheidenden Faktor verwiesen zu haben. Ilsemann stellte Teile der Machbarkeitsstudie infrage. Nach seinen Worten sprudelt die Quelle vor allem im Sommer, weil das Regenwasser des Winters so lange brauche, bis es zur Quelle gesickert sei. Nach Messungen, die er gemeinsam mit Ratsmitgliedern der SPD und der Grünen vorgenommen habe, könnten 130 Kubikmeter Wasser pro Tag in die Teiche geleitet werden.

Eckhard Ilsemann FDP-Fraktionsvorsitzender
Eckhard Ilsemann, FDP-Fraktionsvorsitzender. © Hubert Jelinek

Ihr Wasser würde somit alle 15 Tage getauscht. Auch eine Temperatursenkung sei möglich. Die Verfasser der Machbarkeitsstudie gehen von nur 40 Kubikmeter Wasser pro Tag aus. Laut Ilsemann ist dabei der Anteil des Wassers, der bis zum Eintritt in die Teiche verdunstet, mit 70 Prozent unverständlich hoch kalkuliert worden: Da das Wasser auf zwei Kilometern in einem Rohr zu den Teichen fließen soll, gebe es in diesem Bereich keine Verdunstung mehr. Lediglich die 20 Prozent Verlust bis zur Stadtgrenze sei korrekt.

Einig waren sich die Ratsfraktionen, dass eine Einleitung von Brunnenwasser (bisher 33 Kubikmeter täglich) und die Einleitung von Trinkwasser von den Stadtwerken Northeim in die Teiche nicht länger infrage komme. (Olaf Weiss)

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