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Zustimmung und Ablehnung im Landkreis Northeim zum Werbeverbot für Süßigkeiten

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Von: Niko Mönkemeyer

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Gummibärchen Süßigkeiten
Gummibärchen © Martin Gerten/dpa

Zu den geplanten Einschränkungen für Süßigkeitenwerbung gehen im Landkreis Northeim die Meinungen auseinander.

Nörten-Hardenberg – Die Einschränkung der Werbung für Süßigkeiten ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es sind noch viele weitere Maßnahmen nötig, um das Problem des Übergewichts bei Kindern in den Griff zu bekommen.

So bewertet Dr. Hella Dammeier, die seit 2015 in Nörten-Hardenberg eine Praxis für Kinder- und Jugendmedizin betreibt, den Plan von Bundesernährungsminister Cem Özdemir. Der sieht vor, die Werbung für ungesunde Nahrungsmittel im Fernsehen zwischen 6 und 23 Uhr sowie in einem Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kitas, Spielplätzen und Freizeiteinrichtungen für Kinder zu verbieten.

Dr. Hella Dammeier Kinderärztin
Dr. Hella Dammeier Kinderärztin © Privat

„Bei Befragungen geben Eltern an, dass bereits fünfjährige Kinder bis zu 90 Minuten täglich vor dem Fernseher sitzen“, berichtet Dammeier aus ihrer eigenen Praxis. Bei erlaubten drei Werbeunterbrechungen pro Stunde sei offensichtlich, welch große Wirkung die Werbung bei Kindern entfalten kann.

Dabei sei der Fernsehkonsum mit Werbeunterbrechungen sogar dreifach ungünstig, betont Dammeier. Durch die Werbeunterbrechungen werd die Zeit vor dem Fernseher, die ohnehin mit Bewegungsmangel verbunden ist, noch einmal verlängert, und darüber hinaus verführt die Werbung auch noch dazu, während des Sitzens vor dem Fernseher, ungesund zu Essen – zumindest, wenn einer der werbefinanzierten Privatsender im Fernseher laufe.

Neben dem Werbeverbot müsse aber auch vor allem bei der Bildung angesetzt werden, um Kinder und Jugendliche vor den Folgen ungesunder Ernährung zu schützen, so Dammeier. In vielen Schulen und Kitas gebe es bereits eine warme Mahlzeit pro Tag mit Gemüse, und insgesamt spiele das Thema gesunde Ernährung dort eine viel größere Rolle als früher.

Allerdings sei zu bedenken, dass für Kinder mindestens 90 Minuten Bewegung am Tag empfohlen werden. „Täglich eine Sportstunde in der Schule wäre eigentlich wünschenswert, aber die Realität sind leider nur 90 Minuten Schulsport pro Woche“, so Dammeier.

„Verbote bringen gar nichts, man muss viel mehr die Menschen überzeugen.“ Mit diesen Worten bringt Tobias Schnabel, Betreiber des Northeimer Edeka-Marktes die Meinung vieler seiner Kollegen aus dem Einzelhandel zu dem Vorschlag von Minister Özdemir auf den Punkt.

Porträt Tobias Schnabel
Tobias Schnabel © ROLAND SCHRADER

Schnabel verweist darauf, dass das umfassende Werbeverbot für Tabakwaren keinesfalls zu einem Rückgang des Zigarettenkonsums geführt habe. Insofern wären lediglich Probleme für die Werbewirtschaft die Folge eines Werbeverbots.

Schnabel bestreitet nicht, dass der Konsum von Süßigkeiten negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, sieht aber da eher die Eltern und die Schulen in der Pflicht, die Kinder entsprechend zu informieren.

Verbote gebe es in Deutschland schon genug. Da müsse jetzt nicht noch eins hinzukommen. „Der Vorschlag des Ministers ist insgesamt keine runde Geschichte“, so Schnabel (Niko Mönkemeyer)

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