Rätsel um lauten Knall über Nordhessen und Südniedersachsen – was dahinter steckt

Ein lauter, dumpfer Knall lässt seit etwa 11.30 Uhr Nordhessen und Südniedersachsen rätseln: Was hat das Geräusch, das offenbar Bilder von der Wand fielen ließ, ausgelöst?
Die Pressestellen von Feuerwehren und Polizei können Entwarnung geben: etwaige Meldungen über eine Explosion gibt es nicht. Damit scheidet ein Unglücksfall aus - diesen von Eschwege, Bad Sooden-Allendorf oder Witzenhausen in Nordhessen bis hoch in die Gemeinde Kalefeld in Südniedersachsen zu hören, wäre bei dieser Distanz auch unwahrscheinlich.
Aufschluss gibt ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr mit Sitz in Köln. Ein Tornado des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“ hat im Rahmen eines Übungsfluges die Region kurzzeitig in Überschallgeschwindigkeit überflogen. Das Flugzeug hatte dabei eine Höhe von rund 11.580 Meter über dem Meeresspiegel mit südlichem Kurs über Südniedersachsen und Nordhessen. Nach Informationen unserer Zeitung war das Flugzeug in Schleswig-Holstein gestartet und Kurs auf Ingolstadt genommen.
Lauter Knall über Nordhessen: Spekulationen im Internet
Im Internet wurde unterdessen in zahlreichen Gruppen über die Ursache diskutiert, selbst Explosionen wurden nicht ausgeschlossen. Können sie aber, wie eine Abfrage bei örtlichen Pressestellen bestätigt. Bei den Leitstellen von Feuerwehr sowie den Polizeidienststellen hatten sich etliche Bürgerinnen und Bürger gemeldet. Nutzer berichten im Netzwerk Twitter gar von Bildern, die von der Wand gefallen sind - so in Bad Sooden-Allendorf.
In der Göttinger HNA-Redaktion hatten sich zudem Leserinnen und Leser gemeldet, die Sorge um eine mögliche Explosion einer der Bomben am Schützenplatz hatten. Auch das hatte sich - glücklicherweise - nicht bestätigt. (Konstantin Mennecke)
Das ist ein Überschall-Knall
Wie entsteht ein solcher Überschall-Knall?
Der laute Knall ist hörbar, wenn die Schallwellen - ausgelöst durch ein Flugzeug beispielsweise - unser Ohr erreichen. Was wir unter „Luft“ verstehen, ist ein Stoffgemisch aus verschiedenen Gasen. Die Zusammensetzung ist nicht immer gleich, mit etwa 80 Prozent ist aber hauptsächlich Stickstoff vorhanden. Sauerstoff steht mit 20 Prozent an zweiter Stelle.
Alle Stoffe setzen sich aus Molekülen zusammen, die ständig in Bewegung sind. Laut des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation werden die Flugzeuge bei einer Bundeswehr-Übung teilweise auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt, wodurch die Moleküle in der Luft schnell zusammengedrängt werden und eine Druckwelle entsteht, die als lauter Knall wahrgenommen wird. Schall breitet sich mit etwa 343 Metern pro Sekunde aus. Damit ein Flugzeug die sogenannte Schallmauer durchbricht, muss es etwa mit 1200 km/h unterwegs sein.
Als Schallmauer wird die Erhöhung der Dichte, und damit auch des Widerstandes, gegen das ein schnelles Objekt ankämpfen muss, bezeichnet. Das gleiche Prinzip gilt auch bei einem lauten Knall einer Peitsche.
Wenn ein reguläres Flugzeug durch die Luft fliegt, ist übrigens kein lauter Knall zu hören, aber auch hier werden die Moleküle zusammengedrängt. Da dies aber bei niedrigerer Geschwindigkeit passiert, haben die Moleküle genug Zeit, die Bewegung auszugleichen.