Eine erste Ausschreibung hatte laut Stadtverwaltung zu keinem Ergebnis geführt, weil man wegen nicht vergleichbarer Unterlagen der Anbieter kein wirtschaftlichstes Angebot habe ermitteln können. Sie wurde deshalb per Ratsbeschluss vom 13. Oktober aufgehoben.
Dann sollte es eigentlich ein neues Ausschreibungsverfahren mit einem nach anderen Kriterien erstellten Leistungsverzeichnis geben. Dazu, so schreibt die Verwaltung, sei auch ein Bedarf von insgesamt 165 Geräten ermittelt worden, die nach Hochrechnung 460 000 Euro gekostet hätten. Hinzu wären noch Strominstallations- und Wartungskosten gekommen. Auch ein Antrag auf Förderung beim Land war gestellt und am 3. November mit 131 000 an Zuschüssen positiv beschieden worden.
Dann stellte sich jedoch heraus, dass dieser Zuschuss wohl nicht mehr fließen kann. Grund: Der Kauf der Geräte muss bis Ende Januar 2023 über die Bühne gehen, in dieser Zeit lassen sich eine erneute europaweite Ausschreibung und der Kauf aber nicht mehr hinbekommen.
Als zweiten Grund für den Verzicht auf neue Luftfiltergeräte führt die Verwaltung an, dass das Covid-19-Virus seine Schrecken verloren und die Pandemie endemisch geworden sei, die Bevölkerung sei effektiv geimpft, und es gebe antivirale Medikamente. Nach Empfehlungen des Umweltbundesamtes sei neben der Einhaltung der Hygieneregeln („AHA“) regelmäßiges Lüften über Fenster die wichtigste Maßnahme zur Reduzierung der Virenmengen, um eine gesunde Raumluft zu erhalten.
Das Geld für die Luftfilter könnte stattdessen in die Verbesserung der städtischen Bildungseinrichtungen (Digitalisierung, Mittagsverpflegung) sowie in gesundheitliche Prävention oder auch feste Raumluft-Anlagen investiert werden, so die Northeimer Stadtverwaltung.
Der Landkreis Northeim hat unterdessen seine 22 kreiseigenen Schulen bereits mit insgesamt 509 mobilen Raumluftreinigern ausgestattet. Das teilte die Kreisverwaltung mit. Den kreiseigenen Schulen sei mit Verweis auf notwendige Energiesparmaßnahmen nach den Sommerferien mitgeteilt worden, dass sie in der warmen Jahreszeit in gut zu belüftenden Klassenräumen auf den Betrieb der Geräte verzichten sollten. Jetzt im Winter könnten aber alle Anlagen benutzt werden.
Auch etliche Städte und Gemeinden haben mobile Filteranlagen für ihre Grundschulen gegekauft. So hat die Gemeinde Katlenburg-Lindau alle Klassenräume der Burgbergschule mit mobilen Anlagen ausgestattet. Das trifft auch auf die Gemeinde Kalefeld zu, die alle zehn Grundschulklassen mit mobilen Anlagen bestückt hat. In Nörten-Hardenberg hat die Gemeinde 27 mobile Anlagen für alle Klassen der Johann-Wolf-Schule sowie für zwei Kitas gekauft.
Die Städte Moringen und Uslar setzen in der Summe eher auf fest eingebaute Lüftungsanlagen, die nach und nach eingebaut werden.
Die Stadt Uslar hat bereits sämtliche ihrer fünf Grundschulstandorte mit fest eingebauten Geräten ausgestattet. Für die insgesamt 50 Anlagen in allen Klassenräumen wurden 633 000 Euro ausgegeben, wie Bürgermeister Torsten Bauer bestätigt. 506 000 Euro seien vom Bund an Zuschüssen geflossen.
In Moringen sind laut Bürgermeisterin Heike Müller-Otte schon alle Klassenräume im so genannten B-Trakt der Grundschule mit festen Geräten ausgestattet. Weitere sollen noch nach Ende der Sanierung des anderen Traktes folgen, und auch die Kitas sollen solche fest eingebauten Geräte bekommen.
Hardgesen hat wie jetzt wohl auch die Stadt Northeim auf die weitere Anschaffung von mobilen Raumluftfiltern verzichtet.
Die Stadtverwaltung Northeim weist in ihrer Beschlussvorlage für den Rat zu dem von ihr vorgeschlagenen Verzicht auf weitere mobile Raumluftfilter – einige wenige in städtischen Einrichtungen gibt es schon – auch darauf hin, dass sie eine Umfrage unter allen Grundschulen und Kitas im Stadtgebiet gemacht habe. Von den 27 Grundschulen und Kindergärten in städischer und freier Trägerschaft hätten sich zehn Einrichtungen für die Komplett-Ausstattung mit mobilen Luftfiltergeräten ausgesprochen. 17 Einrichtungen hingegen hielten eine Ausstattung für nicht erforderlich.
Von diesen 17 Einrichtungen seien vier für Einzelkäufe beispielsweise für den Mensabereich, den Bewegungsraum oder den Elternbesprechungsraum. Auch aus diesem Grund schlägt die Verwaltung vor, auf einen Großeinkauf von weiteren Geräten zu verzichten und statt dessen vorrangig auf Lüften zu setzen. Die nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene, deren Erfolg auch nach Beendigung der Pandemie anhalten soll, wäre der Einbau von fest installierten raumlufttechnischen (RLT)-Anlagen. Diese könnten als zentrale Anlagen ein Gebäude versorgen, aber auch dezentral als Einzelraumbelüftung realisiert werden, heißt es weiter in der Vorlage.
RTL-Anlagen sicherten deutlich besser eine wirksame Reduzierung von Virusbelastungen als mobile Anlagen. Zudem seien sie für Wärme- und Feuchterückgewinnung verfügbar, schonten die Energiebilanz des Gebäudes und gewährleisteten einen hohen Wohlfühlkomfort im Innenraum. Die hohen Kosten für solche Einbaumaßnahmen seien in der aktuellen wirtschaftlichen Lage für die Stadt Northeim jedoch nicht zu schultern. Investitionsentscheidungen für zentrale Anlagen sollten in Abwägung der Pandemielage eher schrittweise getroffen werden. (Axel Gödecke)